KABUL: In Afghanistan setzen die militant-islamistischen Taliban ihre Offensiven im Land fort. In der Nacht zu Sonntag (Ortszeit) haben sie ein weiteres Bezirkszentrum in der Provinz Fariab im Norden des Landes angegriffen. Vor der Polizeistation im Zentrum des Bezirks Kaisar sei eine Autobombe detoniert. Der örtliche Polizeichef und mindestens acht seiner Polizisten seien ums Leben gekommen, sagte der Bezirksgouverneur Abdul Baki Haschimi der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag.
Seit dem Beginn des Abzugs der internationalen Truppen aus Afghanistan haben die Taliban ihre Angriffe in dem Krisenland intensiviert. Mindestens sieben Bezirke sind seither an sie gefallen, drei alleine seit Donnerstagnacht (Ortszeit).
Die Taliban hätten die Polizeistation und ein daneben liegendes Gebäude der Ortsverwaltung übernommen und mehrere Sicherheitskräfte gefangen genommen, sagte Haschimi. Die Islamisten versuchten nun, das Gebäude der Bezirksverwaltung, eine Einheit der Armee und des Geheimdienstes NDS zu überrennen.
Mindestens zwei Sicherheitskräfte seien auch im Dorf Kohi in dem Bezirk getötet worden, das neben dem Bezirkszentrum als einziges noch unter Kontrolle der Regierung sei. Einem Provinzrat zufolge sind die Verluste der Regierung noch viel höher. Bis zu 30 Sicherheitskräfte seien ums Leben gekommen.
Experten befürchteten eine Zunahme an Taliban-Angriffen mit Beginn des Abzugs der US- und anderer Nato-Truppen. Es ist unklar, wie sehr die internationalen Truppen aktuell die Sicherheitskräfte der Regierung noch unterstützen. Der Abzug soll bis spätestens 11. September abgeschlossen sein.
Zweifellos spielen dabei die Drogen eine wichtige Rolle. Praktisch alles wird über Pakistan ausser Landes geschafft. Man schätzt das Geschäft mit dem Opium auf rund 5 Milliarden $ / Jahr, wobei der Anteil der Taliban "nur" rund 150 Millionen betragen soll. Wohin fliesst der Rest?
Ihre Forderung, das afghanische Volk müsse verstärkt mithelfen ist ein Affront sondergleichen.. Seit dreissig Jahren wird die Zivilbevölkerung von den Taliban terrorisiert. Die Taliban richten sich bei Anschlägen gezielt gegen die afghanische Zivilbevölkerung. Zivilisten sind mehr als doppelt so häufig das Ziel tödlicher Anschläge der Taliban als afghanische Regierungstruppen oder Truppen der ISAF. Sie verbrannten ganze Landstriche und rissen ganze Städte nieder. Die Stadt Istalif, welche über 45.000 Einwohner hatte, wurde z. B. gänzlich zerstört und umliegendes Agrarland in Brand gesteckt. Die Einwohner wurden ermordet oder vertrieben. Die stärksten Armeen sind gescheitert, was will da die Zivilbevölkerung noch mithelfen?
Das gleiche gilt für die afghanischen Soldaten. Alleine zwischen 2014-2019 sind 45.000 Soldaten der Nationalarmee im Kampf gegen Gruppierungen, wie den Taliban und den islamischen Staat gefallen. Zum Vergleich, die Verluste der Taliban betrugen in der gleichen Zeit ca. 8000 Soldaten, die der USA und ihrer Verbündeten rund 500.