Erneut Studenten in Istanbul festgenommen - weitere Proteste

Türkische rechte Demonstranten schreien Parolen gegen das Armeniertreffen vor dem Konferenzsaal der Bilgi Universität in Istanbu. Foto: epa/Tolga Bozoglu
Türkische rechte Demonstranten schreien Parolen gegen das Armeniertreffen vor dem Konferenzsaal der Bilgi Universität in Istanbu. Foto: epa/Tolga Bozoglu

ISTANBUL: Im Zusammenhang mit Protesten von Studenten an der renommierten Bogazici-Universität in Istanbul sind 14 weitere Personen festgenommen worden. Damit stieg die Gesamtzahl der Festgenommenen auf 36, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Der Anwalt Cagan Yazici bestätigte der Deutschen Presse-Agentur weitere Festnahmen von Studenten am Mittwoch, konnte aber keine Zahl nennen. Zugleich gab es neue Proteste gegen den von Präsident Recep Tayyip Erdogan eingesetzten neuen Direktor Melih Bulu, der der Regierungspartei AKP nahesteht.

Hunderte Studenten versammelten sich trotz eines Versammlungsverbots auf dem Campus der Bogazici-Universität und skandierten: «Die Universitäten sind frei und werden frei bleiben», wie auf Videos zu sehen war. Sie forderten die Freilassung ihrer Kommilitonen und den Rücktritt des neuen Direktors Bulu. Anschließend liefen die Studenten am Ufer des Bosporus entlang zur Fähranlegestelle, wie eine dpa-Reporterin beobachtete. Sie wollten ihren Protest im asiatischen Teil der Stadt fortsetzen.

Der Istanbuler Gouverneur Ali Yerlikaya hatte zuvor Versammlungen in der Gegend der Universität untersagt. Als Grund nannte er die Corona-Pandemie. Die Polizei sperrte den Eingang zur Universität ab.

Studierende protestieren seit Montag gegen die Ernennung Bulus zum Direktor der Bogazici-Universität durch Erdogan. Seit Inkrafttreten des Präsidialsystems im Juli 2018 ist Erdogan alleine berechtigt, Rektoren an staatlichen Universitäten einzusetzen. Bereits mit dem Ausnahmezustand nach dem Putschversuch 2016 war den Hochschulen das Recht entzogen worden, ihre Direktoren selbst zu wählen.

Die Studenten kritisieren unter anderem die Nähe Bulus zur AKP. Sie verurteilten die Ernennung aber auch als undemokratisch und gegen die Tradition der Universität, ihre Direktoren selbst zu wählen.

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