Durchbruch oder nur «Bla, bla, bla»?

​Was die COP26 gebracht hat

Foto: epa/Robert Perry
Foto: epa/Robert Perry

GLASGOW: Politiker sprechen von historischen Beschlüssen, Klimaaktivisten von «Bla, bla, bla». Das ist rausgekommen, bei der zweiwöchigen UN-Klimakonferenz in Glasgow:

- Weniger Kohleverbrennung und Stopp für Subventionen

Eingeläutet wurde der Abschied von der klimaschädlichen Kohleverbrennung. Erstmals in der Geschichte der Weltklimagipfel gab es dafür einen Konsens unter den rund 200 Staaten. Sie werden auch aufgefordert, «ineffiziente» Subventionen für Öl, Gas und Kohle zu streichen. Die Formulierung zu Kohle wurde allerdings in letzter Minute auf Druck Chinas und Indiens abgeschwächt: Statt von einem Ausstieg (phase-out) nun nur noch von einem schrittweisen Abbau (phase-down) die Rede. Schon in den ersten Tagen hatten sich mehr als 40 Staaten konkret zum Abschied von der Kohle bekannt. Die Industriestaaten wollen demnach in den 30er Jahren aussteigen, andere spätestens in den 40er Jahren. Außerdem sagte eine Reihe von Staaten zu, nicht mehr in Kohle, Öl und Gas zu investieren - darunter mit etwas Verspätung auch Deutschland.

- Bekenntnis zum 1,5-Grad-Ziel

Die Länder bekennen sich klar zum Ziel, die Erderwärmung bei 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu stoppen - und nicht nur bei deutlich unter zwei Grad, wie es im Pariser Klimaabkommen heißt. Dazu sollen sie bis Ende 2022 ihre bislang unzureichenden Klimaschutzpläne für dieses Jahrzehnt nachschärfen. Das ist drei Jahre früher als bislang vorgesehen. In der Erklärung wird zudem festgehalten, dass der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase weltweit noch in diesem Jahrzehnt um 45 Prozent sinken muss, wenn das 1,5-Grad-Limit erreichbar bleiben soll.

- Hilfen für arme Staaten

Zugesagt wurden auch mehr Finanzhilfen für arme Staaten, damit diese sich an die vielerorts fatalen Folgen der Klimakrise anpassen können. Gemeint sind etwa Dürren, Hitzewellen, Stürme und Überschwemmungen. Konkret sollen diese Finanzhilfen bis 2025 verdoppelt werden, also von aktuell jährlich rund 20 auf dann 40 Milliarden US-Dollar (etwa 35 Milliarden Euro). Aufgesetzt wird zudem ein zweijähriges Arbeitsprogramm, um über mögliche drastische Aufstockungen zu sprechen.

- Hilfe nach Klimaschäden

Erstmals wird auch die jahrelange Forderung armer Staaten aufgegriffen, einen Geldtopf für Hilfen bei Schäden und Verlusten einzurichten - also zum Beispiel nach Zerstörungen oder erzwungene Umsiedlungen. Die Staaten werden aufgefordert, dafür einzuzahlen. Summen werden aber nicht genannt. Es soll nur «technische Unterstützung» nach Schadensereignissen bereitstehen, aber nicht der komplette Schaden beglichen werden.

- Regelbuch für Pariser Abkommen komplett

Sechs Jahre nach dem historischen Abkommen von Paris waren im sogenannten Regelbuch dazu immer noch Punkte offen, die nun geschlossen wurden. Geregelt wurde etwa, dass künftig Klimaschutzziele für fünf Jahre vorgelegt werden und nach einheitlichen Standards berichtet wird. Bei der lange strittigen Frage, wie Emissionsminderungen zwischen Staaten gehandelt werden können, gab es ebenfalls eine Einigung. Dabei ist es laut Bundesumweltministerium gelungen, Schlupflöcher und doppelte Anrechnungen auszuschließen.

- Aus für Benzin- und Dieselautos

Zwei Dutzend Staaten vereinbarten, ein Enddatum für den Verkauf von Benzin- und Dieselautos festzusetzen. Mit dabei sind auch sechs große Auto-Hersteller, darunter Mercedes und Ford. Die Regierungen wollen, dass alle Verkäufe von neuen Pkw und leichten Nutzfahrzeugen bis zum Jahr 2040 emissionsfrei sind, und in den führenden Märkten bis spätestens 2035. Die Autokonzerne sollen spätestens 2035 in führenden Märkten nur noch emissionsfreie Autos und Vans verkaufen. Deutschland ist zunächst nicht dabei, weil man sich in Berlin nicht einig wurde.

- Stopp der Öl- und Gasproduktion

Rund ein Dutzend Staaten wollen unter der Führung von Dänemark und Costa Rica konkrete Ausstiegdaten für die Öl- und Gasproduktion festlegen. Der dänische Klimaminister Dan Jørgensen sagt dazu: «In einer 1,5-Grad-Welt gibt es keinen Platz für Öl und Gas.» Deutschland gehört wie bereits bei mehreren anderen internationalen Allianzen nicht zu den Unterzeichnern.

- Der Methan-Pakt

Oft ist hauptsächlich von CO2 die Rede, wenn es um Treibhausgase geht. Problematisch ist auch Methan, das in der Landwirtschaft, auf Abfalldeponien oder in der Öl- und Gasindustrie entsteht und dem Weltklimarat zufolge für die Hälfte der Klimaerwärmung verantwortlich ist. Mehr als 100 Staaten haben sich unter Führung der EU und USA das Ziel gesetzt, ihre Methanemissionen bis 2030 um mindestens 30 Prozent gegenüber 2020 zu senken.

- Das Entwaldungs-Ziel

Bäume speichern CO2 - und sind damit die wichtigsten natürlichen Verbündeten im Kampf gegen die Erderwärmung. Es sorgte deshalb für viel Aufsehen, als sogar Brasilien und mehr als 100 weitere Staaten sich in Glasgow dazu verpflichteten, die Zerstörung ihrer Wälder und anderer Ökosysteme bis zum Ende des Jahrzehnts zu stoppen. Experten sind skeptisch: Sie wiesen darauf hin, dass eine sehr ähnliche Erklärung aus dem Jahr 2014 vollkommen wirkungslos geblieben sei.

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Jürgen Franke 16.11.21 10:30
Es ist zu hoffen, dass die 30.000 Politiker,
die teilweise zu der Konferenz in Pivatjets anreisten, rechtzeitig erkennen, dass die E-Mobilität eine Sackgasse ist und die Kernenergie nicht abgeschrieben werden kann. Für Deutschland, mit den europaweit höchsten Stromkosten, wird die Stromversorgung kein Problem werden, denn Frankreich hält weiter an der Atomenergie fest.
Jomtien Franky 16.11.21 07:10
@Michael
Also, wenn ich manche Posts von Ihnen lese, dann ist das Unsinn, so wie dieser hier, oder der mit "Ich trinke mein Leo zuhause, wegen mir können die die Bars bis 2025 zu machen". Ein wahres egoistisches Highlight! Manche Kommentare von Ihnen sind ja sogar echt witzig, aber manchmal wünsche ich mir, dass Sie ein bißchen länger schlafen, bevor Sie was schreiben...
Und nochmal: wenn es der Regierung wirklich "auf Leben und Tod" wichtig wäre, dass in Sachen wilder Feuer mal was getan wird, was meinen Sie denn wohl, wie schnell Uncle Tu die jeweiligen Provinzheinis auf die Spur bringen würde, und zwar Ratzfatz. Aber die Realität sieht ja anders aus, dass man manchmal Wutanfälle bekommen könnte von dieser Verpestung. Also: Bleibt alle gesund und atmet diesen Qualm nicht ein!
Jomtien Franky 16.11.21 05:00
@Melig
Ich glaube, Sie haben meinen Beitrag, der eigentlich als Lob für Ihren Beitrag gedacht war, völlig mißverstanden. Ich habe doch gar nichts über Sie geschrieben, sondern finde nur, dass die REGIERUNG (die!!!) absolut nichts dagegen tut, dass diese Feuerchen eingedämmt werden. Und wenn Uncle Tu sagt, dass es für ihn um Leben und Tod geht, dann verhält er sich aber in der Sache etwas komisch....
Jomtien Franky 16.11.21 01:20
Haha...
...guter Beitrag Herr Melig! Für Leute, die um Leben und Tod kämpfen, sind die aber ganz schön passiv, finden Sie nicht? Zumindest bei der Felderverbrennung sehe ich kein Jota Bewegung....
Ling Uaan 15.11.21 16:00
Durchbruch oder nur «Bla, bla, bla»?
ARD und ZDF haben öfters mal zur Reporterin nach Glasgow geschaltet. Die Reporterin sagte das es da Fortschritte gäbe, auf die Nachfrage aus dem Studio, was denn genau, kam nichts.

Ich bin ja nun kein Freund von Fridays for Future, aber ich glaube mit «Bla, bla, bla» haben sie recht.

Da sind zwischen 25.000 und 30.000 Leute nach Glasgow gejettet, aber außer Spesen nix gewesen.
Jomtien Franky 15.11.21 15:40
Es wäre mal interessant...
...zu lesen, wie Thailand zu diesen Zielen so steht. Ob sie irgendwann mal gegen die blödsinnige Verbrennung von Feldern und Müll mit Ernsthaftigkeit vorgehen?!!!