Dongtan-Beach – der Palmenstrand

Dongtan-Beach – der Palmenstrand

Als Carlos erstmals nach Pattaya kam - das ist nun 25 Jahre her - war das Wasser am Dongtan-Strand noch sauber. Weniger sauber waren viele männliche Farangs, die sich dort mit minderjährigen Thai-Boys vergnügten. Damals war das Verständnis für die Strafbarkeit der Pädophilie noch weitgehend unterentwickelt. Man sah einfach darüber hinweg. Zum Glück hat sich das bis heute einschneidend verändert. Man sieht dort keine Kinder mehr, aber ein bestimmter Abschnitt des Strandes ist nach wie vor männlich besiedelt. Dongtan-Beach ist - zumindest im ersten Drittel - immer noch der berühmte schwule Hausstrand von Pattaya.

Dieser Strand, benannt nach der gleichnamigen Palme, beginnt dort, wo die Thappraya-Road endet, rechts von der Touristen-Polizei. Gleich dahinter befindet sich der neue, preisgünstige Parkplatz, der nur zu besonderen Festen oder an Wochenenden in der Hauptsaison an seine Kapazitätsgrenze stößt. Ab hier ist die Strandpromenade von 10 bis 17 Uhr nur noch für Fußgänger zugänglich. Zwischen Kokospalmen, windschiefen Casuarinen und indischen Mandelbäumen erblickt der Flaneur einige merkwürdige Metallkästen. Carlos erfährt, dass es sich dabei um Fernsehgeräte handelt. Sie wurden vor Jahren installiert, weil die Stadtverwaltung sich davon mehr Attraktivität für den Strand erhoffte. Waren diese Geräte jemals in Aktion? Carlos fand niemand, der es ihm bestätigen konnte. Sicher gibt es clevere Geschäftsleute, die heute noch von dieser überflüssigen Investition gut leben. Vorbei am Sea-Falcon, das für seine Seafood-Gerichte gerühmt wird, beginnen nun die einzelnen Strand-Abschnitte, die von der Stadt mit speziellen Auflagen an die Betreiber verpachtet sind. Für eine Liege mit Sonnenschirm verlangen sie zurzeit 30 Baht. Wer es sich allerdings auf einer mit einer Plastikmatratze bedeckten Liege gemütlich machen will, wird mit 100 Baht abgezockt. Ansonsten sind die Preise für Getränke und für das Essen, das von den gegenüber liegenden Restaurants geliefert wird, ausgesprochen moderat.

"Baden auf eigene Gefahr!"

Das Sonnenbad hier könnte ein Vergnügen sein, wenn der Strand nicht so verschmutzt wäre wie das Wasser. Carlos war, als er sich noch in diese Brühe wagte, neben Plastikflaschen und Papiertüten auch von Kondomen und Kadavern umwabert. Wenn es nach ihm ginge, gäbe es an jedem Abschnitt einen Warnhinweis: "Baden auf eigene Gefahr!".

Früher, als es die Toilettenhäuschen noch nicht gab, wähnte man sich beim Weg über die damals noch nicht gepflasterte Promenade auf einem Gang durch eine Ammoniak-Fabrik, und die Löcher in den Zäunen führten zu den viel frequentierten und vielseitig benutzen Orten hinter den dichten Büschen. Inzwischen stehen hier Condos und Hotels, Restaurants und Bars.

Zugegeben, es ist zivilisierter geworden am Dongtan-Strand, der Weg ist gepflastert, auch wenn inzwischen schon wieder viele Stellen unterspült sind und Stolperfallen gleichen. Noch schlimmer sind aber die Stümpfe der gefällten Bäume. Man hat sie nicht entfernt, sondern einfach um sie herum gepflastert. Carlos möchte nicht wissen, wie viele Passanten im Dunkeln schon darüber gestolpert sind oder mit gebrochenen Gliedern ins Hospital eingewiesen wurden. In Europa wäre die Kommune dafür haftbar zu machen. In Thailand würde solch ein Ersuchen wohl als Witz gewertet werden.

Wenn man die Promenade fortsetzt, gelangt man zum Pattaya-Park, wo man für ein Ticket 100 Baht zahlt, um dann diverse Vergnügungen genießen zu können, von der Achterbahn bis zum Monorail, die natürlich alle gesondert zu bezahlen sind. Hier kann man auch die Gondeln des Sky-Shuttle besteigen, mit denen schwindelfreie Gäste zur Aussichtsplattform des 240 Meter hohen Towers befördert werden. Im Restaurant, das sich einmal stündlich um 360 Grad dreht, kann man ein internationales Buffet genießen und den atemberaubenden Ausblick. Ganz Mutige können sich auf der anderen Seite, erklärtermaßen auf eigene Gefahr, abseilen lassen.
An diesem Strand-Abschnitt fällt auf, dass fast alle Hinweisschilder in russischer Sprache verfasst sind. Hier haben russische Familien den Strand erobert. Carlos hatte einen bevorzugten Platz bei den weißen Stühlen von Jim. Hier saß er oft und ließ sich auch gerne auf dem warmen Sand massieren.

Was ihn störte waren die wandernden Händler, die ihn unablässig bei seiner Lektüre nervten. Bis vor wenigen Jahren machte die Polizei noch Jagd auf diese Menschen, die sich mit dem Verkauf von Eiscreme, gefälschten Uhren, Obst oder unverzollten Zigaretten ihren Lebensunterhalt zu verdienen suchten. Carlos hat den Eindruck, dass sie diesen Sisyphus-Einsatz aufgegeben hat. Er hat letztlich auch nichts gebracht.

Erste Reihe nur für Kurzurlauber

Das Störpotential der Händler ist allerdings gestiegen und auch das Angebot an Porno-DVD’s und anderem Tinnef. Carlos ist während der Saison längst in die vierte Reihe verwiesen worden. Davor ist alles reserviert für die umsatzstarken Kurzurlauber. Carlos hat Verständnis für den Geschäftssinn der Betreiber, aber er freut sich schon darauf, wenn die Saison vorüber ist und er wieder wie ein normaler guter Kunde behandelt wird, der während der kargen Nebensaison, zusammen mit all den ständig hier lebenden Expats dafür sorgen darf, dass die Betreiber überleben können.

Carlos meint: Die Verantwortlichen in dieser Stadt haben es geschafft, sichere Badezonen zu errichten, in denen Jet-Skis nichts zu suchen haben, sie haben neunstrahlige Lampen installiert, um lichtscheue oder liebeshungrige Personen nächtens vom Strand zu vertreiben. Aber das Wichtigste, was man von einem "Internationalen Welt-Bad" erwarten darf, haben sie sträflich vernachlässigt: Der Dreckgehalt des Wassers am Dongtan-Strand wird diesem Anspruch in keiner Weise gerecht!

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.