Erste Corona-Fälle im Rohingya Flüchtlingslager

Rohingyas-Flüchtlinge versammeln sich in der Nähe des Zauns in der
Rohingyas-Flüchtlinge versammeln sich in der Nähe des Zauns in der "Niemandsland"-Zone zwischen Bangladesch und Myanmar. Foto: epa/Nyein Chan Naing

DHAKA: In Bangladesch sind in einem der größten Flüchtlingslager weltweit erstmals Menschen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Es handle sich dabei um einen Rohingya-Flüchtling aus dem benachbarten Myanmar und einen Einheimischen, der ebenfalls im Lager lebe, sagten die zuständigen Behörden der Deutschen Presse-Agentur. Die beiden würden in ein Isolationszentrum innerhalb des Lagers gebracht. Zweitausend ihrer engen Kontakte sollten demnach ebenfalls in Quarantäne.

Deutschland will nun zehn weitere Millionen für Entwicklungshilfe vor Ort zur Verfügung stellen, um die Verbreitung des Virus möglichst einzudämmen, wie Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) der Deutschen Presse-Agentur sagte. «Ein Corona-Ausbruch hat hier verheerende Folgen», sagte er. «Isolation, Abstand und Händewaschen sind nicht im erforderlichen Maße möglich.» Momentan würden Abwässer quer durch die Lager fließen. Das Geld soll zusätzlich zu 15 Millionen kommen, die der Minister bei einem Besuch im Lager vor drei Monaten angekündet hatte, und innerhalb von drei Jahren ausgegeben werden. Es soll unter anderem für den Bau neuer Toiletten und Schulen, für Abwasserreinigung, Seife zum Händewaschen sowie den Aufbau von Gesundheitsstrukturen verwendet werden.

Das südasiatische Bangladesch gehört zu den am dichtesten besiedelten Ländern der Welt. Im Kampf gegen das Virus ist die Region, wo mehr als eine Million Rohingya-Flüchtlinge leben, nun seit Wochen abgeriegelt. Die Bewohner wurden aufgefordert, in ihren Behausungen zu bleiben, die oft sehr klein sind. Nur Mitarbeiter von Hilfsorganisationen, die Nothilfe leisten, dürfen rein und raus. Die Menschen würden per Radio, mit Videos und Postern über Schutzmöglichkeiten aufgeklärt, hieß es vom UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR.

Im ganzen Land mit seinen 160 Millionen Einwohnern gebe es gerade einmal geschätzte 2000 Beatmungsgeräte, hieß es von Save the Children. In den Rohingya-Lagern gebe es zudem zurzeit überhaupt keine Intensivpflegebetten. In Bangladesch sind inzwischen mehr als 18.000 Infektionen bekannt, knapp 300 Menschen sind im Zusammenhang mit der Lungenkrankheit gestorben.

Die meisten der Rohingya-Muslime waren vor der Verfolgung im buddhistisch geprägten Myanmar nach 2017 ins Nachbarland Bangladesch geflohen. UN-Ermittler sprechen von einem «anhaltenden Völkermord». Die Führung von Myanmar bestreitet das.

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