BASF-Chef Brudermüller wird 60 Von Wolfgang Jung

Ein Handwerker an der Konzernspitze 

Der Vorstandsvorsitzende (CEO) des deutschen Chemieunternehmens BASF SE, Martin Brudermüller. Foto: epa/Armando Babani
Der Vorstandsvorsitzende (CEO) des deutschen Chemieunternehmens BASF SE, Martin Brudermüller. Foto: epa/Armando Babani

LUDWIGSHAFEN: Fast wäre er Chirurg geworden - aber dann entschied er sich doch für Chemie. Heute leitet Martin Brudermüller den BASF-Konzern am Rheinufer von Ludwigshafen. An seinem 60. Geburtstag schaut er nach vorne - und benennt sein «Jahrhundertprojekt».

Runde Geburtstage gelten als Zeitpunkt, innezuhalten und Schwerpunkte neu zu gewichten. Für BASF-Chef Martin Brudermüller, der an diesem Mittwoch (5. Mai) 60 Jahre alt wird, gilt das kaum. «Meine ganze Kraft gilt dem Projekt, die BASF weiter voranzubringen - so wie bei meinen Vorgängern im Amt», sagt der Vorstandsvorsitzende des Chemiekonzerns. Das Unternehmen mit Sitz im pfälzischen Ludwigshafen soll ab 2050 klimaneutral sein - ein «Jahrhundertprojekt» sei dies, meint Brudermüller. «Das braucht einen langen Atem, der weit über meine Amtszeit hinausgeht. Aber Veränderung und Ausdauer gehören immer schon zu unseren Stärken.»

Mehr als sein halbes Leben arbeitet Brudermüller bei BASF. Über einen Ferienkurs für ausgewählte Doktoranden kam er mit der Firma in Kontakt. 1988 - nach einem Jahr als Wissenschaftler in den USA - begann er im Ammoniak-Labor des Unternehmens. Dem Abschnitt in der Forschung folgte eine Zeit im Vertrieb für Pharma-Chemikalien in Mailand. 2006 wechselte Brudermüller als Vorstandsmitglied mit der Zuständigkeit für die Region Asien-Pazifik nach Hongkong. 2015 kam der Chemiker zurück und wurde Technologievorstand. Der BASF-Aufsichtsrat berief ihn 2017 zum neuen Vorstandsvorsitzenden, am 4. Mai 2018 trat er das Amt an.

Chemie stand bei ihm nicht von vornhinein fest. «Naturwissenschaften waren schon immer meine Leidenschaft, auch das Handwerkliche hat mir großen Spaß gemacht - daher mein langer Traum, Chirurg zu werden», erzählt er. Nach dem Abitur absolvierte er den Medizinertest und stand vor einem Studium in Heidelberg. «Aber wie das so ist, wenn man sich intensiver beschäftigt mit einem Berufsbild. Man stellt fest: Das ist vielleicht doch nichts für mich», meint Brudermüller.

Ihm sei klar geworden, dass das Operieren ein zu kleiner Teil des Jobs ist. «Ich habe mit der Chemie die richtige Wahl getroffen - sie fasziniert mich noch heute, und ich bin beim führenden Unternehmen der Chemieindustrie.»

Geboren wurde der Konzernchef in Stuttgart. Er wuchs in Karlsruhe auf, wo er Chemie studierte und promovierte. Der Vater, ein Kernphysiker, habe in ihm früh ein Interesse für Naturwissenschaften geweckt und ihn - als er sich für Chemie entschied - damit geneckt, er habe «den schmutzigen Teil der Physik» gewählt, erzählte er einmal. Der Sohn konterte, dass es ein Chemiker gewesen sei und kein Physiker, der die Kernspaltung entdeckt habe - nämlich Otto Hahn.

Brudermüller treibt Sport, hat dafür aber - wie für das Klavierspiel - wenig Zeit. Er versuche, sich fit zu halten, sagt der verheiratete Vater von vier Kindern. Seine Handwerker-Leidenschaft lebt er an Haus und Auto aus. Seit 2018 ist er Mitglied im Wirtschaftsbeirat der Grünen-Bundestagsfraktion.

Brudermüllers Vertrag läuft bis zur Hauptversammlung 2023. Wie hat er die BASF verändert? Wegbegleiter beschreiben ihn als dynamischen Anpacker. Schon als Technikvorstand und Vize-Vorstandschef habe sich Brudermüller dafür eingesetzt, die Innovationskraft des Konzerns zu stärken. Das treibe er voran - derzeit etwas gebremst durch die Corona-Pandemie, die auch wichtige Märkte für das Unternehmen trifft.

Und wie hat die BASF ihn verändert? «Mir selbst treu zu bleiben, war mir immer wichtig. Und das habe ich immer beibehalten, denn ohne Authentizität ist man nicht glaubwürdig und kann auch nichts bewegen», sagt der Manager. Inhaltlich wolle er mehr Tempo in den Veränderungsprozessen - und dass das Unternehmen führend ist beim Klimaschutz. «Wenn ich BASF übergebe, möchte ich, dass wir gemeinsam die Firma bestmöglich auf die Zukunft vorbereitet haben.»

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