Eine Zustandsbeschreibung

Eine Zustandsbeschreibung

Ich bin Demokrat, genauer gesagt, ich bin überzeugter Sozialdemokrat seit Willi Brand in der deutschen Politik auftauchte. Allerdings war ich kein aktives Mitglied, habe aber treu und brav über 50 Jahre hinweg meine Beiträge bezahlt.

Nun wandert die SPD momentan nicht gerade auf der Siegerstraße, aber die Zeiten können und werden sich ändern. Für die extreme Rechte sehe ich auf Dauer keine Perspektive. Viele, die sich den Rechten zugewandt haben, werden ins bürgerliche Lager zurückkehren, denn langfristig suchen sie doch nichts anderes als Ruhe, Sicherheit und Frieden. Seit 1945 hat es bei uns keinen Krieg mehr gegeben, und es geht fast allen besser als zuvor. Deshalb sehe ich keinen Grund, sich Kampfbünden anzuschließen, die all diese Errungenschaften in Frage stellen. Ähnlich steht es um Europa. Dabei brauchen wir diese Vereinigung der europäischen Länder mehr als alles andere. Dem steht der Widerwille vieler Einzelstaaten entgegen, Rechte und Entscheidungen an Brüssel zu übertragen. Das ist verständlich, aber angesichts der großen Weltmächte geradezu selbstmörderisch. Sie haben nicht die geringste Chance, in diesem Machtgefüge zu überleben. Die Deutschen haben sich nach dem 2. Weltkrieg als echte Demokraten erwiesen, haben anderen Ländern geholfen und dafür weltweites Ansehen gewonnen. Auch für die Wiedervereinigung, aber da ist leider nicht alles so gelaufen, wie Kanzler Kohl es versprochen hatte. Viele Ostdeutsche fühlten sich abgehängt, verloren ihren Job und vertrauten rechten Parolen. Das ist der derzeitige Stand unserer Bundesrepublik. Dabei geht es uns zurzeit besser als je zuvor. Überall auf der Welt trifft man Deutsche, die Urlaub machen und gleichzeitig jammern. Das gehört wohl dazu. Sie sind selbstbewusst, aber keineswegs arrogant oder überheblich. Ich habe viele Deutsche und deutschsprachige Menschen in Thailand kennengelernt.

Mit den allermeisten kam ich gut aus. Sie gelten hier als großzügig und hilfsbereit. Manchmal auch als etwas naiv. Das erste Lächeln einer Thai deuten viele schon als ein Angebot und beim zweiten Lächeln ist schon alles zu spät. Sie zappeln im Netz wie die Fliege im Spinnennetz. Die Botschaft in Bangkok kennt diese Fälle nur allzu gut. Und auch die Angehörigen in Europa sind mit diesen Hilferufen vertraut. Trotzdem ändert sich nichts an dieser Situation. Jeden Tag landen neue Farangs in Thailand, oft bedauernswerte Liebes- Kasper, die mit offenen Augen, aber mit ausgeschaltetem Hirn in ihr absehbares Verhängnis taumeln. Ich habe volles Verständnis dafür, dass jemand, der zum ersten Mal nach Thailand kommt, Fehler macht. Davon war ich auch nicht ausgeschlossen. Aber wer hierherkommt und schon nach 3 Tagen davon redet, hier ein völlig neues Leben anfangen zu wollen, der darf wohl mit Fug und Recht als naiv bezeichnet werden. Thailand ist kein Paradies, auch wenn es den Urlaubern aus dem Westen so vorkommt. Die allermeisten Thais müssen für ihr Überleben hart arbeiten, was viele übersehen. Der Tag am Strand unter Palmen und der Abend in den Bars vernebelt ihr Hirn. Und dazu das unvorstellbare Angebot attraktiver Frauen, das viele Farangs schon seit Jahren vermissten. Das ist der schöne aber verhängnisvolle Zustand im Westen wie hier. Und daran wird sich wohl sobald auch nichts ändern. Wagen wir einen Blick in die Zukunft: Als nächstes steht die Europa-Wahl an. Die Stimmen für die Rechten werden noch einmal zunehmen, aber nicht auf Dauer. Der Brexit dürfte sich hinziehen und die CDU bleibt auch weiterhin stärkste Partei. Dennoch sehe ich eine Entwicklung, die sich jetzt schon andeutet. Sie deutet in eine Richtung, die mir wünschenswert erscheint. Oder mache ich mir dabei etwas vor? Gewiss, ich bin kein Prophet, aber ein oft enttäuschter unverbesserlicher Optimist.

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