CHIANG MAI: Der Maetaeng Elephant Park & Clinic ist ein Elefantenpark unter vielen. Besonders in der Region Mae Taeng, Chiang Mai, gibt es jede Menge kleine und große Anbieter in Sachen Elefanten-Vergnügen. Warum das so ist und warum nicht immer alles so sein muss, wie man es für sich bequem in Gut und Böse einsortiert hat, auch darum soll es gehen.
Faszination, Begeisterung, vielleicht auch Entsetzen und Mitgefühl, die Reaktionen auf Elefantenparks und -camps in Thailand sind so unterschiedlich, wie die Parks und die Menschen, die sie führen oder eben besuchen. Wenn Elefanten gequält werden und unter unwürdigen Bedingungen leben müssen, dann ist das ein Verbrechen, dazu kann es keine zwei Meinungen geben.
Doch wie sieht es aus, wenn Elefantenreiten und Elefantenshows angeboten werden? Hier kommt es schnell zu hitzigen Diskussionen. Meistens werden diese Debatten aus dem Gefühl heraus geführt und von Menschen, die sich weder mit Elefanten noch mit der thailändischen Kultur näher beschäftigt haben. Wie bei unzähligen anderen Themen gibt es auch hier kein Schwarz und Weiß. Die Wahrheit liegt in den Graunuancen dazwischen. Man muss sich zwangsläufig näher mit dem Thema beschäftigen, um dann in jedem einzelnen Fall zu einer Bewertung zu kommen. An sich ist dies Teil eines normalen Denkprozesses, der inzwischen jedoch ähnlich selten zu sein scheint, wie wilde Elefanten in Thailand. Hierzu gibt es ein paar fundierte Aussagen von Bodo Förster. Ein Mann, der sich als Farang lange und intensiv mit der Materie beschäftigt hat und auch die Grautöne im Blick hat (siehe auch: Druckausgabe FA12/2019 & Mein Leben für die Elefanten).
Thailand und seine Elefanten
Seit geschätzt 4.000 Jahren begleiten domestizierte Elefanten die Thailänder. Beim Militär, in der Forstwirtschaft und als heiliges, verehrtes Symbol. Mit dem Rodungsverbot 1989 wurden die Arbeiter und Elefanten arbeitslos. Viele gingen in die Städte, um zu betteln oder führten Minikunststückchen vor. Als auch das nicht mehr geduldet wurde, kehrte ein Großteil wieder in die Berge und Wälder zurück. Dieses Mal in Form von Elefanten-Erlebnisparks. Es gab noch keine Standards und jeder startete mit den Fähigkeiten und den Elefanten, die er hatte.
Inzwischen wird die Zahl der Elefanten in Thailand auf 7.000 geschätzt. Davon sind knapp die Hälfte noch wildlebende Elefanten. Der Anteil der domestizierten Elefanten steigt langsam. In der Region Mae Taeng, früher ein Gebiet vieler wildlebender Elefanten, leben nun rund 600 Elefanten verteilt auf rund 25 Elefantenparks und -unternehmen.
Familie Borpit und ihre Elefanten
Im Jahr 2000 wurden die ersten Pläne für eine Elefantenklinik geschmiedet. Kranke und verletzte Elefanten mussten für eine medizinische Versorgung bis nach Lampang transportiert werden. Die dreistündige Fahrt war jedes Mal eine Strapaze für die kranken Elefanten. 2006 wurde ein spezieller Unterstand für schwangere Elefanten fertig. Bis zur Eröffnung eines lizensierten Elefantenkrankenhauses dauerte es noch einmal drei Jahre. Um das nötige Geld dafür aufzubringen, wurden Shows veranstaltet und Kunstwerke auf Leinwand von Elefanten („Elephant helps Elephant“) verkauft. Auf Elefanten spezialisierte Veterinäre zu finden, war auch nicht so leicht. Inzwischen arbeiten drei spezialisierte Tierärzte Vollzeit in der Klinik. Hier wird auch die allabendliche Fußpflege der gut sechzig Elefanten durchgeführt. Jeder Elefant hat hier übrigens seinen eigenen („selbst erwählten“) Mahout. Nach der Arbeit ziehen sich beide zurück in ihren Wohnsitz, weiter in den Wald hinein.
Hier irgendwo beginnt auch die Geschichte der Familie Borpit, die 1996 in der Region Mae Taeng mit einigen Elefanten den Maetaeng Elephant Park eröffnete. Dieser Park ist ein Familienunternehmen, welches jetzt in der zweiten Generation von Borpit Chailert geführt wird. Natürlich starteten sie damals mit Elefantenreiten und -shows für die Touristen. Beide Programme sind auch heute noch Teil ihres Gesamtpakets. Doch im Hintergrund hat sich zwischenzeitlich viel getan. Ein Gespräch mit dem Juniorchef zeigt, dass kreative Ideen und die Liebe zu Elefanten Prozesse in eine gute Richtung anstoßen. Und Ideen hat er reichlich.
Eine Elefantenklinik für Mae Taeng
Wann immer es möglich ist, kommen in der Klinik Naturheilmittel zum Einsatz, die vor Ort hergestellt werden. Der gesamte Klinikservice steht allen Elefanten aus den Camps der Umgebung kostenlos zur Verfügung.
Jetzt gilt es nicht nur die Elefanten und Menschen zu versorgen, sondern auch das Krankenhaus dauerhaft zu finanzieren, damit der Service für alle Elefanten in der Region durchgehend kostenlos zur Verfügung gestellt werden kann. Wiederkehrende Kosten, wie die Arztgehälter für die medizinische Versorgung, den Transport-LKW sowie die Fahrten der Ärzte zu den kranken Elefanten, müssen regelmäßig erst mal aufgebracht werden.
Also sind weitere Ideen gefragt. Es entstand das Hug Chang-Projekt. Hier gehen die Besucher auf Tuchfühlung mit den Elefanten. Sie können bei der Herstellung der Naturseifen helfen und diese auch gleich beim Waschen der Elefanten einsetzen. Weitere Attraktionen kamen hinzu, wie Ochsenkarren fahren, Floßrafting auf dem Mae Taeng, Besuche eines nahe gelegenes Hilltribe Dorfes oder beim Elefantentraining zusehen. Trainiert wird nicht mit der Peitsche, sondern mit Zuckerbroten, also nach dem Belohnungsprinzip. In der Art-Gallery sind von Rüssel gepinselte Gemälde eine weitere Einnahmequelle. Und, die nächste Idee:
Ein neues Halal Restaurant
Allein zwölf Jahre lang ringt Khun Borpit nun schon für sein kleines und für das geplante große Halal-Restaurant um die notwendige Halal-Lizenz. Ein Beutel Zucker von der falschen Firma hat ihn letztens wieder etwas zurückgeworfen. Es scheint nicht einfach zu sein. Doch schon bald, im April, ist es endlich so weit, ein großes Halal-Restaurant soll eröffnet werden. Khun Borpits ehrgeiziges Ziel ist es, zukünftig für alle Religionen regelkonforme Spezialitäten in seinem Restaurant, in dem rund 1.000 Gäste Platz haben sollen, anzubieten.
Die Besucher kommen meistens in Gruppen, das Gesamtpaket „Elephant Park & Clinic“ wird über Tour-Agenten, Reisebüros und oft auch schon im Heimatland von den Urlaubern gebucht. Einzelbuchungen sind über die Internetseite (siehe Box) möglich. Spontane Besucher sind ebenfalls willkommen und können sich dort umschauen, Kaffee trinken, essen, in der Art Gallery einkaufen und sich eine passende Attraktion heraussuchen. Vielleicht wird es ja eines Tages nicht mehr nötig sein, Elefantenreiten anzubieten. Dieses Camp ist in einem Prozess der Umwandlung. Mit viel Startkapital und westlichem Know-how in Sachen Tierschutz und Ökologie lässt sich natürlich schnell ein Elefanten-Vorzeigeprojekt aus dem Boden stampfen. Auf längere Sicht gesehen hat aber auch ein langsamer Wandel Vorteile, gerade was Reichweite und Nachhaltigkeit betrifft. Denn nur so kann auch das Bewusstsein der Thais, Mahouts und nicht zuletzt das der Touristen mitwachsen. Schließlich sind ja nicht nur die Betreiber, die ihre Elefanten für unsinnige Aktionen dressieren, daran beteiligt, sondern mindestens im gleichen Maße auch all diejenigen, die unbedingt mal auf einem Elefanten reiten wollen.
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