BERLIN (dpa) - Ritalin ist ein Medikament, das müde Leute antreiben und aufgedrehte Leute beruhigen soll. Manche Menschen erhoffen sich, ihren Alltag damit besser zu meistern. Darunter sind aber auch Kinder und Erwachsene, die diese Arznei eigentlich nicht brauchen.
Ein Kind hat Probleme in der Schule: Es schafft es nicht, dem Unterricht zu folgen. Stattdessen zappelt es auf dem Stuhl herum und träumt vor sich hin. Solche Momente, in denen wir nicht bei der Sache sind, kennt jeder.
Aber was ist, wenn sich diese Situationen häufen und dauerhaft werden? Wenn Leute es versäumen, wichtige Dinge zu erledigen. Etwa den Schlüssel zu Hause vergessen oder die Verabredung zum Spielen.
Davon können Erwachsene und Kinder betroffen sein. Manchmal verschreiben Ärzte dann Medikamente mit einem bestimmten Stoff: Methylphenidat. Meist wird es aber Ritalin genannt.
«Ursprünglich wurde Ritalin verabreicht, um Leute wach zu machen und zu beleben», erklärt der Psychiater Eike Ahlers. Er hat viel mit Patienten zu tun, die Ritalin nehmen. «Doch obwohl der Stoff grundsätzlich aufputscht, hat er auf manche Menschen eine andere Wirkung: Unruhige werden durch Ritalin ruhiger.»
Mit Methylphenidat lassen sich bestimmte psychische Krankheiten behandeln. Forscher meinen: Ritalin wirkt dabei ziemlich zuverlässig. Jedoch wünschen sich auch manche Leute, dass die Arznei schon gegen leichte Unruhe oder Unaufmerksamkeit hilft. Deshalb kommt es auch vor, dass das Medikament missbraucht wird. An Universitäten ist etwa von Studenten die Rede, die Ritalin nehmen. So wollen sie vor Prüfungen stundenlang Texte lesen und lernen können ohne müde zu werden.
Manche Menschen nehmen also Ritalin, obwohl es nicht sein muss. Dabei bewirkt Ritalin keine Wunder. Es hilft vielmehr, das eigene Verhalten besser zu steuern. Ein Problem ist: «Wenn man Ritalin ohne ärztliche Behandlung einfach so einnimmt, werden schädliche Nebenwirkungen vielleicht nicht erkannt», sagt Eike Ahlers.
Auch Kindern wird die Arznei manchmal verschrieben. Habe ein Kind größere Schwierigkeiten, könne so ein Medikament gut helfen, erklärt der Experte. Doch ist Vorsicht geboten, wenn es darum geht, dass sich Kinder in der Schule nur besser konzentrieren können sollen.
Schließlich könne es manchmal sein, dass Kinder sich mit dem Medikament weniger wohl fühlen. «Sie haben dann weniger Spaß in ihrem Alltag. Eltern und Lehrer sehen hingegen, dass die Kinder in der Schule bessere Leistung bringen», erklärt Eike Ahlers.
Deshalb sollten Eltern mit ihren Kindern zunächst mit einem Kinderpsychologen sprechen, wenn es Probleme gibt. Und ein Arzt sollte genau untersuchen, was dann die beste Hilfe ist. Denn wenn ein Kind in der Schule nicht mitkommt, viel träumt oder zu aufgekratzt ist, kann es auch andere Möglichkeiten geben als ein Medikament.