THAILAND: Darf man den Osten Thailands gegen den Süden des Königreichs ausspielen? Eine schwierige Frage, auf die es allerdings eine einfache Antwort gibt – wie dem fünfseitigen Insel-Special dieser Sonderausgabe zu entnehmen sein dürfte… Denn der Koh Chang-Archipel mit seinen größten Eilanden Koh Chang, Koh Mak und Koh Kood hat sich prächtig entwickelt – als Konkurrenz zu klassischen Badezielen wie Phuket, Koh Samui & Co.
Die Vielzahl eigenhändig entworfener Inselkarten scheint verblüffend, doch zeugt sie von der großen Liebe der Einheimischen zu ihrer Heimat – und diese hat durchaus ihre Berechtigung, präsentiert sich Koh Mak doch mit einem einzigartigen Charme und Charakter. Bisher galt das drittgrößte Eiland des Koh Chang-Archipels „nur“ als Destination für Familien und Fahrradfahrer, nun möchte es sich als Ziel für Aktiv-Urlaub profilieren – und die Chancen stehen gut.
Grüne Palmen mit rotbrauner Lava
Das 50 km vom Festland und 25 km südöstlich von Koh Chang liegende Kok Mak fasziniert mit der Form eines vierblättrigen Kleeblatts, besonders farbenfrohen Sonnenuntergängen, dem Fuhrpark aus urigen Inselfahrzeugen, einer bis in die Moderne geretteten, sagenhaften Relaxtheit und als Hauptort des alljährlich von deutschen „Partysanen“ initierten Musik-Festivals Thai-Break (www.thaibreak.net) oder ob seiner besonderen Geschichte – wurde die Insel doch von König Rama V. vor 100 Jahren als Geschenk an fünf Familien übertragen. Der üppige Palmenbewuchs im Zusammenspiel mit bizarren, rotbraunen Lava-Formationen verleihen den Stränden ein faszinierend maritimes Panorama. Doch führen sie meist recht flach ins Meer und sind inkl. lästig-leidiger Sandfliegen-Problematik nicht unbedingt überall bestens zum Baden geeignet. Am bekanntesten dürfte der Ao Suanyai sein, wo auch die meisten Schiffe anlanden.
Faszinierend originelle Resorts
An der Südwestküste indes erstreckt sich der mit 5 km längste Strand Ao Kratueng, allmählich übergehend in den beliebten Ao Kao. Als eher klein, aber besonders fein besticht der Ao Pra im Nordwesten der Insel.
Obwohl in 2016 wohl erst 35.000 Besucher nach Koh Mak gefunden haben, soll es insgesamt bereits um 35 Resorts mit 1.200 Betten geben. Fast alle zeichnen sich durch ein hohes Maß an Originalität und Kreativität aus – ob es sich dabei um angesagte Traveller-Herbergen wie das Island Huts (auf Facebook) oder das entlegene Baan Ing Khao Resort (www.baaningkao.com) handelt, um das berühmt-berüchtigte Monkey Island Resort (www.monkeyislandkohmak.com) oder jene schicken weißen und üppig verglasten Strand-Chalets des Seavena Beach Resort (www.seavanakohmak.com), das unter dem Motto „Living well with Love & Laugh“ betrieben wird. Besondere Maßstäbe setzt das faszinierende Koh Mak Coco Cape (www.kohmakcococape.com): Gestaltet von zwei Architekten-Brüdern, zeichnet es sich aus durch völlig unterschiedlich gestaltete Zimmer sowie einen zweistöckigen Pool und einen 114 m auf das Meer hinausführenden Holzpier mit verlockenden Bade-Plattformen und einladender Bar. Gleich nebenan wächst ein weiteres ansehnliches Luxusresort aus dem Sand, dessen Name noch als gut gehütetes Geheimnis gilt…
Unübersehbar auch der Ausbau von Koh Mak als Schlemmermeile: Angesichts der bisher verfügbaren Kunden-Klientel, scheint die Vielzahl an Restaurants geradezu verblüffend.
Die Gastronomie als Qual der Wahl
Darunter einfache Isaan-Brutzeleien wie das Kon Gin Sen (auf Deutsch: „Menschen essen Nudeln“) und Zaab Mak („Echt lecker“) mit seinem populär-saftigen Tontopf-Hühnchen, das als Künstler- und Cocktailtreff agierende Art House (auf Facebook) oder für romantische Sonnenuntergänge unverzichtbare Spots wie das Banana Sunset (auf Facebook). Das Swiss Sawasdee (www.swiss-sawasdee.ch) indes wird besonders für seine Fondues gelobt, die legendären Nussecken und den Mangokuchen. Als wichtigster Szene-Schuppen lockt das Riverside (www.kohmak-riverside.com) des sympathischen Schweizers Renè: Die halboffene Lounge liegt mit Bodenkissen und Hängematten auf einer Halbinsel im See, bietet gut genießbare (Fusions)Küche und stets persönlich gemixte Cocktails. Zudem gilt der 50-jährige Insel-Insider als ideale Infobörse, genialer Helfer bei IT-Problemen und unverzichtbarer Katalysator von Livemusik, DJ-Gastspielen oder Themen-Partys.
Wie das Deutsche auf die Insel kam
Als nächstes Event möchte der pfiffige Bursche aus Zermatt Koh Mak mit der ersten absolut professionellen, allumfassenden Inselkarte beglücken…
Dass auf der Insel so viele deutschsprachige Thais beheimatet sind, wurzelt in den alteingesessenen Familien, die ihren Nachwuchs einst oft an Universitäten nach Deutschland geschickt haben – wie z.B. Somchai Sudhidhanakul, der in Köln Medizin studiert hat, um dann als Reiseleiter zu arbeiten und Anfang der 1990er Jahre als Tourismus-Pionier – zusammen mit Thailand-Aussteiger Egon Grünert aus Chemnitz – mit dem Ao Kao-Resort (www.aokaoresort.com) eine der beiden inselweit ersten Hotels zu gründen. Unter der Ägide von Sohn Yodchai (u. a. Mitbesitzer der Fluglinie „Nok Air“) hat sich die Anlage inzwischen schon mehrmals erneuert – kürzlich mit gnadenlos modernen, zweistöckigen Rooftop-Bungalows, während Bruder Yodying zusammen mit seiner deutschen Frau Kerstin Clausenius in 2006 u. a. das eher nostalgisch konzipierte Goodtime Resort (www.goodtimeresort.com) erschaffen hat.
„Wir werden die Insel zu einer Destination für Aktiv-Urlaub ausbauen“, bekräftigt Yodying und meint damit keineswegs nur die beiden Tauchbasen (www.kohmakdivers.com und www.bbdivers-koh-mak.com), die beliebte Kochschule von Khun Leng (www.smilekohmak.com) oder Yoga-Stunden mit der spirituell angehauchten Mrs. Delia (www.sunsetyogaretreats.com).
Wenn Kickboxen zur Manie und Magie wird
Er schwärmt vom Bau neuer Sportstätten, und dass das nicht nur heiße Luft ist, beweist sich am betriebsamen Hongtong Muay Thai Gym (www.muaythaikohmak.com). Noch gar nicht so lange her ist, dass der Vater von zwei Kindern seine Liebe zum thailändischen Kickbox-Sport entdeckt hat. Mittlerweile hat es der charismatische Insulaner auf einen denkbar athletischen Körper gebracht und überträgt seine Begeisterung liebend gern auf andere. Zum Beispiel, indem er alle paar Wochen wechselnde Profiboxer aus Chiang Mai anreisen lässt und in seinem ständig erweiterten Sportcamp sogar Boxen für Kinder anbietet. Es liegt im Coco-Market, der als neues Herz der Insel pulsiert. Auch die avantgardistische Coco-Bar als inselweit erster Gastro-Spot mit AC gehört dazu, die Rooftop-Bar Heaven, eine Holzofen-Pizzeria oder der Verleih von 50 Fahrrädern und Mountainbikes.
Gern wird Koh Mak als Low Carbon Island bzw. schadstoffarme Insel vermarktet, aber die Realität kann da wohl nicht ganz mithalten… Zwar fließt der Strom (inkl. Glasfaser-Internet) seit Mitte 2015 vom Festland, um endlich das schmutzende Diesel-Kraftwerk zu ersetzen und Schilder weisen einen „Energy Park“ aus.
„Low Carbon“ als Etikette(nschwindel)
Doch die rund zehn Millionen Baht teure Biogasanlage dieser Recyclingstätte soll bis heute nicht laufen. Stattdessen wird der Abfall nur von seinen wertvollsten Wertstoffen (an Glas gehen z.B. lediglich die Bierflaschen im Original-Karton zurück zum Festland) befreit, um dann möglichst gut verbrannt und / oder verscharrt zu werden. Vielerorts wurden die Straßen auf eine Breite von vier oder gar sechs m erweitert – teils flankiert von üppig-unnötigen Gelblicht-Leuchten, während erst ein einziges Resort Strom aus der Sonne zapft.
Eine erste Anlage mit Öko-Siegel
Das von Lutz und Jens aus Zwickau 2007 eröffnete Palm Beach Resort (www.palm-beach-resort.com) indes kann je nach Wetterlage täglich bis zu 20 kw generieren, die bei Überschuss sogar über einen Konverter in das öffentliche Stromnetz eingespeist werden. Die rund 300.000 Baht teure, seit drei Jahren reibungslos laufende Solaranlage aus China wird sich nach sechs Jahren amortisiert haben. Auch in der Abwasser-Entsorgung geht das Hotel der Sachsen-Brüder mit gutem Beispiel voran, verfügt über ein Öko-Klärwerk aus geschlossenen 2.000-Liter-Tanks mit Überlauf und Trilliarden Bakterien zu rund 5.000 Baht… „Die vertilgen sämtliche Fäkalien und vermehren sich dabei stets prächtig“, erläutert Lutz. „Ich muss sie nur einmal im Jahr nachfüllen, wenn das Resort in der Nebensaison geschlossen hatte“.
Wie wär´s mit einem 500-Meter-Pool?
Wieviele Tage für eine adäquate Erkundung des 16 qkm kleinen Eilands eingeplant werden sollten, ist eine schwierige Frage. Aber wie wäre es mit einer Woche? Dann zumindest könnte man sich ja auch gemächlich den Südwestzipfel von Koh Mak vornehmen, wo sich mit dem Pano Resort (www.panoresort.com) ein illustres Geheimnis verbirgt. Denn dessen vier riesig-rustikalen Naturholzbauten sind nur die Überbleibsel eines einst ambitionierten, aber nur drei Monate geöffneten Luxusresorts mit Rundhütten im Afro-Stil, drei Restaurants mit livrierten Kellnern, Heli-Landeplatz und einer künstlichen Lagune: Schnurgerade und vier Meter tief verläuft dieser einst ziemlich unbezahlbare Kanal 500 m weit bis zum Meer. Da ja momentan alle Zeichen auf Aktivurlaub stehen, dürfte man sicher noch auf die Idee kommen, dieses einladende Gewässer als längstes Sport-Schwimmbecken der Welt zu vermarkten…
Volker Klinkmüller (www.stefan-loose.de)