Abschiebeflug in Afghanistan eingetroffen

Foto: epa/Boris Roessler
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KABUL: Für die meisten der größtenteils jungen Männer, die nach Afghanistan abgeschoben werden, ist die Ankunft erst einmal ein Schock. Viele wissen nicht, wie es weitergehen sollen. Einige schmieden schon Pläne für eine Rückkehr nach Deutschland.

In der afghanischen Hauptstadt Kabul ist am Donnerstagmorgen erneut ein Flug aus Deutschland mit abgeschobenen Menschen eingetroffen. Die Maschine sei mit 39 abgeschobenen Afghanen an Bord gegen 07.25 Uhr Ortszeit gelandet, teilten Beamte am Flughafen mit. Es war die 33. Sammelabschiebung seit dem ersten derartigen Flug im Dezember 2016.

Malangshah Delawarzada (18) aus der westlichen Provinz Herat sagte nach der Landung: «Ich weiß wirklich nicht, warum ich abgeschoben wurde. Mein Antrag wurde einmal abgelehnt, darüber wurde ich nicht einmal informiert.» Er habe in Deutschland studiert und wolle jetzt erst einmal in Afghanistan bleiben. «Aber ich bin mir unsicher über die Zukunft und weiß nicht, was passieren wird.»

Mohammad Fahim Noori, (23), der auch aus Herat stammt, war nach eigenen Angaben fünf Jahre in Deutschland und lebte zuletzt in Berlin. «Jetzt ist der Plan, dass ich wieder zurück in den Iran gehe und von dort in die Türkei. Dort würde ich zwei Jahre bleiben und dann wieder nach Deutschland.» Er fügte hinzu: «Wir werden nicht so lange hier in Afghanistan bleiben, weil wir hier nicht leben können. Wir wollen nach Deutschland zurückgehen.»

Bei den bisherigen 32 Abschiebungen hatten Bund und Länder 868 Männer nach Afghanistan zurückgebracht. Die Abschiebungen sind umstritten. Trotz der Aussicht auf Friedensgespräche der afghanischen Regierung mit den militant-islamistischen Taliban geht der Konflikt weiter. Am vergangenen Freitag starben bei einem schweren Anschlag in der Hauptstadt Kabul mehr als 30 Zivilisten. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte den Angriff für sich.

Die USA und die Vertreter der Taliban hatten am 29. Februar ein Abkommen geschlossen, das einen schrittweisen Abzug aller internationaler Truppen aus Afghanistan vorsieht. Im Gegenzug sollen die Taliban unter anderem Friedensgespräche mit der afghanischen Regierung führen.

In den vergangenen zehn Jahren wurden mehr als 100 000 Zivilisten im Land verwundet oder getötet, wie der Chef der UN-Mission in Afghanistan, Tadamichi Yamamoto, Ende Dezember sagte.

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