Die Trauerfeier bei den Thais

Bevor die Leiche in den Sarg kommt, wird ihr von den Familienmitgliedern und Trauergästen sauberes Wasser langsam auf die rechte Hand gegossen. Es bedeutet das „Reinigen“ von bösen Gedanken und Taten zwischen Verstorbenen und Lebenden.
Bevor die Leiche in den Sarg kommt, wird ihr von den Familienmitgliedern und Trauergästen sauberes Wasser langsam auf die rechte Hand gegossen. Es bedeutet das „Reinigen“ von bösen Gedanken und Taten zwischen Verstorbenen und Lebenden.

Der Mensch hat nicht einmal seinen Körper besitzen können ; denn all seine Organe samt Haut, Haare, Knochen, Zähne zerfallen nach und nach und gehen zurück in die Natur. Das einzige, was dem Mensch gehört, sind die Folgen seiner Taten und Absichten. Deren Wirkung wird wieder auf ihn zurückkehren, und er wird diese dann zu verarbeiten und verantworten haben. Darum betont Buddha stets die Reinheit der Gedanken.

Für jeden Abend bei der Totenfeier ist immer ein Gastgeber (oder auch mehrere) verantwortlich, welcher alle anfallenden Kosten dieses Abends übernimmt. Die Mönche machen zwischen vier Gebeten eine grosse Pause – also vor dem letzten Gebet wird die Zeit zum Essen genutzt, (z.B. Nudelsuppe, Sandwich, Reissuppe). Gastgeber am ersten Abend sind immer die Familienmitglieder und am zweiten Abend sind es meist Verwandte. Am folgenden Abend sind es oft Firmen bzw. Unternehmen, je nach Beruf des Verstorbenen, dann folgen Kunden, Freunde und Kollegen, Nachbarn und der Bekanntenkreis, je nach Stand und Würde des Verstorbenen. Daher steht vor dem Sala immer eine grosse Tafel, auf der angegeben ist, welcher Gastgeber für einen jeweiligen Tag zuständig ist und wann die Verbrennung stattfindet usw.

Nachdem die Mönche ihre 4 Gebete und die Predigt beendet haben, wird dem Toten die Seligkeit durch Wasser gesendet (Kruad Naam). Das Wasser wird in einem kleinen Krug mit langem Hals aus Metall oder Glas aufbewahrt (Wassermenge etwa von einer Teetasse). Während die Mönche in singendem Ton beten und segnen, wird das Wasser vom Gastgeber langsam in einem Behälter (aus Metall od. aus Glas) gegossen, bis das Gebet zu Ende geht (etwa 1 Minute). Das Wasser soll möglichst ununterbrochen hinunterlaufen, wie eine Schnur. Dabei denkt der Sender an den Verstorbenen, dass alle diese Opfergaben für ihn gedacht sind, und daher sollen alle Verdienste an ihn gerichtet werden.

Durch diese Zeremonie hat der Tote Anteil an den Verdiensten, die ihm durch den Wasserfluss übertragen wurden. Das gesegnete Wasser, das in einen Behälter gegossen wurde, wird am Schluss der Feier langsam unter einem Baum ausgegossen. Danach ist es die Aufgabe der Muttererde oder der Göttin der Erde (Mae Thorani), für das Weiterleiten ans Ziel zu sorgen.

Manche Leute stellen ihren Körper der Anatomie eines Krankenhauses zur Ausbildung von Arzten zur Verfügung. Die Medizinstudenten nennen diese Leiche dann "Acharn Yai” (der grosse Lehrmeister), weil man sich von diesem Körper durch seine Aufopferung viel Wissen aneignen kann. In solchen Fällen finden die religiösen Feiern ohne die Leiche symbolisch statt.

Am Tag der Verbrennung werden die Mönche zum Mittagessen eingeladen (Liang Phaen). Am Nachmittag hält der ranghöchste Mönch die letzte Predigt zum Abschied vor der Verbrennung. Dann wird der Sarg bzw. die Leiche von einem Mönch dreimal links herum um das Krematorium geführt. Die engeren Familienmitglieder nehmen an dieser Zeremonie teil, indem sie dem Mönch und dem Sarg folgen. Es ist dabei üblich, dass diejenigen, die älter sind als der Verstorbene, nicht mitfolgen. Die Verbrennungszeit ist unterschiedlich, aber meist am späten Nachmittag, etwa bis 18.00 Uhr. Früh am nächsten Morgen kommt die Familie und holt die Asche ab.

Duangdee (Khun Daeng)

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