BANGKOK: Die thailändische Regierung sieht sich mit Kritik konfrontiert, nachdem Pläne zur Erhöhung des nationalen Mindestlohns auf 400 Baht pro Tag bekannt wurden. Die Federation of Thai Industries (FTI) warnt, dass ein erheblicher Teil dieser Lohnsteigerung an Wanderarbeiter aus den Nachbarländern fließen und somit wenig zur Stärkung der einheimischen Wirtschaft beitragen würde.
Wiwat Hemmondharop, stellvertretender Vorsitzender der FTI, betonte, dass Wanderarbeiter jährlich etwa 100 Milliarden Baht an ihre Familien in Myanmar, Laos und Kambodscha überweisen. „Diese Arbeitnehmer geben nur die Hälfte ihres Lohns in Thailand aus und senden den Rest zurück in ihre Heimatländer. Eine Lohnerhöhung würde also eher das BIP unserer Nachbarn stärken als unseres“, erklärte Hemmondharop.
Derzeit verdienen hochqualifizierte Arbeiter in Thailands verarbeitendem Gewerbe zwischen 700 und 900 Baht täglich. Die Befürchtung besteht, dass der neue Mindestlohn diese Gehälter in einigen Branchen auf über 1.000 Baht pro Tag anheben könnte, was zusätzlichen Druck auf die Unternehmer ausüben würde.
Thailand beherbergt zwischen 2,6 und 3 Millionen Arbeitsmigranten, die häufig in Bereichen arbeiten, die von Einheimischen gemieden werden. Diese Tätigkeiten sind oft gefährlich, schmutzig und körperlich anstrengend. Die FTI appelliert an die Regierung, die Lohnerhöhung an die Qualifikation der Arbeitskräfte und die wirtschaftlichen Bedingungen der einzelnen Provinzen anzupassen. Zudem fordert der Verband mehr staatliche Unterstützung und besseren Zugang zu Finanzquellen für Unternehmen. „Etwa 50 Prozent unserer Mitglieder benötigen dringend mehr wirtschaftliche Unterstützung“, fügte Apichit Prasoprat, ebenfalls stellvertretender Vorsitzender der FTI, hinzu.
Mit rund 15.000 Mitgliedsunternehmen spiegelt die FTI eine breite Palette industrieller Interessen wider und unterstreicht die Dringlichkeit einer angepassten Wirtschaftspolitik, die sowohl die Bedürfnisse der Unternehmen als auch die der thailändischen Volkswirtschaft berücksichtigt.