Drohnenabwehr, Panzersperren und Bunker: Polen will Ostgrenze sichern

Der polnische Premierminister Donald Tusk besucht die Grenze zu Belarus. Foto: epa/Pawel Supernak
Der polnische Premierminister Donald Tusk besucht die Grenze zu Belarus. Foto: epa/Pawel Supernak

WARSCHAU: Nach mehr als zwei Jahren Krieg in der benachbarten Ukraine sieht sich auch Polen zunehmend von Russland bedroht. Das EU- und Nato-Land plant nun die Befestigung seiner Grenze zu Russland und Belarus.

Das EU- und Nato-Land Polen will Milliarden in die Befestigung seiner Ostgrenze investieren, um sich gegen mögliche Angriffe zu schützen. Das Programm «Schutzschild Ost» sei die größte Operation zur Stärkung der polnischen Ostgrenze und der Ostflanke der Nato seit 1945, sagte Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz am Montag in Warschau. Vorgesehen seien «Befestigungen, verschiedene Arten von Barrieren, aber auch hochmoderne Luftraumüberwachungssysteme in jedem Parameter und in jeder Höhe» an der Grenze, die auch eine EU-Außengrenze ist.

«Wir haben 700 Kilometer Grenze zu sichern, davon 400 Kilometer zu Belarus», sagte Vize-Verteidigungsminister Cezary Tomczyk. Mit dem Bau solle noch in diesem Jahr begonnen werden. Die Befestigung der Grenze soll insgesamt 2,3 Milliarden Euro kosten, wobei Polen auch auf die Mithilfe der EU rechnet.

Polen reagiert damit auf den bereits mehr als zwei Jahre anhaltenden russischen Angriffskrieg gegen sein Nachbarland Ukraine. Das Land hat auch eine gemeinsame Grenze mit dem autoritär regierten Belarus, einem Verbündeten Moskaus. Außerdem grenzt es im Nordosten an die russische Exklave Kaliningrad. Wegen seiner Unterstützung für die Ukraine wird Polen vom Kreml als Feind betrachtet.

Hauptziel des «Schutzschildes Ost» sei die Abschreckung, aber auch die Vorbereitung auf die Verteidigung der Grenze, betonte Generalstabschef Wieslaw Kukula. Es gehe darum, den Schutz vor möglichen Überraschungsangriffen zu erhöhen, die Mobilität gegnerischer Truppen zu erschweren und die der eigenen Armee zu verbessern. Auch sollen sowohl Soldaten als auch die Zivilbevölkerung besser geschützt werden.

Eine entscheidende Rolle spiele die Drohnenabwehr, sagte Kukula weiter. Polen werde an der Ostgrenze ein Netz von Basisstationen mit speziellen Masten errichten. «Wir gehen von der Installation von hochauflösenden Wärmebildkameras aus. Die Stationen werden über elektronische Aufklärungssensoren und ein akustisches Aufklärungssystem verfügen.» Hochempfindliche Richtmikrofone sollten zudem Geräusche aus der Umgebung aufnehmen, die auf einen möglichen feindlichen Drohneneinsatz schließen lassen. Störsender sollten unbemannte Drohnensysteme eines möglichen Gegners sowie seine taktischen Kommunikationsverbindungen außer Gefecht setzen.

Geplant ist zudem die Einrichtung von mindestens acht vorgeschobenen Operationsbasen der polnischen Armee. Dies soll es ermöglichen, im Ernstfall reibungslos Kräfte zu verlegen. Außerdem soll es mehr befestigte Schutzpunkte geben - zum Schutz für Soldaten, Zivilbevölkerung und Munition.

Physische Barrieren sollen einem potenziellen Angreifer das Fortkommen erschweren. So sollen im grenznahen Gelände Panzersperren errichtet werden, Fernstraßen sollen versenkbaren Barrieren erhalten.

Einen Teil der Kosten für das «Schutzschild Ost» will Polen aus eigenen Mitteln bestreiten, einen Teil soll die EU finanzieren. «Die EU wird mehr für Verteidigung ausgeben müssen, wenn sie eine Zone des Friedens und der Entwicklung bleiben will», sagte Verteidigungsminister Kosiniak-Kamysk. Das System solle außerdem Teil einer regionalen Verteidigungsstruktur werden, die gemeinsam mit den baltischen Nato-Mitgliedern Litauen, Lettland und Estland errichtet werden soll.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.