Aus Samen entsteht neues Leben. Werden sie allerdings gegessen und verdaut, funktioniert das nicht. Deshalb sind manche Samen giftig, etwa diejenigen des Selbstmordbaums. Da bewirkt der Verzehr den Tod des Samenräubers.
Cerbera odollam heißt der Selbstmordbaum mit seinem wissenschaftlichen Namen. Heutzutage sieht man ihn in Thailand and sehr vielen Orten, weil es sich um ein dekoratives Gewächs handelt. Zuerst liefert der Selbstmordbaum hübsche weiße Blüten, später dann grüne runde Kugeln, die der Betrachter lustig findet: Dass in deren Innerem der Tod lauert, ahnen die wenigsten.
Zwei Kerne, einer allein wirkt tödlich
Vor vielen Jahren sah ich meinen ersten Selbstmordbaum, und zwar im Rabbit Resort, wo meine Schwester mit meinen beiden halbwüchsigen Neffen abgestiegen war. Solch einen Baum mit diesen lustigen Kugeln wollte ich doch unbedingt auch in meinem Garten haben! Deshalb stiftete ich meine Neffen an, ein paar Kugeln im Schutze der Dunkelheit für mich zu klauen. Weder ahnte ich, dass jede dieser Kugeln genau zwei Samen enthält, wobei der Verzehr von einem einzigen für einen ausgewachsenen Menschen bereits tödlich ist. Noch, dass meinem ersten Pflanzversuch absolut kein Erfolg beschieden sein sollte.
Ich grub die grünen Kugeln nämlich vollständig ein, und das führte nicht zu neuen Pflanzen, denn wahrscheinlich sind die Samen dabei einfach verfault. Ich hätte mich einfach an der Natur orientieren sollen. Da fallen diese grünen Kugeln einfach auf den Boden unter dem Baum und bleiben dort liegen. Zunächst verfault die grüne Außenhaut, wird braun, verschwindet schließlich ganz. Der Blick wird frei auf eine Art Holzgeflecht, in dessen Zentrum sich die zwei Samen befinden. Dieses Holzgeflecht speichert einerseits Wasser, andererseits verhindert es, dass die ganze Kugel im Sumpf verschwindet und verfault, denn die Selbstmordbäume wachsen häufig in Sumpfgebieten.
Es kann ein Jahr oder auch länger dauern, bis die Samen gekeimt haben und eine neue Pflanze heranwächst. Das Holzgeflecht ist dann schon weitgehend vermodert. Wer also Selbstmordbäume ziehen will, lege solche Kugeln einfach irgendwo im Garten ab und wappne sich mit Geduld. Haben die Samen schließlich gekeimt, grabe man den Setzling aus und topfe ihn ein.
Nicht einfach, an die Samen zu kommen
Gerade in Indien, wo der Selbstmordbaum ursprünglich herstammt, verabschieden sich viele hochverschuldete Kleinbauern, die von Kredithaien drangsaliert werden, mittels solcher Kerne von dieser Welt. Oder indische Schwiegermütter ermorden damit ihre aufsässigen Schwiegertöchter, wenn diese aufmucken und sich nicht länger wie Sklavinnen halten lassen wollen. Der bittere Geschmack der Cerbera odollam Kerne wird dabei meist mit starken Gewürzen überdeckt, damit die Opfer zunächst nichts merken.
Cerberin ist das starke Gift in den Kernen des Selbstmordbaumes, das zunächst für unregelmäßigen Herzschlag führt, bis das Opfer schließlich ins Koma abgleitet und endlich stirbt. Starkes Erbrechen gehört anfänglich auch zu den Symptomen bei Cerbera-odollam-Vergiftungen. Bei Obduktionen ist das Gift des Selbstmordbaumes übrigens nur sehr schwer nachweisbar…
Ich habe für ein YouTube Video (https://www.youtube.com/watch?v=KC3DK-XAcBo) zum selben Thema kürzlich wieder einmal solche tödliche Kerne mit einer Machete aus den lustigen Kugeln herausgearbeitet, und da ist klar zu sehen: Es ist nicht so einfach, an diese Kerne heranzukommen. Wenn sie also in einem Curry landen, war das kein Zufall oder ein Versehen, dafür war erhebliche kriminelle Energie vonnöten!
Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail an oder besuchen Sie die Dicovery Garden Webseite oder Facebook. Für unterhaltsame und interessante Gartengeschichten in Bild und Ton besuchen Sie Hans Fritschis YouTube-Kanal – Teilen, Liken & Abonnieren erwünscht!
Darum bitte nicht alles auf die Goldwaage legen, es war einige Ironie dahinter.
Der Artikel ist natürlich lehrreich, vorallem die Vermehrung. Den Rest findet man problemlos im Internet.