Die Königin der Seerosen blüht nun wieder

Die Victoria cruziana hat die Trockenzeit wohl im Untergrund überlebt

Die stachligen Blätter der Riesenseerosen dehnen sich rasch aus und bedrängen teilweise die neuen Blüten. Fotos: hf
Die stachligen Blätter der Riesenseerosen dehnen sich rasch aus und bedrängen teilweise die neuen Blüten. Fotos: hf

Bestimmte tropische Fische und Frösche überstehen die Trockenzeit, indem sie sich eingraben und dergestalt übersommern. Bei gewissen Pflanzen ist eine ähnliche Strategie zu beobachten.

In Europa strukturieren die vier Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter die Vegetation. Hier in den Tropen sind drei Jahreszeiten auszumachen: Regenzeit, kühlere Zeit und Trockenzeit. Pflanzen und Tiere reagieren darauf, leben ganz damit.

Eine gute Zeit, um Ableger von Bananen zu gewinnen.
Eine gute Zeit, um Ableger von Bananen zu gewinnen.

Wer hat sie noch nie gehört? Nach den ersten heftigen Gewittern melden sich plötzlich und sehr stimmgewaltig die Ochsenfrösche zurück, aber auch Pflanzen haben ähnliche, wenngleich viel ruhigere Strategien des Überlebens während der Trockenzeit.

Trockenschlaf statt Winterschlaf

Scheintot stehen die riesigen Baobabs in der Trockenzeit in der Landschaft. Sie haben alle Blätter abgeworfen und sehen eher traurig aus. Dann verspüren sie Regentropfen, die ihnen auf die Glatze prasseln, bald darauf kommen die Blätter mit aller Macht zurück und die reifen Exemplare fangen jetzt zu blühen an. Später bilden sie dann die essbaren Früchte, falls der Regen reicht, und sonst werfen sie eben alles wieder ab.

Auch die Passionspflanzen (Passiflora edulis) brauchen Regentropfen, damit sie so richtig zu blühen anfangen und ihre leckeren Früchte produzieren. Mit Bewässerung bringt man sie durch die Tro­ckenzeit, aber Regen scheint eindeutig der Schlüsselreiz für das Blühen zu sein.

Auch die Bananen boten während der Trockenzeit ein Bild des Jammers, sahen fahl und kränklich aus. Doch jetzt geht es ihnen wieder gut und sie bilden auch zahlreiche Ableger. Da wir im Discovery Garden Pattaya momentan noch viel mehr Sorten kultivieren als im Garten zu Nong Khai, graben wir jetzt viele solche Ableger aus, lassen sie kräftige Wurzeln bilden und verpflanzen sie später in den Nordosten.

Die Plane um den Teich hält die gefräßigen Gänse fern.
Die Plane um den Teich hält die gefräßigen Gänse fern.

Das große Eisentor verros­tet im Regen hingegen rasant, sieht erbärmlich aus: Der neue Anstrich tut ihm sehr gut!

Unverhofftes, königliches Comeback

Die Riesenseerosen (Victoria cruziana) hatte ich schon völlig abgeschrieben, denn der kleine Weiher, wo sie im vergangenen Jahr noch kräftig wuchsen, war völlig ausgetrocknet. Wenn sie blühen, ist die Blüte während der ersten Nacht – sie fangen gegen Abend zu blühen an – weiß. Sie lockt mit ihren Düften Käfer an und schließt diese dann über Nacht in ihrer aufgeheizten Blüte zur Befruchtung ein. Wenn sie sich wieder öffnet wird sie am zweiten Tag rosa bis rot. Danach sinkt die befruchtete Blüte unter Wasser und bildet dort die großen essbaren Samen aus.

Die Samen bleiben nur keimfähig, wenn sie immerzu im Wasser sind. Deshalb war ich so überrascht, als ich die kleinen bräunlichen Blätter im nun wieder seichten Wasser des vordem ausgetrockneten Weihers sah. Die Königin der Seerosen muss somit über ein Rhizom verfügen, mit dem sie die Trockenzeit unterirdisch überstanden hat, denn aus Samen kann sie nicht entstanden sein.

Inzwischen ist sie stark gewachsen und die Riesenblätter haben auch den so typischen Rand produziert, der am Anfang noch gefehlt hat. Der Rand entsteht erst, wenn sie irgendwo „anstößt“. Die scharfen Stacheln an den Stielen und Blättern sind hingegen von Anfang an vorhanden. Erste Blüten haben sich ebenfalls gebildet. Jetzt könnten ihr eigentlich nur noch gefräßige Schnecken den Garaus machen.


Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail an hansfritschi1957[at]gmail.com oder besuchen Sie die Dicovery Garden Webseite oder Facebook.

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