Dutzende Tote bei Gefangenenmeuterei

Ein Mob setzt den Justizpalast in der kolumbianischen Stadt Tulua in Brand. Foto: epa/Str
Ein Mob setzt den Justizpalast in der kolumbianischen Stadt Tulua in Brand. Foto: epa/Str

TULUÁ: Erst brechen in der Haftanstalt Tuluá Kämpfe zwischen Insassen aus, dann stecken sie Matratzen in Brand. Bei den Krawallen und im Feuer kommen 51 Menschen ums Leben. Der künftige Präsident des südamerikanischen Landes fordert einen humaneren Strafvollzug.

Bei einer Gefangenenmeuterei in einer Haftanstalt in Kolumbien sind Dutzende Menschen ums Leben gekommen. Die Häftlinge hätten in dem Gefängnis von Tuluá im Westen des Landes Matratzen in Brand gesteckt, sagte Justizminister Wilson Ruiz Orejuela am Dienstag. Dabei seien 51 Menschen ums Leben gekommen und 24 weitere verletzt worden.

«Zunächst gab es Kämpfe und danach haben sie die Matratzen angezündet», sagte der Vizepräsident der Gewerkschaft der Justizvollzugsbeamten, Nelson Ayala, im Fernsehsender Caracol. Nach Angaben der Bürgerbeauftragten María Victoria Castro kamen Häftlinge sowohl bei den Kämpfen als auch im Feuer ums Leben.

«Wir bedauern die Ereignisse im Gefängnis von Tuluá», schrieb Präsident Iván Duque auf Twitter. «Ich habe Untersuchungen angeordnet, um diese schreckliche Situation zu klären. Meine Solidarität gilt den Familien der Opfer.» Die Generalstaatsanwaltschaft rief die Behörden dazu auf, die Menschenrechte der Häftlinge zu garantieren.

Der Vorfall erinnerte an ein ähnliches Unglück in der Haftanstalt La Modelo in der Hauptstadt Bogotá vor rund zwei Jahren. Damals forderten die Insassen bessere Maßnahmen zum Schutz gegen das Coronavirus. Bei dem Gefangenenaufstand kamen 24 Häftlinge ums Leben, über 100 Menschen wurden verletzt.

«Der kolumbianische Staat hat das Gefängnis als einen Ort der Vergeltung und nicht der Rehabilitation betrachtet», schrieb der künftige Präsident Gustavo Petro auf Twitter. Der Linkspolitiker tritt Anfang August sein Amt an. «Die Geschehnisse in Tuluá, wie auch das Massaker im Modelo, verpflichten uns zu einer völligen Neuausrichtung der Gefängnispolitik im Hinblick auf die Humanisierung der Gefängnisse und die Würde der Gefangenen.»

Mit rund 1200 Häftlingen ist das Gefängnis von Tuluá im Department Valle de Cauca Medienberichten zufolge um 17 Prozent überbelegt. In ganz Lateinamerika sind die Haftanstalten häufig überfüllt. Zudem werden viele Gefängnisse von Verbrechersyndikaten kontrolliert. Oftmals sorgen die Sicherheitskräfte lediglich dafür, dass die Gefangenen in den Haftanstalten bleiben. Innerhalb der Mauern bleiben sich die Häftlinge weitgehend selbst überlassen. Zahlreiche inhaftierte Gang-Bosse steuern die Geschäfte ihrer kriminellen Organisationen aus dem Gefängnis heraus.

Zuletzt war es in Kolumbiens Nachbarland Ecuador immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen in Gefängnissen gekommen. Im Mai kamen bei Kämpfen zwischen verfeindeten Banden über 40 Menschen ums Leben, im vergangenen Jahr wurden bei Zusammenstößen in verschiedenen Haftanstalten insgesamt über 200 Insassen getötet. Daraufhin übernahmen Militär und Bundespolizei die Kontrolle über den Strafvollzug.

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