Lange Haftstrafen für «Geister»-Bande

​Einbrüche bei Promis in London 

Einige Polizisten halten Wache während ein Polizeiwagen mit den drei verurteilten Einbrechern den Isleworth Crown Court verlässt. Foto: Yui Mok/Pa Wire/dpa
Einige Polizisten halten Wache während ein Polizeiwagen mit den drei verurteilten Einbrechern den Isleworth Crown Court verlässt. Foto: Yui Mok/Pa Wire/dpa

LONDON: Innerhalb weniger Wochen plünderte die Bande die Häuser mehrerer Prominenter in London. Die Männer machten dabei die größte Beute der englischen Kriminalgeschichte. Nun müssen sie für viele Jahre ins Gefängnis. Doch die Ermittlungen sind längst nicht am Ende.

Im Fall einer spektakulären Einbruchserie mit mehreren prominenten Opfern in London sind drei Männer zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Wie das Gericht in der britischen Hauptstadt am Montag mitteilte, wurde ein 24-Jähriger zu elf Jahren Haft verurteilt. Zwei weitere Männer im Alter von 44 und 45 Jahren müssen jeweils für acht Jahre und neun Monate in Haft.

Die Männer hatten zuvor ihre Beteiligung an der Einbruchserie im Dezember 2019 gestanden. Unter den Opfern waren Prominente wie Tamara Ecclestone (37), Tochter des Formel-1-Gründers Bernie Ecclestone (91), und Ex-Fußballstar Frank Lampard (43).

Allein im Haus von Tamara Ecclestone soll die Bande Juwelen und Wertgegenstände im Wert von 25 Millionen Pfund (rund 29 Millionen Euro) erbeutet haben. Der Fall gilt der Polizei zufolge als Einbruch mit der wertvollsten Beute in der englischen Kriminalgeschichte. Auch in das Haus von Ex-Fußballstar Lampard brachen sie ein und nahmen Gegenstände im Wert von Zehntausenden Pfund mit. Aus einer Immobilie des zuvor gestorbenen Besitzers des Fußballclubs Leicester City, Vichai Srivaddhanaprabha, wurden wertvolle Uhren, Buddha-Anhänger und Hunderttausende Pfund Bargeld gestohlen. Von der Beute fehlt bislang größtenteils jede Spur.

Die britischen Ermittler hatten die Spuren der Einbrecher bis nach Italien verfolgt, wo sie festgenommen werden konnten. Sie wurden anschließend nach Großbritannien ausgeliefert. Ein vierter Verdächtiger ist weiter auf der Flucht. Er soll sich in der serbischen Hauptstadt Belgrad aufhalten.

Die Bande hatte so gut wie keine Spuren an den Tatorten hinterlassen. «Sie bewegten sich wie Geister durch London», sagte Detective Constable Andy Payne von der Londoner Polizei dem Sender Sky News zufolge. Die Einbrecher hätten demnach stets darauf geachtet, sich im Schatten zu bewegen und auf den Boden zu schauen, wenn sie an Überwachungskameras vorbeikamen. Zudem verwischten sie ihre Spuren, indem sie nicht registrierte Handys verwendeten und in bar bezahlten. Ausgangspunkt der Ermittlungen sei lediglich die 15-sekündige unscharfe Aufnahme einer Überwachungskamera im Garten der Villa Ecclestone gewesen.

Auf die Schliche gekommen waren die Ermittler der Bande unter anderem durch die akribische Sichtung von mehr als 2000 Stunden an Filmmaterial aus Überwachungskameras, wie die Polizei mitteilte. Zudem sprachen sie mit etwa 1000 Taxifahrern, von denen sich einer schließlich an die Verdächtigen erinnerte und den entscheidenden Hinweis gab. Später konnten auch DNA-Spuren von den Tatorten den Männern zugeordnet werden.

Die Einbrecher selbst hätten sich als «unantastbar» empfunden, sagte Payne weiter. Berichten zufolge feierten sie die erfolgreichen Raubzüge mit einem Dinner in einem Luxusrestaurant und Einkäufen im glamourösen Kaufhaus Harrods.

Die Opfer der Einbrüche Tamara Ecclestone hatten am Montag vor der Verkündung des Strafmaßes vor Gericht über die psychischen Folgen der Einbrüche berichtet. Tamara Ecclestone klagte über Angstzustände. Sie könne auch niemandem mehr Vertrauen schenken, so die Tochter des Ex-Formel-1-Chefs.

Ex-Fußballer Frank Lampard zeigte sich ebenfalls stark von dem Einbruch in seinem Zuhause im Stadtteil Chelsea beeinträchtigt. Sowohl er als auch seine Partnerin litten seitdem unter Schlafstörungen, so der frühere englische Fußballnationalspieler. Schwer getroffen zeigten sich auch die Hinterbliebenen des im Jahr zuvor bei einem Hubschrauberabsturz gestorbenen Srivaddhanaprabha. Das Anwesen sei nach dessen Tod zu einem Schrein umgewandelt worden, der durch den Einbruch entweiht worden sei, teilte die Familie mit.

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