Elfenbein - in Vietnam boomt das Geschäft mit heißer Ware

Foto: epa/Paul Hilton
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HANOI (dpa) - Eigentlich ist Schmuck aus Elfenbein verpönt, der Handel mit den Elefantenstoßzähnen tabu. In Vietnam blüht das Geschäft trotzdem. Angst vor der Polizei haben die Schmuckhändler nicht.

In die Hang-Bac-Straße in Hanoi gehen Leute mit dicken Portemonnaies. Hier reihen sich edle Schmuckläden aneinander, Gold und Diamanten liegen in den Auslagen. Die begehrtesten Teile gehen allerdings eher unter dem Ladentisch durch: Amulette und Anhänger aus purem Elfenbein.

Mit den Stoßzähnen der Elefanten zu Handeln, ist weitgehend illegal. Das hält Wilderer in Afrika allerdings nicht ab. In Afrika werden nach Schätzungen am Tag 40, 50 Tiere abgeschlachtet. Viele Stoßzähne landen in Vietnam, wissen Ermittler und Tierschützer. Und das Elfenbein-Geschäft läuft gut, wie ein Besuch auf der Hang-Bac-Straße zeigt.

Zahlreiche Unterzeichner des Washingtoner Artenschutzabkommens (CITES) beraten an diesem Donnerstag und Freitag in der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi, wie Wilderern und Schmuggelbanden das Handwerk gelegt werden kann. Die internationale Polizeiorganisation Interpol hat Vietnam als weltweit viertgrößten Schwarzmarkt beschrieben. Elfenbein aus Afrika wird hier vor allem veredelt und als Intarsien in Möbelstücken und Einrichtungsgegenständen oder als Schmuck weiter nach China geschleust.

Die Weltnaturschutzunion (IUCN) hat gerade Alarm geschlagen: Seit zehn Jahren steige der Wilderer-Run mit Elfenbein dramatisch, 111 000 Tiere dürften abgeschlachtet worden sein. Genau seit zehn Jahren boomt auch das Elfenbeingeschäft in Vietnam, sagt Alegria Olmedo von der Umweltstiftung WWF in Vietnam: «Dies ist einer der größten Elfenbeinmärkte der Welt.» Die Stoßzähne werden für 770 bis 1200 Dollar das Kilogramm gehandelt. Von künstlerisch begabten Handwerkern veredelt sind die Schmuckstücke deutlich teurer.

Tierschützer argwöhnen, dass Zöllner und Polizisten in dem korruptionsgeplagten Land mit den Schmugglern unter einer Decke stecken. Doch gerade in den Wochen vor der Konferenz hat die Polizei medienwirksam gezeigt, was sie drauf hat: 3,5 Tonnen Elfenbein beschlagnahmte sie im Oktober, 40 Tonnen seit 2011. Nur wurde nie jemand verurteilt. Es sei schwer, die Drahtzieher aufzuspüren, sagt Le Dinh Loi, Vize-Direktor der Zollbehörde von Ho-Chi-Minh-Stadt.

Das Material komme meist versteckt, etwa in ausgehöhlten Baumstämmen. Seine Männer seien geschult, solche Container aus Afrika genau unter die Lupe zu nehmen. Aber die Empfänger könnten nicht belangt werden, sagt er. Zur Rede gestellt behaupteten sie, so etwas nie bestellt zu haben. Warum die Polizei die Lieferung nicht erst durchlässt und dann überwacht, ob der Adressat die Lieferung annimmt, ist unklar.

Schmuggler können mit bis zu sieben Jahren Haft bestraft werden. Aber die Ermittler hätten nur die Großhändler im Visier, moniert Bui Ha von der Naturschutzorganisation «Education for Nature». Wer mit kleineren Mengen erwischt wird, wie etwa Schmuckladenbesitzer, komme mit kleinen Geldstrafen davon. «Was ist eine große und was eine kleine Menge?», sagt sie. «Die Gesetzeslage ist einfach nicht klar.»

Schlendert man durch die Hang-Bac-Straße, drängt sich der Eindruck auf: Die Schmuckhändler sitzen aus Angst vor Polizei jedenfalls nicht nervös auf der Stuhlkante.

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