Die Spendensammler

​Callolo und seine Herzallerliebste - Eine humorvolle Geschichte 

Die Spendensammler

Es klingelte an der Haustür. Ich öffnete. Da standen zwei junge Thais: Weiße Hemden, gestreifte Krawatten, schwarze Hosen mit scharfen Bügelfalten, blankgewienerte Schuhe, gelackte Frisuren mit geradem Scheitel und dazu das strahlende Lächeln von Werbe-Ikonen.

Sie redeten auf mich ein und wedelten mit irgendwelchen Papieren. Ich verstand kein Wort und bat sie herein.

Vor meiner Herzallerliebsten breiteten sie ihr Anliegen aus, zeigten ihre Papiere, Pläne und Ausweise.

"Callolo, das ist alles ganz seriös, ein Projekt des Königs. Schau dir das doch mal an. Ich mache uns derweil einen Kaffee." Und an unsere beiden Besucher gewandt fragte sie: "Sie trinken doch einen Kaffee mit uns?"

Die nickten freudig und zeigten mir dann ihre Unterlagen: "Der König möchte im Isaan ein Heim für alleinstehende alte Menschen bauen und bittet dafür um eine Spende", sagten sie.

Schon bei diesem Satz sträubten sich mir die Haare: Gerade im Isaan, wo stets mehrere Generationen zusammen leben, ist so ein Projekt ziemlich unwahrscheinlich. Ich schaute mir daraufhin die Pläne etwas genauer an: Jeder Grundschüler hätte mit ein wenig Fantasie bessere Skizzen abgeliefert. Ich ließ mir nichts anmerken, auch nicht, als sie mir ihre Ausweise und Empfehlungsschreiben zeigten, die man sich in jedem Kaufhaus selber ausdrucken lassen kann.

Meine erste Reaktion darauf war, diese beiden Gauner mit einem Tritt vor die Tür zu setzen.

Aber dann überlegte ich es mir anders: "Großartig", sagte ich, "und ich finde es toll, dass Sie sich dafür so einsetzen. Dieses Projekt verdient wirklich jede Unterstützung."

"Vielen Dank, Sir", antwortete der Ältere von den beiden, der sich als Khun Samit vorgestellt hatte. "Wissen Sie, wir machen das ehrenamtlich und opfern dafür unsere Semesterferien.."

Ich nickte verständnisvoll. "Das ist höchst ehrenvoll und verdient meinen ganzen Respekt."

Nun meldete der Jüngere sich zu Wort, der inzwischen wohl den Eindruck gewonnen hatte, hier auf die Schnelle absahnen zu können: "Im Grunde fehlt uns nur noch ein Sponsor, Sir, dann könnten wir sofort mit dem Projekt beginnen."

"Ach, ja? Und welchen Betrag müsste dieser Sponsor entrichten?"

Der junge Mann lächelte mich schamlos an und antwortete: "Fünfzigtausend Baht dürften genügen."

"Hier kommt der Kaffee!" Meine Herzallerliebste servierte den Kaffee und stellte eine Schale mit selbst gebackenen Keksen dazu. Dabei blinzelte sie mich ständig an.

"Ist was?" Sie schüttelte den Kopf und verzog ihr Gesicht. Gleichzeitig lächelte sie unseren Gästen zu: "Lassen Sie es sich gut schmecken."

Jetzt war ich es, der ihr zublinzelte. Ich wollte, dass sie sich zu uns setzte und die beiden Gauner aufhielt, damit ich die Polizei verständigen konnte.

In diesem Augenblick klingelte es. Zwei Polizisten standen vor der Tür. Mit wenigen Worten erklärte Nai den beiden die Situation.

"Dürften wir die beiden königlichen Geldeintreiber bitten, mit uns aufs Revier zu kommen?"

Die Polizisten hatten Humor. Sie legten unseren überraschten Gästen Handschellen an und steckten beiden einen Keks in den Mund. Dann nahmen sie jeder selbst einen, und schon waren sie fort.

"Wie hast du das denn so schnell gemerkt, Schatz?", wollte ich wissen.

"Ach, Callolo, das waren so offensichtliche Betrüger, die hätte ein Blinder mit dem Krückstock ertastet."

"Und dann hast du gleich die Polizei angerufen?"

"Callolo, ich musste doch verhindern, dass du diesen Gaunern unsere letzten Ersparnisse in den Rachen schiebst."

So überrascht sie mich immer wieder, meine Herzallerliebste.

Callolo und seine Herzallerliebste und Angekommen in der Wirklichkeit

Callolo und seine Herzallerliebste

In 130 heiteren Kurzgeschichten hat Autor Carolus in zwei Büchern sich mit unterschiedlichen Erfahrungen, die sich aus dem Zusammenleben zwischen Thais und Farangs ergeben, verfasst. Die humorvollen Geschichten behandeln das Eheleben zwischen Nai und Callolo. Im Leben der beiden wird viel Toleranz abverlangt. Dass es trotzdem immer wieder ein Happy End geben kann, beweist der Autor, im ersten Buch, in vielen unerwarteten Entwicklungen. Im zweiten Werk hat der Autor seine „rosarote Brille“ abgenommen und erzählt auf ehrliche und gewohnt charmante Weise über Probleme und Schwierigkeiten, die in seiner nicht mehr ganz taufrischen Beziehung zu Nai entstehen.

Die beiden Taschenbücher können Sie im FARANG-Onlineshop bestellen.

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Oliver Harms 23.08.20 03:22
Köstlich
Wieder sehr gut geschrieben.