MÜNCHEN: Als Joe Biden zu seinem ersten Deutschlandbesuch als US-Präsident aus dem Flieger steigt, bekommt der 79-Jährige zunächst etliche Dekolletees zu sehen, in denen Blumensträuße stecken. Ein gutes Dutzend Frauen in bayerischen Trachtenkleidern, manche trotz Hochsommer mit Pelzmütze, stehen am Münchner Airport Spalier und lächeln dem mächtigsten Politiker der Welt entgegen. Getrennt von ihnen warten auch Männer in Lederhosen am Roten Teppich auf den Gast beim G7-Gipfel. An Bidens Seite schreitet stolz der bayerische Ministerpräsident Markus Söder, auch er im Trachtenjanker. Über den sehr bayerischen Empfang zum Gipfel der Bundesregierung wird auf Twitter gelästert. «Staatsmann trifft Landei», urteilt ein User. Und der Vorstand der Grünen-nahen Heinrich-Boell-Stiftung, Jan Philipp Albrecht, stellt irritiert die Frage: «Welche Gesellschaft soll das abbilden?»
Auch ausländische Journalisten machen die Trachtenparade zum Thema. «Für mich ziehen sich die Deutschen nie so an, wenn ich zu Besuch komme», schrieb etwa der britische Kolumnist Ian Bremmer, der fast 700.000 Follower auf Twitter hat. In den Kommentaren darunter bemühten sich schnell etliche Deutsche, offensichtlich peinlich berührt, um Klarstellung. «Diese Menschen sind Bayern. Deutsche ziehen sich so nicht an», schrieb ein User.