Eine Stadt ohne Bewohner aber mit vielen Besuchern

Die Felsenstadt Petra im Land Jordanien ist zwar verlassen, aber keineswegs vergessen. Foto: Britta Pedersen/Dpa-zentralbild/ZB
Die Felsenstadt Petra im Land Jordanien ist zwar verlassen, aber keineswegs vergessen. Foto: Britta Pedersen/Dpa-zentralbild/ZB

PETRA: Mitten in die Wüste bauten Menschen vor mehr als 2000 Jahren eine Stadt. Petra wird diese Stadt genannt. Viele Bauwerke kann man heute noch besichtigen. Dabei stößt man auch auf Rätsel.

Wer den Kopf reckt und gut hinsieht, kann sie erkennen: die Einschusslöcher der Gewehrkugeln. Diese sollten die Urne zerstören, die dort oben in die Felswand geschlagen war. Eine Urne ist eine Art Gefäß. «Die Menschen haben auf die Urne geschossen, weil sie hofften, dass dort Gold herausfällt», sagt Stephan Schmid. «Das ist aber nicht passiert, denn in der Urne war kein Gold», erklärt der Archäologe.

Die Urne ist Teil einer prächtig verzierten Felswand. Sie steht in der heute verlassenen Stadt Petra. Dort lebten vor mehr als 2000 Jahren die Nabatäer. Petra war die Hauptstadt dieses Volkes. Heute liegt die Felsenstadt im Land Jordanien im Nahen Osten.

Viele Bauwerke der Nabatäer sind noch erhalten. Denn die Menschen schlugen sie häufig direkt in die Felsen. Sie bauten so Tempel, ein großes Theater und viele Grabkammern. Eine dieser Grabkammern wird von der Urne geschmückt, in der Menschen früher das Gold vermuteten.

Stephan Schmid war schon so oft in Petra, dass er seine Besuche nicht mehr zählt. Der Archäologe arbeitete dort an Ausgrabungen mit. «Petra war vor 2000 Jahren eine Großstadt», erzählt er. Etwa 30.000 Menschen sollen dort gelebt haben.

Besonders war: Die Nabatäer bestatteten ihre Toten nicht außerhalb der Stadt, sondern nahe bei den Lebenden. Um das Felsengrab eines Familien-Oberhaupts reihten sich die Wohnbereiche und anderen Gräber der Großfamilie. «Das ist ein Zeichen dafür, dass die Nabatäer ein starkes Gefühl der Zusammengehörigkeit in ihren Familien hatten», sagt Stephan Schmid.

Forscher fanden mittlerweile zwar eine Menge über Petra heraus. Aber es gibt noch Rätsel. Etwa die Frage, warum sich die Nabatäer ausgerechnet diesen Ort aussuchten. Sie bauten Petra in eine trockene Gegend, obwohl nur wenige Kilometer entfernt frisches Quellwasser vorhanden gewesen wäre. «Man musste also dieses Frischwasser über mehrere Kilometer dort hinbringen», sagt der Fachmann. Außerdem war Petra in manchen Monaten durch starke Regenfälle gefährdet. Deshalb mussten die Nabatäer aufwendige Dämme bauen und das Wasser umleiten.

Das könnte auch der Grund gewesen sein, warum das Volk die Stadt irgendwann aufgab. «Es war einfach zu viel Aufwand, dort ein angenehmes Leben zu führen», sagt Stephan Schmid. Mit der Zeit vergaß man dann, was es mit Petra auf sich hatte. Erst als vor etwa 200 Jahren ein Mann aus dem Land Schweiz die Felsenstadt wiederentdeckte, wuchs das Interesse wieder. Und es besteht bis heute: Im vergangenen Jahr besichtigten etwa eine Million Menschen Petra.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.