THAILAND: Die ungebremste Talfahrt des Euro gegenüber dem Thailändischen Baht bringt im Königreich arbeitende Touristikunternehmer mittlerweile ebenso in die Bredouille wie hier lebende Rentner. Viele befürchten sogar, ihre Existenz zu verlieren.
Mehr als 21 Prozent realen Geldverlust binnen eines Jahres müssen europäische Auswanderer verkraften, deren Lebensader an Rentenzahlungen oder sonstigen finanziellen Überweisungen aus der Heimat hängt. Ein Durchschnittsrentner in Pattaya oder Koh Samui, der 1.500 Euro monatlich erhält, bekam vor einem Jahr 67.845 Baht in Thai-Baht ausbezahlt. Am 8. März 2015 sind es nur noch 52.800 Baht bei einem Kurs von 35,2 Baht für den Euro.
Den Gürtel enger schnallen müssen sie schon seit Jahren. Die Hoch-Zeiten des Euro gegenüber dem Baht der Jahre 2004, 2005 und 2008 mit Kursen von über 52 Baht für einen Euro sind lange vorbei. Die meisten in Thailand lebenden und arbeitenden Residenten sind schon froh, wenn die 40er Schallmauer für den Euro nicht nach unten durchbrochen wird.
Rentner mit einem noch schmaleren Einkommen geraten sogar in Gefahr, ihre Visa-Privilegien mit einem Verbleib ohne lästigen Visarun zu verlieren. Wer weniger als 1.650 Euro Rente erhält – das war die Berechnungsgrundlage des Jahres 2012 – musste für sein Jahresvisum die Differenzsumme als Bankvermögen nachweisen. Mit dem nach unten fallenden Eurokurs verschiebt sich dies dramatisch weiter.
Manche älteren Pensionisten kommen seit Monaten kaum mehr in Thailand über die Runden. Von Pattaya hat eine regelrechte Landflucht in Richtung Nordostthailand eingesetzt. Die thailändischen Lebenspartnerinnen haben dort oft ihre Familien und europäische Rentner hoffen, abseits der Touristenzentren billiger leben zu können. Der Euroverlust sorgt somit für eine unfreiwillige Art der Völkerwanderung in den Isan.
Hoteliers, Gaststätten- und Barbesitzer und die Betreiber von Tauchschulen spüren zum Beispiel auf Koh Samui die Auswirkungen des Euro-Verfalls. Bereits in der Hochsaison 2015 blieben viele Urlauber aus deutschsprachigen Ländern aus. Lediglich die Schweizer, die dank ihres unverwüstlich starken Franken unbeschwert ihre Ferien oder ihren Lebensabend genießen können, bilden eine Ausnahme. Ein Tauchschulbetreiber auf Koh Samui warnte schon vor Monaten: „Wenn der Euro weiter fällt, dann werden die Auswirkungen für uns noch schlimmer sein als nach den politischen Unruhen oder SARS…“