Es war der Tag meiner größten Niederlage. Jedenfalls habe ich diesen Tag so empfunden.

Was war passiert?

Wir waren in meiner Stammkneipe gewesen, hatten wie üblich getrunken und rumgequatscht, und als die meisten schon gegangen waren, kam SIE, ein Superweib, kaum viel älter als zwanzig Jahre, schlank und rank, makellose braune Haut, ein Gesicht wie ein Engel, Augen, die trunken machen, und ein Lächeln, das den Verstand eines Mannes in Sekunden zu Staub zerfallen lässt.

In diesem Fall war ich der Mann, und das zerstaubte Hirn war meines. Oder anders ausgedrückt ich war der blöde, idiotische, ahnungslose Farang. Ich denke, so etwas kann einem wohl nur passieren, wenn man schon reichlich abgefüllt ist und die Welt nur noch durch einen Promille-Schleier wahrnimmt.

Sie hieß Pani und hatte es auf mich abgesehen. Ich war ein williges Opfer. Meine Herzallerliebste war seit Tagen bei ihrer Familie im Isaan und würde erst morgen zurückkommen. Da dachte ich mir - wenn ich überhaupt noch dachte - was solls? So ein kleiner unschuldiger Seitensprung.

Was soll ich noch groß zu meiner Entschuldigung sagen? Nichts.

Wir gingen in ihr Appartement, nahmen noch einen Drink, und dann

Nein, ersparen Sie mir die Details! Sie fiel über mich her wie ein Tiger, und ich ließ es mir nur allzu gerne gefallen. Aber dann kam der Augenblick der Wahrheit: Sie zog sich aus, und sie war ein Mann.

Und dann wollte sie auch noch, dass ich Nein, ich verschone Sie vor den Einzelheiten. Tatsache ist, dass ich innerhalb von Sekunden wieder völlig nüchtern war. Im Rekordtempo zog ich mich wieder an und verließ diesen Ort meiner Schande. Nichts gegen Kathoeys, aber muss ich, nach so vielen Jahren, noch darauf reinfallen?

Ich empfing meine Herzallerliebste am nächsten Tag mit einem Riesenstrauß roter Rosen. Sie lächelte nur und wusste sofort Bescheid. Natürlich. Aber wer liebt, kann auch verzeihen, und wer solange miteinander glücklich gewesen ist, wie wir es sind, den bringt so ein kleines verunglücktes Abenteuer nicht auseinander.

Meine Herzallerliebste hat nicht gefragt, und ich habe nichts gesagt. Ich habe den gestrigen Abend einfach gestrichen. Wir schauen gemeinsam nach vorne und wissen, was wir aneinander haben.

Aber heimlich gärt etwas in mir: Ist sie vielleicht nur deshalb so tolerant mir gegenüber, weil sie selbst, weil sie auch?

Nein! Nein! Nein! Sie ist anders als alle anderen. Sie ist vielleicht die Einzige. Und wenn andere darüber auch lächeln: Lass sie nur. Ich weiß, was ich an meiner Herzallerliebsten habe. Und auf einen Kathoey falle ich bestimmt nicht mehr herein.