KOH SAMUI: Kaum einer stellte noch Fragen wegen des spektakulären Bombenattentats im Einkaufszentrum CentralFestival in Chaweng vom 10. April vergangenen Jahres. Weder zu den Hintermännern noch den Drahtziehern gab es jemals klare Aussagen der Polizei. Heute berichtet die ‚Bangkok Post‘ plötzlich von einem Zusammenhang des Samui-Anschlages mit einer aktuellen Bombenexplosion in Südthailands Provinz Narathiwat.
Polizeiangaben zufolge soll ein am Sonntag benutzter Mitsubishi Titan im Bezirk Sugnai Kolok eindeutig dem Bombenattentat auf der Ferieninsel zugeschrieben werden können. Das ehemals weiße Fahrzeug sei für den Anschlag auf eine Militärbasis in Bronze umlackiert worden – es konnte laut Angaben des örtlichen Polizeichefs identifiziert werden. Der Mann, der diesen Pickup gestohlen habe, sei mittlerweile verhaftet worden, sagte Kongan Suwannakham in einer offiziellen Stellungnahme der Ermittlungsbehörden. Es handle sich um einen aktenkundigen Terroristen und Unruhestifter in den aufständischen südlichen Grenzprovinzen Thailands in Nähe des Nachbarlandes Malaysia. Auch seine Mithelfer seien bekannt, darunter der Lackierer des benutzten mutmasslichen Tatfahrzeuges.
Welches Motiv diese Männer gehabt haben sollen, im mehrere hundert Kilometer entfernten Koh Samui einen Anschlag zu verüben, blieb im Unklaren. In der Tiefgarage des CentralFestival Einkaufszentrums war am 10. April 2015 gegen 22 Uhr eine Bombe in einem abgestellten Fahrzeug explodiert und hatte sieben Menschen verletzt, darunter ein sieben Jahre altes Urlauberkind aus Italien.
Obwohl die Polizei 2015 nach turbulenten Ermittlungen und multiplen Verdachtsvorwürfen eine schnelle Aufklärung angekündigt hatte, konnte nie ein tatsächlicher Täterkreis ermittelt oder präsentiert werden. Zunächst war von der Militärregierung die Vermutung geäußert worden, dass politisch verwirrte Rothemden aus dem nördlichen Thailand hinter dem Attentat auf Koh Samui gesteckt haben könnten.
Danach hatten sich die Ermittlungen auf südthailändische muslimische Aufständische konzentriert. Durch mehrere Festnahmen, darunter zwei damalige Mitarbeiter des CentralFestival Sicherheitsdienstes aus den Provinzen Narathiwat und Pattani, sollte diese Spur erhellt werden. Statt einer lupenreinen Aufarbeitung wuchs jedoch Gras über den Fall.
So geriet das erste große Bombenattentat in Koh Samuis Inselgeschichte in Vergessenheit. Mit Spannung wird deshalb erwartet, welche weiteren Ermittlungsresultate die Spezialermittler aus Narathiwat vorlegen können, und ob dabei endlich Licht ins Dunkel des CentralFestival Terroraktes leuchtet.
Dass ‚ganz oben angesiedelte‘ einflussreiche Politiker und Unternehmer aus den Regionen Surat Thani und Nakhon Si Tammarat dahinter gestanden sein sollen, so orakelte seinerzeit ein hoher Ermittlungsbeamter, blieb mangels Namensnennung und nachvollziehbaren Tatmotiven bis heute ein Gerücht mit dem Déjà-vu einer Fata Morgana. Demzufolge könnte die Bombenexplosion von Feinden des Grosseinkaufszentrums initiiert worden sein, die ihre eigenen Geschäftsinteressen im Zentrum von Chaweng durch das neue CentralFestival Samui torpediert sahen.