Ein exotischer Apfel oder vielleicht Birne?

Nicht nur rund und grün, sondern in allen Formen und Größen zu haben

Der Renner sind unsere birnenförmigen Guaven, außen gelb und innen rot, sehr delikat dazu. Fotos: hf
Der Renner sind unsere birnenförmigen Guaven, außen gelb und innen rot, sehr delikat dazu. Fotos: hf

„Farang ghin Farang“, der Farang frisst Farang: Nicht Kannibalismus ist damit gemeint. Von einer Frucht ist vielmehr die Rede, die hierzulande nicht immer heimisch war, mir aber sehr schmeckt.

Auf einem Markt in Rio de Janeiro habe ich einige wohlschmeckende Früchte gekauft, die birnenförmig waren, außen gelb, innen rot. Wie immer, wenn ich über etwas mir Neues stolpere, habe ich ein paar Samen davon mitgenommen und in Pattaya gepflanzt. Als die Setzlinge Blätter bildeten, habe ich meinen damaligen Thai-Gärtner gefragt, was das wohl sein könnte?

Rund, grün und eher langweilig

Rund, gelb, klein, einige unserer Farang-Früchte.
Rund, gelb, klein, einige unserer Farang-Früchte.

„Farang“, hat der alte Mann dem Farang ohne Zögern geantwortet. Guaven werden in Thailand auch als Farang bezeichnet, weil sie hier nicht immer heimisch waren, ursprünglich aus Südamerika stammen wie auch die Tomaten, Kartoffeln und selbst die Chilis, die unsere lieben Thais ja nun wirklich nicht als „Ausländer“ oder Fremde betrachten, ganz im Gegenteil. Erklärt man ihnen etwa, dass Som Tam höchstens 500 Jahre alt sein kann, weil es hier vorher eben keine Chilis gab, glaubt einem kaum jemand.

Stachelbeer-Guaven kennt in Thailand keiner.
Stachelbeer-Guaven kennt in Thailand keiner.

Die Farang (Guaven), die ich vor meiner Begegnung in Brasilien hier kannte waren allesamt grün, rund und geschmacklich eher langweilig. Meine gelben, birnförmigen hingegen, die ich seit einigen Jahren nun in ansehnlichen Mengen ernten kann – die von mir gezogenen Pflanzen, die ich Rio-Guaven nenne, sind äußerst produktiv -, liebe ich hingegen. Ich mache daraus unter anderem eine wohlschmeckende Konfitüre mit einem feinen, erdbeerartigen Geschmack. Unter Zugabe von 35 Prozent Zucker werden die entsteinten Früchte eingedickt, die Marmelade geliert automatisch, weil die Schale Pektin enthält wie die Apfel- oder Zitronenschale.

Unter den Thais sind meine mir so lieben Rio-Guaven unter dem ehrenrührigen Namen „Farang khi nog“ (Vogelschiss-Farang) bekannt, wahrscheinlich kommt eben eine solche urtümliche Rio-Guave heraus, wenn man einen Samen der runden, grünen Früchte pflanzt. Und keiner meiner Thais teilt meine Liebe zu den Rio-Guaven, sie alle ziehen die grünen, runden, langweiligen entschieden vor. Vielleicht auch weil der Name eben ein wenig ehrenrührig, low class ist?

Eine noch größere Vielfalt da…

Die Blüte der roten Guaven ist sehr, sehr schön.
Die Blüte der roten Guaven ist sehr, sehr schön.

Spätestens als ich ein paar Jahre später nach Belem (ebenfalls in Brasilien) kam, habe ich gemerkt, dass es auch außen gelbe, innen gelbe Guaven gibt, und zwar birnförmige, runde, große und kleine. Später habe ich in Thailand rote Guaven gefunden, deren Früchte außen rot, innen rosa sind, auch deren Blätter sind rot. Dann kamen die Stachelbeer-Guaven hinzu, Psidium cattleyanum, die kleine rote, sehr wohlschme­ckende Früchte produzieren, die, wie es der deutsche Name sagt, geschmacklich an Stachelbeeren erinnern. Kein Thai hat die je gesehen. Sie sind hierzulande allenfalls unter dem Namen „Farang Australia“ bekannt, weil sie zwar wie alle anderen Guaven aus Südamerika stammen, in tropischen Gegenden von Australien als invasive Pflanzen sich unangenehm in Szene gesetzt haben. Die Vögel fressen sie und verteilen sie durch den Vogelschiss überall.

Dann habe ich die gelben Stachelbeer-Guaven entdeckt und aus dem Internet Samen aus La Réunion bestellt. Sie wachsen nun in zweiter Generation bei mir.

Und last, but not least, gab es auf dem Pflanzenmarkt in Nordpattaya unlängst eine einzige Guaven-Pflanze zu kaufen, die etwa so große Früchte liefert wie eine große Chili, gelb, länglich. Wahrscheinlich gibt es noch viel mehr Guaven, lassen wir uns überraschen...

Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail an hansfritschi1957@gmail.com oder besuchen Sie seine Webseite www.discovery-garden.net oder Facebookseite.

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