Die Garantie

​Callolo und seine Herzallerliebste - Eine humorvolle Geschichte 

Die Garantie

Meine Herzallerliebste hat unsere Küche einer Generalreinigung unterzogen. Am Abend war Nai total fertig, aber überglücklich. Alles glänzte. Nur unser neuer Kühlschrank streikte. Ich untersuchte ihn soweit ich konnte, aber nichts regte sich mehr. Ich konstatierte einen Totalschaden und sagte: "Kein Drama, Schatz, wir haben darauf noch Garantie."

"Und wo ist die Garantiekarte?"

"Die musst du haben."

"Nein, du."

Wir suchten beide vergeblich in unseren Unterlagen.

Dann meinte meine Herzallerliebste: "Callolo, vielleicht hast du sie mit den anderen Unterlagen in eine Plastikfolie getan und hinten angeklebt."

Sie hatte recht, die Gute. Ich las die Garantie-Erklärung, die in zwölf Sprachen abgefasst war, nur nicht in Deutsch. Schließlich gab es eine Telefon-Nummer, an die man sich wenden konnte. Ich wählte diese Nummer.

"Willkommen in unserem internationalen Call-Center. Bitte gedulden Sie sich einen Augenblick. Sie werden sofort weiterverbunden."

Pause.

"Hier ist die Zentralstelle. Bitte, geben Sie Ihr Problem an. Handelt es sich um eine Auskunft, wählen Sie die 1. Handelt es sich um einen Neukauf, wählen Sie die 2. Handelt es sich um eine Reklamation, wählen Sie die 3."

Ich wählte die 3.

"Hier ist die Reklamations-Abteilung. Handelt es sich um einen Computer oder Laptop, wählen Sie die 1. Handelt es sich um Fernseher oder Radios, wählen Sie die 2. Handelt es sich um Küchengeräte aller Art, wählen Sie die 3."

Erneut wählte ich die 3.

"Hallo, Sie sind verbunden mit der Reklamationsabteilung für Küchengeräte.

"Und was muss ich jetzt wählen?"

"Nichts, Sie sind am Ziel."

"Heißt das, ich spreche nicht mit einem Computer, sondern mit einem Menschen?"

"So ist es."

"Toll. Wie heißen Sie?"

"Mein Name ist Singh Dayjey."

"Und wo befinden Sie sich zur Zeit?"

"In der Kundenbetreuungs-Zentrale in Mumbai."

"Ich bin begeistert."

"Was ist Ihr Anliegen?"

"Unser Kühlschrank streikt."

"Geben Sie bitte die Garantie-Nummer an."

Ich gab sie ihm.

"Bitte, Name und Adresse."

Pause.

"Sie haben Ihren Kühlschrank vor sieben Monaten in Pattaya gekauft."

"Das stimmt."

"Welches Problem haben Sie mit ihm?"

"Er arbeitet nicht mehr. Alle Funktionen sind außer Betrieb."

"Verstanden. Bitte, senden Sie den Kühlschrank in der Original-Verpackung an unsere thailändische Kunden-Zentrale in Udon Thani."

"Wie bitte?"

Er wiederholte seine Aufforderung.

Ich sagte: "Hören Sie mal. Spinnen Sie? Glauben Sie etwa, ich bewahre die Original-Verpackungen aller Geräte, die ich kaufe, über Monate auf?"

"Sorry, Sir, so steht es in unserer Garantie-Erklärung."

"Dann wischen Sie sich mit Ihrer Garantie-Erklärung Ihren Allerwertesten ab!"

Damit beendete ich das Gespräch und bat meine Herzallerliebste um ein Bier. Langsam beruhigte ich mich wieder. Ich fragte Nai nach der Marke unseres Kühlschranks und suchte im Telefonbuch, ob es in Pattaya diese Firma gab. Es gab sie. Ich rief an, und nachdem ich mein Problem geschildert hatte, sagte eine freundliche Frauenstimme: "Wir schicken sofort einen Fachmann vorbei."

Er kam nach einer halben Stunde, sah sich kurz um, steckte den Stecker wieder in den Stromanschluss und verabschiedete sich nach zwei Minuten mit einem fröhlichen Grinsen.

"Aber warum, Schatz", fragte ich und war über mich selbst ebenso verärgert wie über Nai.

"Ich wollte doch auch unterm Kühlschrank sauber machen, und dazu musste ich den Stecker rausziehen."

"Aber was man rauszieht, muss man doch auch wieder reinstecken."

"Ich weiß, Callolo, ich habe es einfach vergessen."

"Dann üben wir das in Zukunft öfter."

Meine Herzallerliebste strahlte und steckte mir eine Salzstange in den Mund.

Hat sie mich falsch verstanden, oder tut sie nur so?

Callolo und seine Herzallerliebste und Angekommen in der Wirklichkeit

Callolo und seine Herzallerliebste

In 130 heiteren Kurzgeschichten hat Autor Carolus in zwei Büchern sich mit unterschiedlichen Erfahrungen, die sich aus dem Zusammenleben zwischen Thais und Farangs ergeben, verfasst. Die humorvollen Geschichten behandeln das Eheleben zwischen Nai und Callolo. Im Leben der beiden wird viel Toleranz abverlangt. Dass es trotzdem immer wieder ein Happy End geben kann, beweist der Autor, im ersten Buch, in vielen unerwarteten Entwicklungen. Im zweiten Werk hat der Autor seine „rosarote Brille“ abgenommen und erzählt auf ehrliche und gewohnt charmante Weise über Probleme und Schwierigkeiten, die in seiner nicht mehr ganz taufrischen Beziehung zu Nai entstehen.

Die beiden Taschenbücher können Sie im FARANG-Onlineshop bestellen.

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Leserkommentare

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