HAMBURG: Mit einem großen Bürgerfest ist Hamburg in die zentralen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit gestartet. Bürgermeister Peter Tschentscher eröffnete Montagmittag die zweitägige Feier mit einem Appell an den Zusammenhalt in der Gesellschaft. «Wir wollen gemeinsam in die Zukunft schauen. Wir müssen zuversichtlich sein und bleiben und dürfen nicht durch Populismus und Polarisierung abdriften», sagte der SPD-Politiker und Bundesratspräsident auf einer schwimmenden Bühne am Jungfernstieg. Als Vorsitzland im Bundesrat richtet Hamburg in diesem Jahr die Einheitsfeier aus.
Bei dem Fest rund um Rathaus und Binnenalster will sich die Stadt mit rund 400 Partnern und Akteuren in einem bunten Programm als vielfältige, nachhaltige, welt- und zukunftsoffene Metropole präsentieren. Schon am Vormittag nutzten zahlreiche Besucher das gute Wetter, um sich zu informieren oder mit dem Bürgermeister in der Mönckebergstraße - einer bekannten Einkaufsstraße - ein Selfie zu machen, wo sich die anderen 15 Bundesländer präsentieren. Insgesamt werden zu dem Fest unter dem Motto «Horizonte öffnen» Hunderttausende Besucherinnen und Besucher in der Hansestadt erwartet.
Für Ex-Kanzlerin Angela Merkel gibt es einen Unterschied zwischen dem Staat DDR und dem persönlichen Leben dort. «Die DDR hat es trotz aller Versuche, Jugendliche immer wieder zu beeinflussen, natürlich nicht geschafft, die Familie zu ersetzen. Man hatte Freunde, man hat gefeiert, wir sind mit den Eltern in den Urlaub gefahren. Das waren ja alles Erlebnisse», sagte die CDU-Politikerin und gebürtige Hamburgerin in der Dokumentation «Am Puls mit Mitri Sirin», die an diesem Dienstag im ZDF ausgestrahlt wird. «Und dann gibt es noch die prägenden Erlebnisse durch den Staat. Ich meine, die Anwesenheit von Freiheit formt Menschen, aber die Abwesenheit von Freiheit formt sie ja auch.»
Höhepunkt der Feierlichkeiten am Dienstag, dem eigentlichen Tag der Deutschen Einheit, ist der Festakt in der Elbphilharmonie. Neben Tschentscher wird in diesem Jahr der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Stephan Harbarth, eine Festrede vor den rund 1300 erwarteten Gästen halten, darunter sind die Regierungschefs der Länder und die gesamte Staatsspitze. Zuvor wird es in der Hauptkirche St. Michaelis - dem «Michel» - einen ökumenischen Gottesdienst geben. Beide Veranstaltungen werden live von ARD (Gottesdienst) und ZDF (Festakt) im Fernsehen übertragen.
Beim Bürgerfest können sich Besucher rund ums Rathaus über die Verfassungsorgane informieren. Es präsentieren sich Bundesregierung, Bundestag und Bundesrat sowie das Bundesverfassungsgericht. Auf der sogenannten Blaulichtmeile sind unter anderem Polizei, Feuerwehr und Bundeswehr vertreten. Auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz wiederum finden sich Info-Stände von mehr als 40 Konsulaten der Stadt und von ausländischen Vereinen.
Im Hafen wurde unterdessen von Deutschlands First Lady Elke Büdenbender, der Ehefrau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, das neue Flaggschiff der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd getauft. Die fast 400 Meter lange und 61 Meter breite «Berlin Express» kann 23.664 20-Fuß-Standardcontainern (TEU) laden und ist damit der größte Frachter, der jemals unter deutscher Flagge gefahren ist. Selbst die weltweit größten Containerschiffe haben nur einige hundert TEU mehr Kapazität.
Für Montagabend war noch die «Nacht der Einheit» geplant. Bis Mitternacht wollten zahlreiche Kultureinrichtungen, Unternehmen und Kirchen ihre Türen geöffnet lassen. Ebenfalls am Abend war im Maritimen Museum unter anderem mit Bundespräsident Steinmeier und Kanzler Olaf Scholz (SPD) das traditionelle Abendessen der Verfassungsorgane geplant. Bereits am Nachmittag hatte sich der frühere Hamburger Bürgermeister bei einem Bürgerdialog beim «Hamburger Abendblatt» den Fragen der Hamburgerinnen und Hamburger gestellt. Schon bei der Begrüßung freute er sich über «das vertraute Moin». Was er an Hamburg am meisten vermisse: «Das Wasser ist immer ganz entscheidend, Alster und Elbe. Wenn man an die Elbe denkt, denkt man immer an die Ferne.» Das mache die Weltoffenheit Hamburgs aus.
Die Einheitsfeier bildet Schluss- und Höhepunkt der Bundesratspräsidentschaft Hamburgs. Am Dienstag übergibt Bürgermeister Tschentscher den Staffelstab symbolisch an Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD). Sie übernimmt das Amt am 1. November. Das Motto ihrer Bundesratspräsidentschaft lautet «Vereint Segel setzen». Vereint stehe für das vereinte Deutschland, sagte sie. Segel setzen passe zu einem Bundesland mit viel Wasser wie Mecklenburg-Vorpommern. «Und es beschreibt auch die Aufgabe, vor der Deutschland steht.»