Donald Trump - Chance oder Risiko?

 Foto: Orlando Bellini / Fotolia.com
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Donald Trump ist der neue amtierende Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Aus Thai-Sicht vielleicht gar nicht so schlecht, denn schließlich hat er angekündigt, sich sofort formell aus der Trans-Pacific Partnership (TPP) zurückziehen zu wollen. Für Thailand bedeutet das zwar die Bürde einer bilateralen Verhandlung von Handelsabkommen, auf der anderen Seite allerdings nimmt der Druck in Sachen Wettbewerbsfähigkeit ab, einer chronischen Schwäche der Thai-Wirtschaft. Ein weiterer Vorteil für Thailand könnte der von Trump beabsichtigte Protektionismus gegenüber China sein. Dies wird zwar etwas reduzierte Exporte nach China zur Folge haben, was aber durch erhöhte Exporte in den Rest der Welt mehr als ausgeglichen werden dürfte.

Die Weltpresse ist gespalten. Die einen bezeichne ihn als „Donald, den Unfertigen“ (Paul Krugmann) und befürchten das Schlimmste. Ihrer Meinung nach handelt es sich bei dem neuen Präsidenten um einen Egomanen, der in seiner Regierung andere Egomanen um sich versammelt, die weder einzeln noch im Team den hohen Anforderungen gewachsen sind, die an sie gestellt werden müssen. Die andere Seite hält ihn durchaus für berechenbar und verweist auf eine durchaus beeindruckende Zahl von Prognosen, die Herr Trump in der Vergangenheit zutreffend stellte. In der Vergangenheit hat er immer gemacht, was er gesagt hat. Wenn er dies als Politiker beibehält, wird es spannend werden.

Europa fehlt es an Selbstbewusstsein

Europa kann man nur wünschen, diesem Präsidenten selbstbewusst entgegenzutreten. Die Wirtschaftswoche titelte neulich: „Die Unterwerfung“ und meinte damit Europa vor den Vereinigten Staaten. Dies ist zwar zugespitzt, allerdings nicht ganz falsch. Etwas mehr Selbstbewusstsein wünscht man sich hin und wieder, denn schließlich steht Europa selbst nach dem Exit der Briten für einen Markt von 440 Millionen Menschen. Leider scheint es allerdings an fähigem Führungspersonal zu fehlen, die Ergebnisse jedenfalls sind schwach. Wenn man beispielsweise die Finanzkrise nimmt, so sind die USA wesentlich besser durch diese Krise gekommen als Europa. Halbes Wachstum und höhere Arbeitslosigkeit sind die Bilanz im Vergleich zu den Staaten. Europa muss zu sich finden, wenn es in Zukunft auf der Weltbühne eine Rolle spielen will. Viel Zeit bleibt nicht mehr. Anzeichen für eine Annahme dieser Herausforderung gibt es bisher nicht.

Der neue US-Präsident jedenfalls hat in seiner Antrittsrede klargemacht, dass er seine Versprechen aus dem Wahlkampf halten und rasch umsetzen will. In bekannt geschickter Rhetorik hat er unter großem Beifall angekündigt, die Macht an das Volk zurückgeben zu wollen. Die vergessenen Männer und Frauen der USA sollen nicht länger vergessen sein. Ausländische Unternehmen sollen sich nicht länger an der amerikanischen Industrie bereichern. In seiner Antrittsrede hat er sich - wie im Wahlkampf - ausschließlich an die gefühlte Realität seiner Anhänger gehalten. Nur: Der Wahlkampf ist vorbei, jetzt muss er beweisen, wie realitätstauglich seine Pläne sind. Ausschließlich amerikanische Interessen im Auge zu behalten, dürfte schwer durchzuhalten sein. Nur amerikanische Produkte zu kaufen und fast ausschließlich Amerikaner zu beschäftigen, dürfte in einer zunehmend globalisierten Welt auch nicht ganz einfach werden. Die grottenschlechte Infrastruktur des Landes wird auch nicht helfen, schnell Produktionsbetriebe in die USA zurück zu hohlen. Das alles beindruckt Trump jedoch nicht. Vollmundig greift er nach den Sternen und kündigt das Ende von leeren Reden an. Bündnispartner will er zu höherer Beteiligung an den Verteidigungsausgaben bewegen, ein Plan an dem sich bisher alle US-Administrationen der letzten Jahrzehnte die Zähne ausgebissen haben. Spannend wird sein, wie die deutsche Kanzlerin mit ihm klarkommt. Deutschland hat dieses Jahr den Vorsitz bei den G20, ein Internationales Forum von wichtigen Regierungschefs und Zentralbanken, die eine Antwort geben müssen, sollte Donald Trump seine Politik tatsächlich so rüde durchsetzen wie angekündigt. Eins ist sicher: Langweilig wird es mit diesem Präsidenten nicht werden.


Über den Autor

Christian Rasp ist Rechtsanwalt und seit 1992 in Thailand, Hongkong und China tätig. Er leitet ein spezialisiertes Consulting-Haus, lebt und arbeitet in Hua Hin, Bangkok und Hongkong. Die Kolumne Nachgefragt“ beschäftigt sich vorwiegend mit aktuellen ökonomischen Fragestellungen, die es verdienen, etwas genauer unter die Lupe genommen zu werden.

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