Die Nachbarschaftsfeier

​Callolo und seine Herzallerliebste - Eine humorvolle Geschichte 

Die Nachbarschaftsfeier

Auf dem Feld hinter unserem Haus ist in fast zweijähriger Bauzeit eine herrschaftliche Villa entstanden. Zur Einweihung hat der Bauherr, ein ehemaliger Gastwirt aus Frankfurt am Main, alle Nachbarn zu einer kleinen Feier in seinen Garten geladen, um sich vorzustellen und sich gleichzeitig zu bedanken für den klaglos ertragenen Lärm, für den Schmutz und alle mit dem Bau verbundenen Unannehmlichkeiten. Fast einhundert Personen folgten seiner Einladung.

"Nennen Sie mich einfach Dieter", sagte er, als wir uns begrüßten. "Und das ist Ihre Frau?"

Er zeigte auf Nai. "Ein süßer Hase. Meine Alte ist ja mit einem Brasilianer durchgebrannt, aber ich werde hier schon was Schnuckeliges finden. Oder? Was meinen Sie? Ach was", fuhr er fort, "was soll’s denn? Sagen wir doch einfach du. Ich bin der Dieter, und du?"

"Ich heiße Carolus."

"Wunderbar. Ich hatte schon mal einen guten Freund, der hieß auch Calle."

"Carolus", schob ich leise nach.

"Prost, Calle!" Wir stießen miteinander an.

"Was macht denn deine Alte so?" wollte er anschließend wissen.

"Meine Frau ist Hausfrau. Wir leben von meiner Rente."

"Na, das kann ja auch nichts Tolles sein. Wie wäre es mit einem anständigen Nebenverdienst?

Sollte euer Schaden nicht sein. Du kümmerst dich um mein Haus, mein Auto und den Garten und deine Alte um mein Innenleben." Er lachte, weil er dachte, mit dem letzten Halbsatz hätte er einen zweideutigen Witz gemacht, versuchte sich dann aber, als er mein ernstes Gesicht sah, zu korrigieren, indem er anfügte: "Ich meine natürlich das Innenleben meiner Villa, die Küche, die Wäsche, naja, du weißt schon, was so anfällt für eine Putze."

Meine Herzallerliebste stand daneben, hörte alles, verstand alles, und ich spürte, wie es in ihr anfing zu kochen.

"Sehr freundlich", sagte ich, "wir werden das Angebot überdenken."

Ich nahm Nai an die Hand und ging mit ihr weiter, während Dieter neu ankommende Gäste begrüßte.

"Was glaubt dieser unverschämte Kerl eigentlich?" ereiferte meine Herzallerliebste sich, "meint er, mit seinen Kröten kann er hier alles kaufen?"

Wir aßen von dem großzügigen Buffet, tranken Bier, Wein und Whisky, trafen Freunde und Bekannte und vergaßen den Ärger mit dem großspurigen Bauherrn. Es wurde ein harmonisches Fest, wir saßen in kleinen Gruppen zusammen und hätten diesen Abend auch in guter Erinnerung behalten, wenn Dieter nicht kurz vor Mitternacht zu unserer Gruppe gestoßen wäre, leider ersichtlich angetrunken.

"He!" schrie er, "ich mache eine Schönheitsliste von allen anwesenden Weibern. Die Skala geht von eins bis zehn. Ein Büffel bekommt zwei Punkte. Drei Tussis habe ich schon entdeckt, die kriegen nur einen Punkt."

"Komm, Dieter", sagte ich, "lass das sein. Du machst dir hier nur Ärger. In Thailand kann man auf diese Weise ganz schnell sein Gesicht verlieren."

"Sei nicht albern, Calle, deine Alte kriegt sechs Punkte. Das sind drei Büffel, hahaha."

Dieter war ganz offensichtlich nicht mehr zurechnungsfähig. Ich versuchte, ihn an die etwas abseits gelegene Bar zu drängen, aber er widersetzte sich standhaft.

"Calle", lallte er, "du bist mein Freund, mein allerbester Freund. Sag den Leuten hier doch mal, dass sie jetzt endlich verschwinden sollen. Ich schmeiß hier mein Geld raus für diese Affen, und die tun so, als wäre ich ein Zuhälter aus dem Frankfurter Bahnhofsviertel. Na klar, bin ich ja auch. Aber bei mir spielt die Musik. Oder?"

"Klar", sagte meine Herzallerliebste, die plötzlich neben uns stand. "Sie sind ein wunderbarer Mensch, Khun Dieter, und wir alle freuen uns auf eine gute Nachbarschaft mit Ihnen. Gute Nacht."

Dann gingen wir heim, und alle anderen Gäste folgten uns.

"Warum warst du so nett zu ihm?" fragte ich meine geliebte Nai, als wir zu Hause waren.

Ihre Antwort überraschte mich in höchsten Maßen: "Callolo, in solchen Situationen schmieren wir den Leuten gerne Honig ums Maul, damit sie ihn genüsslich ablecken können. Wer Honig leckt, der beißt nicht."

Diese kluge Lebensweisheit machten wir uns dann für diese Nacht mit großem Vergnügen auch zu eigen.

Callolo und seine Herzallerliebste und Angekommen in der Wirklichkeit

Callolo und seine Herzallerliebste

In 130 heiteren Kurzgeschichten hat Autor Carolus in zwei Büchern sich mit unterschiedlichen Erfahrungen, die sich aus dem Zusammenleben zwischen Thais und Farangs ergeben, verfasst. Die humorvollen Geschichten behandeln das Eheleben zwischen Nai und Callolo. Im Leben der beiden wird viel Toleranz abverlangt. Dass es trotzdem immer wieder ein Happy End geben kann, beweist der Autor, im ersten Buch, in vielen unerwarteten Entwicklungen. Im zweiten Werk hat der Autor seine „rosarote Brille“ abgenommen und erzählt auf ehrliche und gewohnt charmante Weise über Probleme und Schwierigkeiten, die in seiner nicht mehr ganz taufrischen Beziehung zu Nai entstehen.

Die beiden Taschenbücher können Sie im FARANG-Onlineshop bestellen.

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Heinz Bosing 03.05.20 11:58
Echt gute Geschichte, leider manchmal wahr.
Er schreibt echt toll. Und viele seine Geschichten kann ich gut nachempfinden.11 Jahre mit meiner Thai Frau.Sie ist immer noch zum verlieben.
Ich bin seit November Rentner, nach 40 Jahren Thailand, kann ich jetzt hier leben. Und das wichtigste hier sich gute soziale Kontakte auf zu bauen.
Die braucht man im Leben. Und ich habe schon einige wunderbare Menschen hier gefunden. Wo ?
Ich kann hier das Begegnungszentrum sehr empfehlen, In Huai Yai das Bistro CBB, wo sich Dienstags ab 14 Uhr DACH Freunde aber auch andere treffen. Auch eine Technik Gruppe mit Horst gibt es da. Man muss sich halt rühren um gute Kontakte zu bekommen.
Bedauerlich die, die schon morgen an der Bar sitzen und Bier trinken. Schade um die gute Zeit des Lebens, auch um sich geistig und seelisch zu entwickeln.
Beat Sigrist 03.05.20 10:38
Ich gebe diesem Dieter
keine 3 Jahr in seiner Villa bei einem solchen Mensch ohne Hirn. Ist doch auch schön, dann kann vielleicht seine Villa für den halben Preis einen neuen Besitzer bekommen.