Erdogan kritisiert Griechenland im Gasstreit und will Dialog

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan. Foto: epa/TÜrkisches PrÄsidentenpraesidentenpraesidentenbÜro
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan. Foto: epa/TÜrkisches PrÄsidentenpraesidentenpraesidentenbÜro

ANKARA: Im Streit um Gasvorkommen im Mittelmeer hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan dem Nachbarn Griechenland Heimtücke vorgeworfen und zugleich zu Verhandlungen aufgerufen. «Die Haltung, die Griechenland in der Ägäis und im Mittelmeer an den Tag legt, ist heimtückisch», sagte Erdogan am Donnerstag in Ankara. Er betonte aber auch: «Der Weg zur Lösung im östlichen Mittelmeer geht über Dialog und Verhandlungen.» Wenn man mit «Vernunft und Menschenverstand» vorgehe, könne man eine Formel finden, die die Rechte aller schütze. «Wir sind absolut nicht hinter unnötigem Abenteuer her und suchen keine Spannungen.»

Erdogan wollte noch am Donnerstag mit Bundeskanzlerin Angela Merkel telefonieren. Bereits im Juli hatte Merkel im Gasstreit vermittelt.

Seit Anfang der Woche sucht die «Oruc Reis» südlich von Rhodos und der kleinen Insel Kastelorizo nach Erdgas. Kastelorizo ist nur rund zwei Kilometer vom türkischen Festland entfernt, gehört aber wie Rhodos zu Griechenland. Erdogan sagte, dass Athen dort Rechte einfordere, sei «mit Verstand und Vernunft nicht zu erklären». Er fügte hinzu: «Ich lade Griechenland von hier aus erneut dazu ein, die Rechte der Türkei zu beachten.»

Die Türkei und Griechenland streiten sich seit Jahren um die Ausbeutung von Gasvorkommen. Ankara führt bereits Bohrungen vor Zypern durch - ohne die Genehmigung der Regierung der Republik Zypern.

Das Seerecht der Vereinten Nationen (UN) legt für Küstenländer eine Ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ) fest, die über die Hoheitsgewässer eines Landes hinausreicht. In dieser 200-Meilen-Zone hat ein Staat demnach das alleinige Recht zur Ausbeutung von Bodenschätzen. Liegt die Küste eines anderen Landes näher, gilt die Mittellinie. Griechische Inseln, die nahe an der türkischen Küste liegen, verringern also die türkische AWZ enorm. Die Türkei erklärt, dass Inseln keine AWZ haben und sieht ihre Gasforschungen daher als legitim an. Das Seerechtsabkommen hat sie aber nie unterschrieben, wie etwa auch die USA.

Im Fall Zypern kommt hinzu, dass die Türkei den Norden der Mittelmeerinsel seit 1974 besetzt hält und eine - nur von der Türkei anerkannte - Türkische Republik Nordzypern etabliert wurde. Die gesamte Insel hingegen wird als Republik Zypern international anerkannt und ist seit 2004 EU-Mitglied.

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