Ein genialer Holzfäller killt einen Baobab

Die Nachbarn fürchten sich vor unseren großen Bäumen – Holzfäller engagiert

Etliche Baobabs haben ihre Betonringe gesprengt und Wurzeln in den Boden gerammt. Fotos: hf
Etliche Baobabs haben ihre Betonringe gesprengt und Wurzeln in den Boden gerammt. Fotos: hf

Der Thai-Gärtner macht sich über mich lustig: „Pflanzen fällen, Pflanzen fällen!“, so beschreibt er mein absurdes, zyklisch wiederkehrendes Verhalten. Halb sind diesmal aber die Nachbarn schuld… und ein allzu schräger Baobab.

Die einen Nachbarn fühlen sich von den Ästen der Pachira insignis bedroht, ein toll blühender Nussbaum aus Südamerika, der in der Tat über vielleicht 10 Jahre enorm gewachsen ist. Seine Äste reichen weit über das Dach ihrer eher jämmerlichen Hütte und spenden viel Schatten an heißen Tagen, verbessern das Klima dann enorm. Aber was soll man machen? Sie fürchten sich nun mal, und sie haben hierzulande das Recht von uns mindestens ein kräftiges Zurückstutzen zu verlangen.

Ein Stumpf ist noch übrig geblieben…
Ein Stumpf ist noch übrig geblieben…

Die anderen Nachbarn fühlen sich eher von unseren manchmal etwas gar lauten Gänsen gestört. Mir aber ist ein schräg auf ihr Grundstück wachsender Baobab ein Dorn im Auge. Er könnte tatsächlich eines Tages – in der Regenzeit, wenn der Boden aufgeweicht ist – auf ihr Haus stürzen und ein paar Leute ins Jenseits befördern. Also engagieren wir einen Holzfäller, der auch ein Köhler ist.

Der Holzfäller: klein, kräftig, genial

Eine erste Knospe hat sich gebildet.
Eine erste Knospe hat sich gebildet.

Während meiner Abwesenheit ist im hinteren Teil des Grundstücks ein Baum umgefallen. Damals hat der Gärtner den Holzfäller schon einmal mit der Beseitigung beauftragt. Er hat das gratis erledigt, weil er gleichzeitig auch Köhler ist, das Holz also verwerten konnte. Fairer Deal! Diesmal allerdings ist die Aufgabe viel aufwändiger, das faserige Holz des zu fällenden Baobabs zudem nicht in Holzkohle zu verwandeln. Er fordert deshalb 8.000 Baht für die Arbeit, die ich sofort und ohne Handeln akzeptiere.

Natürlich lasse ich es mir nicht nehmen, dem kleingewachsenen, kräftigen Mann bei seiner schweren Arbeit zuzuschauen. Behände klettert er auf die großen Pachira-insignis-Bäume, sichert die abzuschneidenden Äste mit einem Seil, startet dann seine Kettensäge und schneidet den Baum von oben bis unten ab. Natürlich wird er dabei von den Roten Ameisen schwer verbissen: Er steckt das weg, während ich am Boden, auch von den Ameisen attackiert, mich ab und zu ins sichere Haus zurückziehe. Der Mann ist einfach genial. Er arbeitet ohne Team und ohne Netz, nur assistiert von unserem Gärtner. Auch ich will mal etwas mithelfen, verletze mich aber sofort am Fuß und falle definitiv aus. Vier volle Tage nimmt die schwere, gefährliche Arbeit in Anspruch.

Erste Blüte am gefällten Baobab

Da folgt dann gleich die erste Blüte.
Da folgt dann gleich die erste Blüte.

Ganz am Schluss macht er sich an den zu fällenden Baobab, Adisonia digitata. Es gibt insgesamt acht oder neun unterschiedliche Baobab-Typen, sieben davon haben wir im Discovery Garden Pattaya. Einer stammt aus Australien, einer aus Afrika, die Restlichen alle aus Madagaskar. Der eindrücklichste Baobab ist sicher der aus Afrika, Adisonia digitata. Viele dieser Riesenbäume, die Tausende von Jahren alt werden können, haben sich in unserem Garten verselbständigt. Sie sind mit den Wurzeln aus ihren Pflanzsäcken ausgebrochen oder haben die Betonringe (die eigentlich als Zwangsjacken dienen sollten) gesprengt. Die kann man jetzt nicht mehr verpflanzen, muss sie wachsen lassen (was wir meistens tun) oder fällen.

Schade! Erst nachdem der schräg wachsende Baobab umgelegt war, haben wir daran eine erste Blüte entdeckt, die allererste Baobab Blüte in unserem Garten überhaupt!

Da wir aber noch mehrere Dutzende haben, nehmen wir diese erste Blüte als positives Signal.


Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail an oder besuchen Sie die Dicovery Garden Webseite oder Facebook. Für unterhaltsame und interessante Gartengeschichten in Bild und Ton besuchen Sie Hans Fritschis YouTube-Kanal – Teilen, Liken & Abonnieren erwünscht!

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