Easyjet wegen Corona erstmals mit Jahresverlust - keine Dividende

Flugzeuge vom Typ EasyJet auf dem Flughafen Stansted in London. Foto: epa/Andy Rain
Flugzeuge vom Typ EasyJet auf dem Flughafen Stansted in London. Foto: epa/Andy Rain

LUTON: Die Corona-Krise hat dem britischen Billigflieger Easyjet den ersten Jahresverlust seiner Geschichte eingebrockt. Unternehmenschef Johan Lundgren lotet derzeit weitere Geldquellen aus und hofft auf Unterstützung der britischen Regierung. Denn die Ticketnachfrage bleibt immer noch weit hinter dem Vorkrisenniveau zurück. Im laufenden Quartal werde Easyjet voraussichtlich nur ein Viertel des üblichen Flugprogramms anbieten, teilte die Rivalin von Europas größtem Billigflieger Ryanair am Donnerstag in Luton bei London mit. Entsprechend viel Geld fehlt in der Kasse.

An der Börse führten die Nachrichten zu weiteren Verlusten. Der Kurs der wegen der Corona-Krise stark unter Druck stehenden Easyjet-Aktie hat seit dem Jahreswechsel rund zwei Drittel an Wert eingebüßt. Unter den großen Fluglinien Europas gaben nur die Aktien von Air France-KLM und der British-Airways-Mutter IAG stärker nach.

Easyjet-Chef Lundgren forderte die Regierung am Donnerstag öffentlich auf, ein «maßgeschneidertes Maßnahmenpaket» voranzutreiben. Dieses solle es Fluggesellschaften ermöglichen, eine Erholung der Wirtschaft nach der Pandemie zu unterstützen. «Der Luftverkehr sieht sich nach wie vor mit der größten Bedrohung in seiner Geschichte konfrontiert», sagte Lundgren.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr bis Ende September steuerte Easyjet tief in die roten Zahlen. Wegen des weitgehenden Geschäftsausfalls infolge der Pandemie stand nach vorläufigen Berechnungen vor Steuern und Sonderposten ein Verlust von 815 bis 845 Millionen britischen Pfund (895 bis 928 Mio Euro). Hinzu kommen Belastungen von 440 Millionen Pfund - vor allem durch Abschreibungen, das eingeleitete Sanierungsprogramm und den Wertverlust bei Geschäften zur Treibstoffpreissicherung.

Zu einer Prognose für das neue Geschäftsjahr, das Anfang Oktober begonnen hat, sieht sich Lundgren angesichts der unsicheren Geschäftsaussichten und der anhaltend schwachen Ticketnachfrage nicht in der Lage. Wegen der angespannten Finanzlage rät Easyjets Verwaltungsrat davon ab, für das abgelaufene Jahr eine Dividende an die Aktionäre auszuschütten. Ende September verfügte die Airline über Barreserven von rund 2,3 Milliarden Pfund und saß auf einem Schuldenberg von 1,1 Milliarden Pfund.

Wenn notwendig, will das Management weitere Finanzmittel besorgen und möglicherweise noch mehr Flugzeuge verkaufen und zurückmieten. Easyjet hat sich seit Beginn der Pandemie bereits mehr als 2,4 Milliarden Pfund an frischem Geld verschafft. Davon stammen 419 Millionen Pfund aus einer Kapitalerhöhung und 608 Millionen aus Flugzeugdeals. Auch nutzt Easyjet das staatliche britische Pandemie-Kreditprogramm.

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