Dritter Entführungs-Verdächtiger

Italienische Polizei an der Absturzstelle einer Seilbahn in Mottarone Stresa. Foto: epa/Ino Romano
Italienische Polizei an der Absturzstelle einer Seilbahn in Mottarone Stresa. Foto: epa/Ino Romano

TEL AVIV/ROM: Im mutmaßlichen Entführungsfall um den kleinen Eitan, den einzigen Überlebenden der Seilbahn-Katastrophe vom Lago Maggiore, will die Tante den Sechsjährigen persönlich wieder zurück nach Italien bringen. Aya Biran-Nirko flog deshalb am Sonntag nach Tel Aviv, wie ihr Ehemann gegenüber Reportern mitteilte. Ein Sprecher der Familie sagte der Nachrichtenagentur Ansa darüber hinaus, dass die Frau von Diplomaten begleitet worden sei und zunächst in Corona-Quarantäne müsse. Das Ziel sei, Eitan «auf friedlichem Weg» und so schnell wie möglich nach Hause zu bringen, hieß es dazu.

Der Junge, der bei dem Unfall am Pfingstsonntag beide Eltern, den kleinen Bruder und zwei Urgroßeltern verloren hatte, war vor gut einer Woche von seinem Großvater mütterlicherseits heimlich und entgegen einer richterlichen Anordnung nach Israel geflogen worden.

Die Staatsanwaltschaft der italienischen Stadt Pavia ermittelt gegen den Mann wegen Kindesentführung. Eitans Großmutter und nach neuen Berichten auch ein weiterer Mann stehen ebenfalls unter Verdacht. Der Mann habe den Großvater und den Jungen in einem gemieteten Auto von Pavia in die Schweiz gefahren, von wo sie nach Tel Aviv flogen, schrieb die Tagezeitung «Corriere della Sera» am Sonntag.

Zuletzt gaben die Verwandten mütterlicherseits in Israel etliche Interviews und erklärten, zum Wohle des Kindes gehandelt zu haben. Eitan sei in Italien nicht die nötige physische und psychische Hilfe zugekommen, behaupteten sie. Zuletzt zeigte sich der Großvater auf Fotos mit dem Enkel auf dem Balkon seiner Wohnung nahe Tel Aviv. Am Freitag wurde der Junge vom italienischen Konsul besucht.

«Auch wenn Eitan in körperlich gutem Zustand scheint, ist es besorgniserregend, dass bei dem Kleinen klare Zeichen von Aufwiegelung und Gehirnwäsche zu beobachten sind», teilten indes die israelischen Anwälte der Familie väterlicherseits laut Ansa mit. «Die Rückkehr Eitans in sein Haus in Italien scheint dringender denn je.»

Eitan hätte im der vorigen Woche in die erste Klasse der Grundschule kommen sollen. Zwei Tage vor der Einschulung war ein Treffen mit seinem Großvater für einige Stunden vereinbart worden. Am Abend kamen die beiden aber nicht mehr zurück zum Haus der Tante - weil sie von der Schweiz nach Israel flogen, wie schnell rekonstruiert wurde.

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