Elf Tote bei Hochhausbrand - Brandstiftung vermutet

Rettungskräfte tragen eine Bahre in einen Hubschrauber am Ort eines Wohnungsbrandes in einem Wohnhaus in Bohumin. Foto: epa/Lukas Kabon
Rettungskräfte tragen eine Bahre in einen Hubschrauber am Ort eines Wohnungsbrandes in einem Wohnhaus in Bohumin. Foto: epa/Lukas Kabon

BOHUMIN: Es ist die schlimmste Brandkatastrophe in Tschechien seit 30 Jahren. In der Grenzstadt Bohumin bricht in einem Plattenbau-Hochhaus ein Feuer aus. Verzweifelte Menschen sprangen aus dem Fenster. Die Ermittler finden später Spuren von Brandbeschleuniger.

Nach einem Hochhausbrand mit elf Toten und 13 Verletzten in der tschechischen Grenzstadt Bohumin deutet alles auf Brandstiftung hin. Die Ermittler hätten in dem Gebäude Spuren eines Brandbeschleunigers entdeckt, bestätigte eine Polizeisprecherin am Sonntag. Ein Verdächtiger sei kurz nach dem Feuer festgenommen worden. Hintergrund könnte ein Familienstreit gewesen sein.

Der Brand war im elften Stock des 13-stöckigen Plattenbaus ausgebrochen. Unter den Todesopfern waren auch drei Kinder. Zehn Bewohner und drei Einsatzkräfte wurden verletzt, zwei davon schwer. Bohumin (Oderberg) liegt an der Grenze zu Polen und knapp 300 Kilometer östlich von Prag. Es war die schlimmste Brandkatastrophe im heutigen Tschechien seit 1990.

«Es soll dort eine Feier gegeben haben, zu der auch ein Gast kam, der nicht eingeladen war», sagte Vizebürgermeister Igor Bruzl der Agentur CTK. Laut Zeitung «MF Dnes» dürfte es sich um den Ex-Mann der Mieterin gehandelt haben. Alle Todesopfer hätten sich in der gleichen Wohnung aufgehalten, berichtete Innenminister Jan Hamacek, der zunächst von einem Nachbarschaftsstreit ausgegangen war.

Nach Angaben der Feuerwehr breiteten sich die Flammen ungewöhnlich schnell aus. Zwei Spezial-Drehleitern und ein Rettungshubschrauber waren im Einsatz. Augenzeugen berichteten tschechischen Medien, dass verzweifelte Menschen bei der Flucht vor Rauch und Flammen aus dem Fenster gesprungen seien. «Schrecklich, ich habe die Schreie bis zum Kinderspielplatz gehört», berichtete eine Anwohnerin. Feuerwehrchef Vladimir Vlcek sagte, es sei tragisch, dass nur Sekunden bis zum Aufblasen des Sprungpolsters gefehlt hätten. Ein Kriseninterventionsteam kümmerte sich um Zeugen des Brandes.

Bohumin hat knapp 21.000 Einwohner. Die Industriestadt ist ein bedeutender Bahnknotenpunkt. Am Samstag wurden Erinnerungen an eine absichtlich herbeigeführte Explosion in einem Plattenbau im nicht weit entfernten Frenstat pod Radhostem im Februar 2013 wach. Neben dem 57 Jahre alten Verursacher starben damals fünf andere Menschen.

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