Djokovic vor Aus für US Open

Hoffen auf «gute Nachrichten» und Biden 

Grand Slam/WTA-Tour/ATP-Tour - Wimbledon, Einzel, Herren, Finale, Djokovic (Serbien) - Kyrgios (Australien): Novak Djokovic (l) hält nach seinem Sieg die Trophäe neben Nick Kyrgios. Foto: Zac Goodwin
Grand Slam/WTA-Tour/ATP-Tour - Wimbledon, Einzel, Herren, Finale, Djokovic (Serbien) - Kyrgios (Australien): Novak Djokovic (l) hält nach seinem Sieg die Trophäe neben Nick Kyrgios. Foto: Zac Goodwin

LONDON: Direkt nach seinem siebten Wimbledon-Triumph steht für Novak Djokovic die Impf-Debatte wieder im Fokus. Nach aktuellem Stand darf der Serbe nicht zu den US Open reisen. Er selbst bekräftigt sein Nein zur Corona-Impfung, sein Coach hofft auf den US-Präsidenten.

Novak Djokovic hielt noch einen kurzen Plausch im Kreis der königlichen Familie und verabschiedete sich dann mit einem großen Wunsch in den Urlaub vom Tennis. Weil der siebenmalige Wimbledon-Champion weiter eine Impfung gegen das Coronavirus ablehnt, droht er die US Open als zweites Grand-Slam-Turnier 2022 nach den Australian Open zu verpassen. «Ich werde auf hoffentlich gute Nachrichten aus den USA warten, weil ich es wirklich lieben würde, dorthin zu gehen», sagte der 35 Jahre alte Serbe. Seine einzige Möglichkeit sei es aber, dass die Impfpflicht für die Einreise kippe oder er eine Ausnahme erhalte.

Sein Coach Goran Ivanisevic sprach sogar den US-Präsidenten direkt an. «Vielleicht ändert (Joe) Biden ja seine Meinung», sagte der frühere Wimbledon-Champion. «Es passieren viele verrückte Dinge in der Welt. Jeden Tag ändert sich etwas, etwas Neues passiert. Wir schauen, was passieren wird. Es sind immer noch anderthalb Monate.»

Die Zeit wird knapp. Das letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres in New York beginnt am 29. August. Zuletzt fiel zwar die Testpflicht vor einer Einreise in die USA weg, die Corona-Impfung ist bis auf wenige Ausnahmen aber weiter Voraussetzung, um ins Land zu kommen. Und damit dürfte Djokovic nach derzeitigem Stand nicht dabei sein, wie schon in Australien zum Jahresbeginn, als ihm die Einreise in einem weltweit aufsehenerregenden Prozess verweigert worden war.

Nach dem 21. Grand-Slam-Titel der Karriere gab der Serbe angesichts des Wirbels um ihn in diesem Jahr einen Einblick in sein Seelenleben, sprach von «Turbulenzen» im Inneren. Die serbische Zeitung «Vecernje Novosti» griff gleich zum Vergleich zur Kreuzigung Jesu und schrieb, er habe «das Golgatha von Melbourne» überlebt. Am deutlichsten wurde Wegbegleiter Ivanisevic. «Es war ein Scheißjahr», gab der 50-Jährige unumwunden zu, «besonders für ihn, aber auch für uns, die ihm nahestehen.»

Dass er doch noch die Chance bekommt, zum Jahresabschluss mit dem 22. Grand-Slam-Titel mit Herren-Rekordhalter Rafael Nadal gleichzuziehen, hat Djokovic in eigener Hand. Doch auch am Sonntagabend bekräftigte er noch einmal: «Ich bin nicht geimpft und ich plane nicht, mich impfen zu lassen.»

Sollte Djokovic weder die Hartplatz-Turniere in Amerika noch die US Open selbst spielen dürfen, will er nicht über kleinere Turniere tingeln, um Weltranglistenpunkte zu sammeln. Da es in Wimbledon wegen des Banns gegen russische und belarussische Spieler keine Zähler zu gewinnen gab, rutschte Djokovic im neuen Ranking von Platz drei auf sieben ab - so tief wie seit fast vier Jahren nicht mehr.

Er habe den Rekord für die längste Zeit als Nummer Eins mit 373 Wochen bereits erreicht, erinnerte der Serbe. «Dafür habe ich mein ganzes Leben gearbeitet. Jetzt priorisiere ich Slams und große Turniere und spiele da, wo ich will.» Durch den Wimbledon-Titel dürfte Djokovic zumindest die Qualifikation für die ATP Finals im November in Turin sicher haben.

Auch wenn Australien seine Corona-Regeln inzwischen gelockert hat, muss Djokovic auch hoffen, dass sein dreijähriger Einreise-Bann aufgehoben wird, um zumindest 2023 wieder Down Under starten zu können. Doch selbst wenn erst die French Open in mehr als zehn Monaten sein nächster Grand Slam sein werden, hat Djokovic die Jagd nach dem Rekord nicht aufgegeben. «Ich fühle mich nicht gehetzt, irgendwann in ein oder zwei Jahren meine Karriere zu beenden», betonte er vor dem Start in eine mehrwöchige Auszeit.

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