Erfinder des «kleinen Nick» tot

Frankreich trauert um Sempé

Der französische Zeichner und Karikaturist Jean-Jacques Sempe sitzt in seinem Haus in Paris an einem Tisch und zeichnet. Foto: Stephane De Sakutin
Der französische Zeichner und Karikaturist Jean-Jacques Sempe sitzt in seinem Haus in Paris an einem Tisch und zeichnet. Foto: Stephane De Sakutin

PARIS: Jean-Jacques Sempé ist mit den Geschichten des «kleinen Nick» weltbekannt geworden. Die Abenteuer des aufgeweckten Bengels sind bei Jung und Alt beliebt. Nun ist der Zeichner und Cartoonist kurz vor seinem 90. Geburtstag gestorben.

Frankreich trauert um einen Comic-Zeichner, der Generationen in seinen Bann zog: Jean-Jacques Sempé, der Erfinder der berühmten Kindergeschichten um den «kleinen Nick», ist tot. Der Franzose starb am Donnerstag im Alter von 89 Jahren nur wenige Tage vor seinem 90. Geburtstag.

«Wir werden ihn nicht vergessen können. Sein Blick und sein Bleistift werden uns schmerzlich fehlen», reagierte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron auf den Tod des Zeichners. «Jean-Jacques Sempé hatte die Eleganz, immer leicht zu bleiben, ohne dass ihm etwas entging.» Auch zahlreiche weitere Politiker reagierten emotional auf den Tod von Sempé.

Der Verband der französischen Feuerwehr, die derzeit an verschiedenen Stellen des Landes gegen verheerende Waldbrände kämpft, verband ihr Gedenken mit einer konkreten Bitte an Sempé. «Ruhe in Frieden und schick uns den Regen von da oben...», twitterte der Feuerwehrverband am Donnerstagabend mit einem Augenzwinkern.

Für den Schweizer Diogenes Verlag, der Sempés Werke auf Deutsch herausbrachte, würdigte Autor Patrick Süskind den Zeichner: «Bilder, in denen sich die reine Lebensfreude spiegelt, herrliche Gemälde des Schwelgens in Stille, Sinnenlust und Pracht. Die weite Leere der Provinz, der sommerliche Wahnsinn an der Côte d'Azur, das Dorffest irgendwo im Süden - all das ist bei Sempé nicht nur zu sehen, sondern beinahe zu erleben, so sehr gelingt es ihm, uns in seine Bilder hineinzuziehen», schrieb Süskind, der mehrmals mit dem französischen Zeichner zusammengearbeitet hatte.

Der Nachwelt hinterlässt der Zeichner und Cartoonist über 40 Bildbände, in denen er mit liebevoll-ironischem Strich die Welt analysiert. Dabei nahm er den Charme der Bourgeoisie ins Visier, ebenso wie den kleinen Mann und die Reichen und Schönen.

Die Serie um den «kleinen Nick», im Original «Le Petit Nicolas», war vor über 50 Jahren in Zusammenarbeit von Sempé und René Goscinny, dem 1977 gestorbenen Autor der Asterix-Hefte, entstanden.

Die ersten Abenteuer des «kleinen Nick» wurden 1956 in Comic-Form in einer belgischen Zeitschrift veröffentlicht, bevor sie 1959 in der Regionalzeitung «Sud-Ouest» abgedruckt wurden. Seitdem haben sich die Geschichten des aufgeweckten Bengels millionenfach verkauft und wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt. Im Jahr 2009 kamen die Lausbubenstreiche erstmals auf die Leinwand.

Sempé wurde am 17. August 1932 bei Bordeaux geboren. Seine ersten Zeichnungen veröffentlichte er bereits 1950, zunächst noch unter einem Pseudonym. Wenige Jahre später entwarf er Cartoons für Zeitschriften wie «Paris Match», «Marie Claire», «L'Express» und das renommierte Magazin «The New Yorker», für das er mehr als 50 Cover zeichnete. Neben dem Welterfolg «Der kleine Nick» und «Die Geschichte von Herrn Sommer» von Patrick Süskind hat er als Autor und Zeichner zahlreiche Alben publiziert.

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