Gute Beteiligung bei Präsidentenwahl

Der portugiesische Premierminister Antonio Costa gibt seine Stimme in einem Wahllokal während der Präsidentschaftswahlen in Lissabon ab. Foto: epa/Andre Kosters
Der portugiesische Premierminister Antonio Costa gibt seine Stimme in einem Wahllokal während der Präsidentschaftswahlen in Lissabon ab. Foto: epa/Andre Kosters

LISSABON: Das Coronavirus wütet in Portugal derzeit schlimmer als in den meisten anderen Ländern der Welt. Die Wahl des Präsidenten wurde trotz der Forderung zahlreicher Politiker und Persönlichkeiten aber nicht verschoben. Viele Wähler hatten Angst, aber es gab auch Mutige.

Ungeachtet der sehr schlimmen Corona-Krise in Portugal hat die Präsidentenwahl am Sonntag nach amtlichen Angaben eine relativ gute Wahlbeteiligung registriert. Bis 16 Uhr Ortszeit (17 Uhr MEZ) hätten gut 35,4 Prozent aller Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben, teilte die nationale Wahlbehörde CNE in Lissabon mit. Das ist nur etwas weniger als bei der letzten Präsidentenwahl vor fünf Jahren (gut 37 Prozent) und sogar etwas mehr als 2011 (35,16 Prozent) zum gleichen Zeitpunkt. Vor einigen Wahllokalen bildeten sich nach Medienberichten lange Schlangen. Wegen der Pandemie war ein Einbruch der Beteiligung befürchtet worden.

Der konservative Amtsinhaber Marcelo Rebelo de Sousa galt als großer Favorit. Nach allen Umfragen wird der 72 Jahre frühere Jura-Professor und TV-Journalist schon in der ersten Runde die nötige absolute Mehrheit erringen. Mit dem Ergebnis wird in der Nacht zum Montag gerechnet. Gleich nach Schließung der Wahllokale am Abend soll es erste Prognosen geben.

Portugal wurde von Deutschland gerade zum Corona-Hochrisikogebiet erklärt. Wegen der Pandemie gab es zahlreiche Forderungen, die Präsidentenwahl zu verschieben. In einer von der Wochenzeitung «Expresso» in Auftrag gegebenen repräsentativen Umfrage hatten sich 57 Prozent für eine Verlegung ausgesprochen. Die Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen lag zuletzt bei etwa 750 - einer der höchsten Werte weltweit.

Rebelo de Sousa, der seit 2016 im Amt ist, kann nach Umfragen mit 55 bis 70 Prozent der Stimmen rechnen. Nach Einschätzung von Medien könnte das Ergebnis allerdings auch knapper ausfallen. Vor allem die Anhänger des Amtsinhabers könnten angesichts des als sicher geltenden Sieges und der Ansteckungsgefahr mit dem Virus Sars-CoV-2 den Wahlurnen fernbleiben, hieß es.

Das Staatsoberhaupt hat im Portugal relativ viel Macht. Der Präsident kann sowohl sein Veto gegen Gesetze einlegen als auch das Parlament auflösen und Neuwahlen ausrufen. Für Portugal ist es die zehnte Präsidentenwahl seit der Nelkenrevolution von 1974.

Zur Stimmabgabe sind insgesamt gut 10,86 Millionen Menschen aufgerufen. Erfasst sind auch die im Ausland lebenden Portugiesen. Das Auswanderungsland, das zuletzt wieder vor wenigen Jahren während der Euro-Krise von Hunderttausenden verlassen wurde, hat deshalb mehr Wahlberechtigte als Bürger (ca. 10,3 Millionen).

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