Die Silvesterfeier

​Callolo und seine Herzallerliebste - Eine humorvolle Geschichte 

Die Silvesterfeier

Heinz hatte uns zur Silvesterfeier in seinen Palast am Na-Jomtien-Strand eingeladen.

Er ist Österreicher, hat mit Antiquitäten ein Vermögen gemacht und lebt seit zehn Jahren mit seinem indischen Freund in Pattaya. Ich habe ihn vor einem Jahr kennengelernt, als er in einer Bar von einem Thai mit dem Messer bedroht wurde. Ich konnte in dieser Situation schlichten, und seitdem treffen wir uns regelmäßig. Bei ihm zu Hause war ich allerdings noch nie gewesen.

Meine Herzallerliebste war ganz aufgeregt: "Callolo, für so einen Anlass habe ich nichts anzuziehen."

"Schatz, du hast doch ein wunderschönes Thai-Kostüm. Damit wirst du ganz bestimmt alle anderen Frauen übertrumpfen."

"Meinst du wirklich, Callolo?"

"Natürlich. Folklore ist in. Die Farangs sind ganz neidisch auf eure traditionellen Festkleider."

Als wir gegen zwanzig Uhr auf der Party erschienen, war diese schon in vollem Gange. Der Champagner floss in Strömen, und ich bemerkte nicht ohne Stolz, dass meine Herzallerliebste die Blicke der meisten Gäste auf sich zog. Sie sah tatsächlich wunderschön aus in ihrer historischen Tracht, die so ganz dem thailändischen Streben nach vollendeter Schönheit entsprach.

Heinz begrüßte uns mit ausgesuchter österreichischer Höflichkeit: "Handkuss, gnädige Frau, Sie sehen hinreißend aus. Der Höhepunkt unserer Party."

Dann rief er einen jungen Mann herbei: "Werner, würdest du dich bitte dieser Dame annehmen? - Sie trinken doch auch Champagner, Gnädigste oder?" wandte er sich wieder an Nai, die, verwirrt von all dem Glanz und Trubel, nur nickte.

"Werner ist mein Neffe", sagte Heinz zu mir. "Er ist noch etwas unbeholfen, aber das wird sich schon noch geben." Dann führte er mich zu seinem Geliebten, der das Kostüm eines Maharadschas trug. Er sah blendend aus und begrüßte mich sehr respektvoll. Während unseres Smalltalks beobachtete ich aus den Augenwinkeln meine Herzallerliebste. Ich hatte den Eindruck, sie schlug sich tapfer unter all den Party-Löwen, mit denen sie normalerweise wenig zu tun hatte.

Aber dann klirrten plötzlich Gläser, und Sekunden später zappelte meine Herzallerliebste im Swimmingpool. Ich eilte zu ihr und zog sie heraus. "Was ist passiert, Schatz?"

"Dieses Arschloch!" Sie riss sich von mir los und stürzte sich auf Werner, den Neffen unseres Gastgebers, und trat ihm mit voller Wucht zwischen die Beine. Der fiel schreiend zu Boden.

Heinz eilte herbei: "Um Gottes Willen, was ist passiert?"

"Ich weiß es auch nicht", antwortete ich, "kannst du uns bitte eine Heimfahrt organisieren?"

In seiner privaten Limousine wurden wir nach Hause gefahren. Meine Herzallerliebste sagte kein Wort. Sie schmiegte sich zitternd an mich, und die Tränen rollten ihr übers Gesicht.

Zu Hause ließ ich ein Bad für sie ein, und danach öffnete ich für uns eine Flasche Sekt.

"Was ist passiert?" wiederholte ich meine Frage.

"Dieser Neffe", antwortete Nai, immer noch völlig aufgeregt, "erst hat er mich gefragt, wer mich für diesen Abend ausgelöst hat, dann wollte er wissen, wie hoch meine Auslöse ist, und schließlich hat er mich aufgefordert, mit ihm in sein Schlafzimmer zu kommen. Da habe ich ihm mein Glas ins Gesicht geschüttet."

"Prosit Neujahr!" sagte ich, "es ist Mitternacht. Vergiss diesen armen Irren." Und dann stießen wir miteinander an.

Am anderen Morgen brachte ein Bote einen Riesenstrauß roter Rosen. Auf der beigefügten Karte stand: "Ich entschuldige mich zutiefst. Mein Neffe verlässt heute noch das Land. Euer Heinz."

Callolo und seine Herzallerliebste und Angekommen in der Wirklichkeit

Callolo und seine Herzallerliebste

In 130 heiteren Kurzgeschichten hat Autor Carolus in zwei Büchern sich mit unterschiedlichen Erfahrungen, die sich aus dem Zusammenleben zwischen Thais und Farangs ergeben, verfasst. Die humorvollen Geschichten behandeln das Eheleben zwischen Nai und Callolo. Im Leben der beiden wird viel Toleranz abverlangt. Dass es trotzdem immer wieder ein Happy End geben kann, beweist der Autor, im ersten Buch, in vielen unerwarteten Entwicklungen. Im zweiten Werk hat der Autor seine „rosarote Brille“ abgenommen und erzählt auf ehrliche und gewohnt charmante Weise über Probleme und Schwierigkeiten, die in seiner nicht mehr ganz taufrischen Beziehung zu Nai entstehen.

Die beiden Taschenbücher können Sie im FARANG-Onlineshop bestellen.

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Leserkommentare

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