S-400-Kauf ein «abgeschlossener Deal»

Foto: epa/Alexander Zemlianichenko
Foto: epa/Alexander Zemlianichenko

ISTANBUL (dpa) - Für den türkischen Präsidenten gibt es am umstrittenen Kauf des russischen Raketenabwehrsystems S-400 nichts mehr zu rütteln. Damit dürfte er sich endgültig den Zorn Washingtons zugezogen haben. Und Moskau reibt sich wohl die Hände, wenn die Nato-Partner streiten.

Die Türkei hat den Kauf des russischen Raketenabwehrsystems S-400 nach den Worten von Präsident Recep Tayyip Erdogan bereits abgeschlossen. «Es ist ein abgeschlossener Deal», sagte Erdogan am Mittwochabend bei einer Veranstaltung seiner AKP-Partei in Ankara. «Ich sage nicht, dass die Türkei das S-400-System kaufen will, sondern wir haben es bereits gekauft.» Damit ist weiterer Streit mit den USA rund um das Programm des US-Kampfjets F-35 vorprogrammiert.

Kurz vor der Erklärung Erdogans hatte sein Verteidigungsminister Hulusi Akar gegen Schritte Washingtons protestiert, den Nato-Partner beim Festhalten am S-400-Deal im Gegenzug vom F-35-Kampfjetprogramm der USA auszuschließen. Ein solcher Ausschluss widerspreche dem «Geist des Bündnisses» zwischen den beiden Ländern, sagte der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar am Mittwoch während eines Besuchs in Aserbaidschan.

Die Türkei hat sich bisher dezidiert zu dem mit Russland vereinbarten Kauf des Raketenabwehrsystems S-400 bekannt. Die USA sehen dies als Bedrohung. Washington argumentiert, dass Russland über die in der Türkei installierten Raketen an Daten über die Fähigkeiten der neuen F-35-Tarnkappenflugzeuge gelangen könnte.

In einem am vergangenen Freitag veröffentlichten Schreiben hatte der geschäftsführende US-Verteidigungsministers Patrick Shanahan seinen türkischen Kollegen Akar über die geplanten Maßnahmen informiert, um die türkische Teilnahme an dem Programm ab Ende Juli auszusetzen.

Zwar drücke der Brief die Erwartung aus, eine Lösung zu finden, sagte Akar am Mittwoch. Aber: «Wir haben vom ersten Moment an gesehen, dass der Ton nicht dem Geist des Bündnisses entspricht.» Die Türkei werde in den kommenden Tagen eine Antwort vorbereiten.

Er werde mit Shanahan bei einem Treffen der Nato-Verteidigungsminister Ende Juni in Brüssel zusammenkommen, sagte Akar. Zudem würden die beiden am Donnerstag miteinander telefonieren.

Shanahan hatte der Türkei in der Vorwoche mitgeteilt, das türkische Personal, das an dem neuen F-35-Jet ausgebildet werde, müsse die USA bis zum 31. Juli verlassen. Das Ausbildungsprogramm werde danach ausgesetzt. Das Personal im gemeinsamen F-35-Projektbüro müsse ebenfalls bis Ende Juli ausreisen. Von der weiteren Teilnahme am Runden Tisch der F-35-Programmpartner werde die Türkei ausgeschlossen. Die Türkei werde keine neuen Fertigungsaufträge im F-35-Programm erhalten. Materiallieferungen blieben auf unbestimmte Zeit ausgesetzt.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.

Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Jürgen Franke 23.06.19 14:40
Herr Stevens, bisher ging ich davon aus,
dass die USA und die NATO zusammen gehören
Jürgen Franke 15.06.19 22:20
danke, lieber Michael, für Deinen
gelungenen Beitrag für eine Satiresendung, denn es darf ja wohl nicht wahr sein, dass Dir nicht bekannt ist, wo deutsche Soldaten als Natotruppen weltweit eingesetzt sind. Die machen sogar Aufklärungsflüge über Syrien, um den Amis zu sagen, wo sie ihre Drohnen abfeuern können. 1999 waren die Deutschen auch mit dabei, um Jugoslawien zu bombardieren. Ich bin leider nicht so gut im Verdrängen und Vergessen, wie Du.
Dracomir Pires 15.06.19 10:47
Es wird Zeit ...
… dass die Nato endlich das islamische Land aus dem Bündnis wirft. Die Nato ist auf die Türkei keinesfalls angewiesen. Ganz im Gegenteil, die Türkei ist ein Störenfried und Unsicherheitsfaktor. Wichtig ist noch, dass die Amis ihre Atombomben rasch aus dem unzuverlässigen Land abziehen.
Dracomir Pires 15.06.19 08:43
Es wird Zeit ...
… dass die Nato endlich das islamische Land aus dem Bündnis wirft. Die Nato ist auf die Türkei keinesfalls angewiesen. Ganz im Gegenteil, die Türkei ist ein Störenfried und Unsicherheitsfaktor. Wichtig ist noch, dass die Amis ihre Atombomben rasch aus dem unzuverlässigen Land abziehen.
Ingo Kerp 14.06.19 16:54
So sieht es aus, wenn man sich den Drohungen des Trump erwehrt. Gespannt darf man sein, was der beleidigte Trump sich jetzt für eine Erpressung einfallen läßt. Ohne Frage ist der Kauf der russ. Waffen ein Affront gegen die NATO.