Unabhängigkeitsreferendum in Neukaledonien

Die französische Regierung diskutiert das bevorstehende Referendum über die Selbstbestimmung Neukaledoniens. Foto: epa/Bertrand Guay / Pool
Die französische Regierung diskutiert das bevorstehende Referendum über die Selbstbestimmung Neukaledoniens. Foto: epa/Bertrand Guay / Pool

PARIS: Das französische Überseegebiet Neukaledonien soll im Winter erneut über seine Unabhängigkeit abstimmen. Das dritte Referendum über die Trennung von Frankreich werde für den 12. Dezember organisiert, kündigte der französische Minister für die Überseegebiete, Sébastien Lecornu, am Mittwoch in Paris an.

Auf die Abstimmung solle eine Übergangsphase bis Juni 2023 folgen, in der je nach Ergebnis die Unabhängigkeit oder ein neuer Status Neukaledoniens vorbereitet werden solle. Das Abkommen von Nouméa von 1998 hatte im Rahmen der Dekolonialisierung Neukaledoniens bis zu drei Unabhängigkeitsreferenden vorgesehen. Lecornu sprach nun von einem weiteren Referendum «post-Nouméa», das im Anschluss die in der Übergangsphase gefundenen Wege bestätigen solle.

Bei den bisherigen zwei Abstimmungen im November 2019 und Oktober 2020 auf dem Archipel im Südpazifik östlich von Australien stimmte jeweils eine Mehrheit gegen die Unabhängigkeit. Das Ergebnis bedeutete vor allem für die Bevölkerungsgruppe der Kanaken - Neukaledoniens melanesische Ureinwohner - eine Enttäuschung. Von ihnen hoffen viele seit langem auf einen eigenen Staat.

Das Archipel Nouvelle-Calédonie (wörtlich übersetzt: Neuschottland) hatte James Cook 1774 bei seiner zweiten Südseereise als erster Europäer betreten. 1853 war es von Frankreich in Besitz genommen worden und wurde anfangs als Sträflingsinsel genutzt. Heute leben dort neben den Ureinwohnern vor allem Nachfahren der Kolonisten sowie viele Zuwanderer aus anderen Pazifikstaaten.

Neukaledonien mit der Hauptinsel Grande-Terre war früher französische Kolonie, genießt jedoch heute weitreichende Autonomie. Das Archipel erhält pro Jahr 1,5 Milliarden Euro an Beihilfen aus Paris. Kritiker einer Unabhängigkeit befürchten einen Wirtschaftsrückgang, sollten die Verbindungen nach Frankreich gekappt werden. Das Inselparadies ist aber auch reich an Bodenschätzen und hat riesige Nickelvorkommen.

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