Erste Leitzinsanhebung seit fast 4 Jahren

Foto: National News Bureau Of Thailand
Foto: National News Bureau Of Thailand

BANGKOK: Die thailändische Zentralbank (BOT) hat am Mittwoch (10. Aug.) zum ersten Mal seit fast vier Jahren ihren Leitzins angehoben. Mit der Leitzinsanhebung will die BOT der steigenden Inflation entgegenwirken. Darüber hinaus hat sie weitere, schrittweise Erhöhungen angekündigt, da die wirtschaftliche Erholung an Fahrt gewinnt.

Die BOT, die zu den am wenigsten aggressiven Zentralbanken Asiens gehörte, hob ihren eintägigen Rückkaufsatz von 0,50 auf 0,75 Prozent an, da die Verbraucherinflation in der Nähe von 14-Jahres-Höchstständen liegt.

Der geldpolitische Ausschuss (MPC) erklärte, weitere Erhöhungen würden „schrittweise und maßvoll im Einklang mit den Wachstums- und Inflationsaussichten“ erfolgen.

Don Nakornthab, Direktor in der Abteilung für Finanzstabilität der Bank, sagte, dass der Zinssatz im Vergleich zu einem Durchschnitt von 2 Prozent in den letzten zwei Jahrzehnten immer noch niedrig sei, so dass es eine Weile dauern werde, dieses Niveau zu erreichen.

Thailand hat seinen politischen Fokus auf die Unterstützung der wirtschaftlichen Erholung beibehalten, die vor allem wegen der Einreisebeschränkungen während der Covid-19-Pandemie hinter der seiner Nachbarländer zurückgeblieben ist. Der lebenswichtige Tourismussektor hat gerade erst begonnen, sich zu erholen, nachdem die Beschränkungen gelockert wurden.

Angetrieben von den Energiepreisen stiegen die Verbraucherpreise im Juli um 7,61 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – entgegen die Zielspanne der BOT von 1 bis 3 Prozent.

Die Bank geht davon aus, dass die Inflation für den Rest des Jahres hoch bleiben wird, bevor sie im Jahr 2023 allmählich auf ihren Zielbereich zurückgeht, da der Preisdruck auf der Angebotsseite nachlässt.

Piti Disyatat, Sekretär des MPC, sagte in einer Erklärung, dass sich die thailändische Wirtschaft dank des unerwartet starken Auslandstourismus voraussichtlich weiter erholen werde.

Er fügte hinzu, dass die Wirtschaft bis Ende 2022 wieder das Niveau von vor der Pandemie erreichen dürfte und weiter an Fahrt gewinnen wird.

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Leserkommentare

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Detlev 17.08.22 16:40
Stefan M.
Ich beobachte seid 13 Jahren die Abhängigkeit von Baht, Euro und US Dollar. Kann dir noch sagen,dass es den Baht nicht interessiert. Sie machen ihre Währung wie sie möchten.Sehe dir auf vielen Portalen den Kurs in den letzten Jahren an. Euro Stark-Baht Stark.Euro schwach - Baht hat sich nicht geändert,usw..
Ling Uaan 17.08.22 13:37
Fast 25 % des BIP aus dem Tourismus …
Die Einnahmen aus dem (internationalen) Tourismus werden hier im Forum oft überbewertet.
Lt. TAT war der Beitrag des Tourismus zum BIP 2019 17,7%, davon 11,3% international und 6,4% lokal. Und der lokale Tourismus läuft ja schon wieder ganz gut.

Vielleicht hat das mit der Anhebung des Leitzinses ja doch was mit der Inflation zu tun, bzw. mit deren Bekämpfung, wie im Artikel beschrieben.

Das Thailand keine Bums- und Sauftouristen mehr haben möchte wurde ja schon kommuniziert und ist IMHO auch verständlich. Aber das ist ein anderes Thema.
Rolf W. Schwake 17.08.22 00:10
Mir kommt es so vor ...
... als wenn Thailand keine Farangs aus Europa, USA, Australien pp mehr haben möchte. Statt dessen liest man im FARANG immer von den zunehmenden Strömen an indischen und chinesischen Touristen, die ich bislang in den letzten Jahren höchst selten gesehen habe - zumindest dort, wo das Geld locker sitzt. Und Chinesen waren immer in Rudeln unterwegs mit chinesischer Führerin, aßen in chinesischen Restaurants, wohnten in chinesischen Hotels - wo die soviel Thai-Geld gelassen haben können, ist mir schleierhaft. Inder habe ich höchst selten gesehen. Wenn einem Land wie Thailand der Tourismus mit fast 42 Millionen Besuchern 2019 wegbricht und dadurch fast 25 % des BIP verlustig gegangen sind, dann könnte der Tourismus nur angekurbelt werden, wenn der Baht um dieselbe Prozentzahl abgewertet wird, um die fehlenden Ausländer durch einen günstigen Wechselkurs zu animieren. Macht man den Baht dagegen teuer, gibt man dadurch zu verstehen, daß man die herkömmlichen Touristen nicht mehr will. Schade und ein extremer Verlust für das thailändische Inland, wo Millionen Menschen genau auf dieses Geld warten und angewiesen sind.
Erwin Gasser 16.08.22 19:20
Euro-Kurs
Genau das ist das Problem: Der EURO steht doppelt unter Druck, einmal wegen des starken Dollars und nun auch noch wegen des erstarkten Baht. Beide Währungen wurden von den jeweiligen Notenbanken gepuscht ! Und im Euroland werden die "armen" Südländer unterstützt, die bei vernünftiger Geldpolitik der EZB schon lange pleite wären !
Stefan Maiwald 16.08.22 12:50
@ thochem Bittrow
Das mit dem "abkacken" des Euro zum Baht hängt auch ein Stück weit an der Stärke oder Schwäche des € zum USD. Habe die letzten 12 Monate häufig 5-stellige Beträge zwecks Hausbau nach TH transferiert und natürlich im abgewartet, bis der Kurs relativ günstig war. Den USD musste ich hierbei auch immer im Fokus haben.
thochem Bittrow 15.08.22 21:10
Nachteil für den Euro
Wie immer wenn eine Notenbank die Zinsen anhebt, und eine andere wie die EZB ( Rücksicht auf die ach so armen Südländer) sich zurückhält wird die erstere aufgewertet. Der Baht und Thailand werden wieder interessanter als Investment und Geldanlage, der Euro "kackt" ab. Natürlich ist das alles noch recht überschaubar, das Pflanzchen " GDP and interest" ist noch zart...