Die Polizei – unser Freund und Helfer

Die Polizei – unser Freund und Helfer

In Deutschland genießt die Polizei nach wie vor hohes Ansehen. Sie gilt als freundlich, hilfsbereit, effektiv und nicht als korrupt – von Einzelfällen abgesehen. In Thailand bietet sich ein völlig anderes Bild. Hier wird die Polizei eher gefürchtet und gilt weitgehend als hoch korruptionsanfällig.

Wer Gründe dafür sucht wird schnell fündig: Um überhaupt in den Polizeidienst aufgenommen zu werden, muss (so habe ich es von verschiedenen Seiten gehört) eine enorme Summe investieren. Wohin diese Gelder fließen, ist unklar.

Der monatliche Verdienst eines einfachen Polizisten bewegt sich zwischen zwölf- und zwanzigtausend Baht. Für einen Familienvater ist das ein recht bescheidenes Gehalt. Wenn man bedenkt, dass die Polzisten ihre Waffen, ihr Dienstmotorrad, oft auch ihre Uniform selbst bezahlen müssen, dann wird verständlich, wie sehr sie auf Nebeneinnahmen angewiesen sind, um aus dieser Schuldenfalle herauszukommen.

Diese bieten sich vor allem in der Bar- und Sexbranche an. Auch bei den illegalen Wetten und den verbotenen Glücksspielen haben einige Polizisten ihre Finger im Spiel.

Das gilt natürlich nicht für die thailändische Polizei insgesamt, aber die vielen Fälle, die in den Medien veröffentlicht werden, führen zum massiven Ansehensverlust dieses Berufs. Gegenseitige Korruptionsvorwürfe sogar in den höchsten Polizeirängen (!) tragen dazu erheblich bei.

Trotz allem gelten Polizisten hierzulande als Autoritätspersonen, und viele Thais fürchten sich vor ihnen. Sie wissen, dass es aussichtslos ist, sich gegen falsche Anschuldigungen der Obrigkeit zu wehren … und zahlen, wobei der Hass auf diese gängige Praxis jedes Mal steigt. Die vielen Taschen in den Hosen der Gesetzesvertreter haben ihren Trägern zum Teil großen Reichtum beschert, der sich aus ihren rechtmäßigen Einkünften nicht erklären lässt. Wenn ein langgedienter Polizeigeneral monatlich weniger als achtzigtausend Baht (umgerechnet weniger als zweitausend Euro) verdient, wie kann er dann glaubhaft die Herkunft seiner Häuser, seiner Ländereien, seiner Autos, seiner Uhren und seines Schmucks erklären? Natürlich kommt es dabei immer wieder zu Interessenkonflikten zwischen ehrlichen und käuflichen Gesetzeshütern. Deshalb wundert sich in diesem Land auch niemand mehr, wenn das Polizeisystem als eine Grauzone angesehen wird ohne Ansehen.

Auch die vielen Unfallopfer in Thailand lassen nur den Schluss zu, dass die Verkehrsüberwachung mangelhaft ist. Während zwei Polizisten einen Autofahrer anhalten, um zu überprüfen, ob er einen gültigen Führerschein besitzt, rollen unkontrolliert ein Dutzend Motorräder vorbei: Sieben Fahrer tragen keinen Helm, zwei sind völlig überlastet und fahren ohne Licht und drei transportieren vier Personen. Selbst als zwei hochgetunte Motorräder mit ohrenbetäubendem Lärm vorbeidonnern und sich offensichtlich ein Rennen liefern, drehen die beiden Uniformträger sich nicht einmal um. Wer stoppt endlich diese rücksichtslosen Idioten?

Ich fürchte, es wird noch viel Zeit vergehen, bis die Mehrheit der Thais sagen wird: „Die Polizei – unser Freund und Helfer.“

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