Historischer Viehmarkt in Buenos Aires schließt

​Ende einer Ära  

Nach 122 Jahren ist der Hammer auf dem Viehmarkt Mercado de Liniers in Buenos Aires zum letzten Mal gefallen. Foto: epa/Leo La Valle
Nach 122 Jahren ist der Hammer auf dem Viehmarkt Mercado de Liniers in Buenos Aires zum letzten Mal gefallen. Foto: epa/Leo La Valle

BUENOS AIRES: Über 100 Jahre lang wurden auf dem Mercado de Liniers im Herzen der argentinischen Hauptstadt Rinder versteigert. Doch der Markt mit den Gauchos, hölzernen Pferchen und schlammigen Gängen passt nicht mehr in die Zeit. Nun werden die Tiere vor den Toren der Stadt gehandelt.

Nach 122 Jahren ist auf dem Viehmarkt Mercado de Liniers in Buenos Aires zum letzten Mal der Hammer gefallen. Am Freitag wurden auf dem 34 Hektar großen Gelände im Stadtteil Mataderos im Herzen der argentinischen Hauptstadt noch einmal Rinder und Kälber versteigert, bevor der Markt für immer seine Tore schließt. Ab der kommenden Woche werden die Tiere dann auf dem neuen Viehmarkt in Cañuelas vor den Toren der Stadt verkauft. «Das bringt viele betriebliche Vorteile», sagte der Leiter des Marktes, Oscar Subarroca.

Der Mercado de Liniers wurde 1900 eröffnet. Während seiner Hochzeit wurden auf einem der größten Viehmärkte der Welt pro Tag 30.000 Rinder verkauft. Zuletzt öffnete er allerdings nur noch dreimal pro Woche mit durchschnittlich 7000 verkauften Rindern pro Tag. Zwar werden viel mehr Tiere mittlerweile direkt von den Farmen an die Schlachtereien verkauft, aber auf dem traditionellen Markt wird noch immer der Referenzpreis für argentinisches Rindfleisch ermittelt.

Heutzutage wirkt der Markt unter freiem Himmel etwas aus der Zeit gefallen: Die Rinder werden angeliefert, von Gauchos zu Pferde in Gatter getrieben, die Käufer stehen auf Gangways über den Pferchen und ersteigern durch Zuruf ihre Tiere. Der Mercado de Liniers stand auch immer für ein bisschen traditionelle Gaucho-Kultur inmitten der modernen Millionenmetropole Buenos Aires.

Der Umzug wurde bereits 2007 beschlossen, aber mehrfach verschoben. Die Nachbarn hatten sich immer mehr über den Verkehr beschwert. «Pro Tag kamen 300 bis 400 Viehtransporter vom Umland in die Stadt, dort wurden die Rinder verkauft, verladen und wieder aus der Stadt in die Schlachthöfe gefahren», sagte der Viehhändler Carlos Colombo im Fernsehen. «Das hat keinen Sinn.»

Die Rinderzucht hatte Argentinien einst reich gemacht und ist auch heute noch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Rund 53 Millionen Rinder grasen auf den Weiden der Pampa. Zwar essen die Argentinier immer weniger Rindfleisch, mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 47,7 Kilo im Jahr sind sie vor Uruguay, den USA und Brasilien aber immer noch Spitzenreiter.

Zudem spült die Viehzucht dringend benötigte Devisen in die klamme Staatskasse: Rindfleisch macht etwa fünf Prozent der gesamten Exporte Argentiniens aus. Im vergangenen Jahr verkauften die argentinischen Bauern Rindfleisch im Wert von rund 2,8 Milliarden US-Dollar ins Ausland. Hauptabnehmer sind China, Israel, Chile und Deutschland.

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