Erdogan greift Oppositionskandidaten vor Bürgermeisterwahl an

Foto: epa/Str
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ISTANBUL (dpa) - Nach wochenlanger Zurückhaltung hat sich der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan wieder in den Wahlkampf um das Istanbuler Bürgermeisteramt eingeschaltet.

Dabei griff er am Dienstag in einer Rede in Istanbul den Kandidaten der größten Oppositionspartei CHP, Ekrem Imamoglu, an: «Wir können Istanbul nicht diesen Lügnern überlassen», sagte Erdogan. Er warf Imamoglu zudem vor, Verbindungen zur Gülen-Bewegung zu haben, die die türkische Führung für den Putschversuch vom Juli 2016 verantwortlich macht.

Imamoglu hatte die Bürgermeisterwahl am 31. März zwar knapp gewonnen, die Wahlkommission annullierte das Ergebnis jedoch wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten und gab damit einem Antrag der AKP statt. Die Wahl wird am Sonntag wiederholt. Für Erdogans AKP tritt erneut der ehemalige Ministerpräsident Binali Yildirim an.

Erdogan hatte vor der Abstimmung Ende März mit bis zu acht Auftritten an einem Tag noch massiv Wahlkampf betrieben. Im aktuellen Wahlkampf hielt sich Erdogan jedoch bislang zurück. Der Fokus lag auf Yildirim, der sich Imamoglu am vergangenen Sonntag in einem TV-Duell stellte - das erste seit 2002. Im Fernsehduell hatte Imamoglu jegliche Verbindungen zur Gülen-Bewegung zurückgewiesen.

Erdogan warf Imamoglu zudem vor, einen Gouverneur als «Köter» bezeichnet zu haben und drohte: «Nach der Wahl wirst Du Dich dafür verantworten. Warte nur ab, damit ist es noch nicht vorbei.» Hintergrund ist ein Vorfall am Flughafen von Ordu von Anfang Juni, wo Imamoglu den Gouverneur beleidigt haben soll. Imamoglu weist die Vorwürfe zurück.

Präsident Erdogan wiederholte auch den Vorwurf, dass es bei der Bürgermeisterwahl Ende März «Korruption» und «Diebstahl» gegeben habe. Er rief seine Anhänger dazu auf, seinen «Bruder Binali» zu unterstützen.

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Ingo Kerp 20.06.19 12:00
Das Positive an jedem Despoten ist, er lebt nicht ewig.