BANGKOK/PATTAYA: Die thailändische Gewichtheberin Rattikan Gulnoi, Olympia-Dritte von London 2012 und Weltmeisterin von 2014, hat in einem Gespräch mit einem Undercover-Team der ARD-Dopingredaktion erschütternde Einblicke in den Doping-Sumpf des thailändischen Gewichtheber-Verbandes gegeben.
„Ich war 18. Im Jahr 2011”, sagte sie auf die Frage von Undercover-Reportern der ARD, wann sie mit dem Dopen begonnen habe. Die versteckte Kamera nahm Aussagen auf, wie sie von einer olympischen Medaillengewinnerin noch nie öffentlich wurden. Sie habe Anabolika genommen, „damit mein Körper länger durchhält. Darum konnte ich so lange im Nationalteam starten". 2014 wurde sie Weltmeisterin.
Nebenwirkungen wie einen Schnurrbart und eine tiefere Stimme nahm sie in Kauf. Die Verantwortlichen im Verband hätten sich weder um ihre Gesundheit geschert, noch um die anderer Athletinnen und Athleten. Die Jüngsten hätten bereits „mit 13 in nationalen Wettbewerben” angefangen zu dopen – Gulnoi berichtet damit über Kinderdoping in Thailand. „Wir nehmen Zeug”, das innerhalb von 24 Stunden nicht mehr nachweisbar sei. Das Team der ARD-Dopingredaktion war im Rahmen seiner Recherchen zu der Dokumentation „Geheimsache Doping – Der Herr der Heber” auf Rattikan aufmerksam geworden. Die 26-Jährige gehört zu den wenigen Stars des thailändischen Gewichtheber-Verbandes, die bislang nie gedopt erwischt wurden.
Thailand ist eines der Länder, das in der dopingverseuchten Sportart besonders viele Betrüger hervorgebracht hat, heißt es bei der ARD. Momentan stehen zwölf Athleten gleichzeitig unter Dopingverdacht. Wegen dieser Affäre unter Druck geraten, musste Thailand seine Mannschaft von der WM 2019 zurückziehen. Die Veranstaltung fand dennoch im heimischen Pattaya statt. Dort arbeitet Gulnoi als Trainerin in einem Fitnesscenter. Der thailändische Verband reagierte nicht auf Anfragen der ARD-Dopingredaktion zum Fall Rattikan.