Drosten bleibt bei Aussagen zur Ansteckungsgefahr durch Kinder

Direktor Institut für Virologie der Charite Berlin Christian Drosten. Foto: epa/Clemens Bilan
Direktor Institut für Virologie der Charite Berlin Christian Drosten. Foto: epa/Clemens Bilan

BERLIN: Ende April sorgt eine Studie von Christian Drosten für Aufsehen. Es geht um die Weitergabe des Coronavirus durch Kinder. Nach Kritik hat Deutschlands führender Virologe eine überarbeitete Version vorgelegt.

In einer überarbeiteten Fassung seiner Studie zur Infektiosität von Kindern in der Corona-Krise hält das Forscherteam um den Berliner Virologen Christian Drosten an seiner grundlegenden Aussage fest.

Es gebe keine Hinweise darauf, dass Kinder im Bezug auf Sars-CoV-2 nicht genauso ansteckend seien wie Erwachsene, heißt es in der aktualisierten Version der deutschen Studie. Sie ist noch nicht in einem begutachteten Fachjournal erschienen, sonder wurde als sogenannter Preprint veröffentlicht.

Ein erster Entwurf der Untersuchung war Ende April veröffentlicht worden und hatte in Deutschland Kritik und teils heftige Auseinandersetzungen nach sich gezogen. Die Aussage bereits damals: Kinder tragen eine ebenso hohe Viruslast wie Erwachsene - und sind mithin vermutlich genauso ansteckend.

Die Forscher hatten aufgrund dieser Ergebnisse vor einer uneingeschränkten Öffnung von Schulen und Kindergärten in Deutschland gewarnt. In der neuen Fassung heißt es dazu: «Die uneingeschränkte Öffnung dieser Einrichtungen sollte sorgfältig mit Hilfe von vorbeugenden diagnostischen Tests überwacht werden.»

Kritik hatte es vor allem an der statistischen Auswertung der Daten gegeben. Die angewandten Methoden seien nicht geeignet, hieß es von Wissenschaftlern unter anderem. Allerdings hatten die Kritiker später betont, dass solche Diskussionen in der Wissenschaft normal seien und Kritik an der Methode nicht zwangsläufig das Ergebnis infrage stelle. Drosten gestand ein, die statistischen Methoden seien eher grob gewesen, hielt aber an der Aussage der Studie fest.

«In der neuen Version der Studie werden die Kommentare, die es zur statistischen Analyse der ersten Fassung gab, aus meiner Sicht überzeugend eingearbeitet», urteilt Christoph Rothe, Statistiker von der Universität Mannheim auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur nach einer ersten Durchsicht der überarbeiteten Ergebnisse. Er gehörte zu den Forschern, die die statistischen Methoden in der ursprünglichen Analyse kritisiert hatten.

Der Statistiker Dominik Liebl von der Uni Bonn, der sich ebenfalls mit der ersten Version der Drosten-Studie auseinandergesetzt hatte, schreibt auf dpa-Anfrage: Der methodische Teil der statistischen Analyse in der neuen Version sei aus seiner Sicht deutlich verbessert worden. Und Liebl ergänzt: «Auch die neue Version des Preprints wird sicherlich weiterhin in der Wissenschaft diskutiert werden, und dies ist auch gut so.»

In der vorgestellten Überarbeitung hat das Team die Daten von insgesamt 3303 Sars-CoV-2-Infizierten analysiert. Sie fanden demnach bei 29 Prozent der Kinder im Kindergartenalter (0 bis 6 Jahren), bei 37 Prozent der Kinder zwischen 0 und 19 Jahren sowie bei 51 Prozent der über 20-Jährigen eine Virusmenge, die für eine Ansteckung wahrscheinlich ausreichend ist. Die Unterschiede zwischen den Gruppen könnten auch auf unterschiedliche Anwendung der Tests zurückzuführen sein. «Wir schlussfolgern, dass ein erheblicher Anteil infizierter Personen aller Altersgruppen - auch unter denen mit keinen oder milden Symptomen - eine Viruslast trägt, die wahrscheinlich Infektiosität bedeutet.»

Drosten gilt als einer der weltweit führenden Virologen. Sein Team hatte den ersten Test für das Coronavirus entwickelt. Auf Twitter hat der 48-jährige mehr als 400 000 Follower.

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Jürgen Franke 05.06.20 00:02
Herr Sylten , es ist nicht erforderlich
sich für die Meinungen anderer Leser zu schämen, denen offensichtlicht andere Informationen zugänglich sind, die Sie nicht kennen. Sicherlich ist Herr Drosten finanziell so gestellt, dass er auf andere Einnahmen nicht angewiesen ist,
Peter Schröder 05.06.20 00:01
Nicht nur Herr Drosten
ist als Virologe maßsetzend, wobei die Charité ein durchaus ernstzunehmendes Krankenhaus ist, genau wie das Bernhard-Nocht-Institut Hamburg (das einzige deutsche Fachkrankenhaus für Tropenkrankheiten, hier Herr Jonas Schmidt-Chanasit) oder das Helmholtz-Institut für Infektionsforschung hier in Braunschweig, Frau Melanie Brinkmann.
Die wissenschaftliche Meinung lebt davon, dass es im Laufe der Zeit neue Erkenntnisse gibt und ändert sich halt entsprechend, was denn sonst ?
See You 04.06.20 21:02
@Thomas Sylten
Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich will hier niemandem Kompetenz absprechen, aber so manche halten sich in allen Fachrichtungen dem "gemeinen Fußvolk" gegenüber sowas von überlegen. Wenngleich oftmals die Behauptungen weder mit Fakten noch mit zuverlässigen und neutralen Quell-Angaben belegt werden können. Dabei wird auch nicht vor "Rufmord", Diskreditierung und sonstiger schäbiger Mittel zurückgeschreckt. Wird ihnen dann widersprochen oder ihre Aussagen mit klaren Fakten widerlegt, finden sie sich sofort in ihrer wohlbekannten Opfer-Rolle wieder!
Thomas Sylten 04.06.20 19:29
Wieder erstaunlich mit welcher Chuzpe sich manche Mitbürger für derartig viel kompetenter halten als international anerkannte Virologen - einfach weil ihnen das Ergebnis einer Studie missfällt. Hey Leute: das Ergebnis einer Untersuchung ändert sich nicht durch Nicht-Anerkennung - danach steht das Ergebnis immer noch fest..!! Herrn Drosten darüber hinaus unbelegt finanzielle Interessen, die das Ergebnis beeinflussen, zu unterstellen, halte ich für Rufmord. Und obwohl einige diesen unbelegten Rufmord ungeniert lauthals betreiben, beklagen sie sich zugleich noch über Rede- und Denkverbote !! Dies, obwohl ich ihren Schwachsinn jeden Tag LEIDER lesen und richtigstellen muss, da es mir widerstrebt, offenkundige Unwahrheiten unwidersprochen zu lassen, damit wenigstens ein kleines bisschen Gegengewicht zu all den LEIDER erlaubten und veröffentlichten, stets unbelegten Fakes in den Kommentaren auftaucht. Ich schäme mich für manchen meiner Landsleute..
Nino 04.06.20 16:38
Schwachsinn
ist der Kommentar von Paulus. Man sollte auch Meinungen akzeptieren, wenn diese nicht der eigenen entspricht.
Axel Schulze 04.06.20 15:29
BILD
Also hat der Bildbericht etwas gebracht. Ich stimme überein, dass sich die Politik auf Drosten verlässt. Eigentlich in der Wissenschaft ein sehr ungewöhnlicher Vorgang. Die "Pandemie" wird so künstlich hochgehalten, obwohl genug andere Wissenschaftler das Gegenteil behaupten. Nur die kommen in Deutschland nicht zu Wort. Talkshows werden nur mit Fachleuten besetzt, die auf gleichem Kurs wie die Regierung sind. Einzige Ausnahme: Streek.
Rüdiger 04.06.20 15:28
Richtig Herr Schettler
Man muss das Wissen und Erkenntnisse anderer Fachkräfte einbeziehen. Laufend ändert sich der Wissensstand zum Coronavirus Sars-Cov-2. Keiner wusste anfangs genau was auf uns zukommt, auch ein Herr Drosten nicht. Deswegen wurde zurückgerudert und vorherige Aussagen umgeworfen. Aber sich nur auf einen verlassen?
Jürgen Franke 04.06.20 15:28
Dank an die Redaktion,
dass diese kritische Aussage von Herrn Paulus, freigeschaltet wurde. Die Formulierung ist sehr deutlich und spiegelt exakt die witschaftliche Katastrophe wider. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Thailand. Im Ergebnis exakt der Inhalt des Filmes: "Profiteure der Angst" von ARTE. Ich hatte bereits darauf hingewiesen, dass die Regierung dem RKI 2012 ein Drehbuch für eine Risikoanalyse in Auftrag gegeben hatte. Um die Situation weiter zu dramatiseren wird geflissentlich übersehen, dass die Bedingungen im medizinischen Bereich der Länder, nicht mit denen in Deutschland vergeichbar sind.
Frank Matthias 04.06.20 15:27
Unfähig?
@K.Paulus
Von Unfähigkeit zeugt nur Ihr nicht faktenbasierter Beitrag mit unterstellenden Vermutungen.
Allein der aktuelle Fall Göttingen , mit seinen Infektionsverläufen , zeigt die Irrigkeit Ihrer
"Meinung"
Außerdem empfehle ich den Artikel ein zweites mal zu lesen.
Kuno Paulus 04.06.20 13:08
Unfähig
Dieser Mann ist eine Katastrophe. Der lag schon bei seinen Vorhersagen bei der Schweinegrippe völlig daneben und hatte dadurch Impfstoffhamsterkäufe in Millionenhöhe veranlasst - auf Kosten des Steuerzahlers. Und nun beruft man sich seit Monaten auf ihn (und den genauso unfähigen Tierarzt vom Robert-Koch-Institut), obwohl er von zig anderen Ärzten widerlegt wurde, nur damit man unsere Wirtschaft an die Wand fahren und unsere Gesellschaft spalten kann. Unsäglich. Es ist nicht mehr mitanzuhören.