Die Fiesta ist aus

aber der Hype um Pamplonas wilde Stiere lebt

Foto: epa/Villar LÓpez
Foto: epa/Villar LÓpez

PAMPLONA (dpa) - Zum Abschluss der Stiertreiben von Pamplona ging es am Sonntag hoch her. Ein launischer Kampfbulle scherte aus und sorgte für die wohl wildeste Hatz 2019. In Spanien gibt es nach wie vor einen Hype um das Spektakel - auch wenn einige Läufer von einer «Farce» sprechen.

Mit dem gefährlichsten aller acht Stiertreiben und drei auf die Hörner genommenen Läufern ist am Sonntag das traditionelle «Sanfermines»-Fest im nordspanischen Pamplona zu Ende gegangen. Der unbestrittene Protagonist der Hatz war der braune Kampfbulle Rabanero, mit stolzen 640 Kilogramm das mächtigste Tier auf der Strecke. Nachdem er kurz zu Boden gegangen war, blieb der Stier hinter der Gruppe zurück und verletzte in einem wilden Lauf mehrere Teilnehmer, die bei dem Spektakel ihren Mut unter Beweis stellen wollten.

Ein 30-jähriger Australier wurde am linken Bein aufgespießt und durch die Luft gewirbelt. Ein weiterer Australier und ein junger Mann aus Madrid bekamen die Hörner Rabaneros ebenfalls zu spüren. Zwei Teilnehmer hätten zudem Prellungen und Quetschungen erlitten, teilten die Ärzte mit. Insgesamt wurden somit 35 Läufer bei «San Fermín 2019» im Krankenhaus behandelt, mehrere mussten sich Operationen unterziehen.

Das Volksfest, das der Stierkampf-Fan Ernest Hemingway in seinem Roman «Fiesta» (1926) so schwärmerisch beschrieben hat («Man tanzte und trank unentwegt...»), sorgt trotz aller Kritik von Tierschützern weiterhin für einen Hype, zumindest in Spanien. Aber auch Tausende Touristen aus aller Welt - speziell aus Europa, Australien und den USA - reisen alljährlich an, um die Stiere die fast 880 Meter lange Strecke in die Arena rennen zu sehen oder selbst ihren Mut zu testen.

Der staatliche Fernsehsender RTVE, der die Hatz traditionell jeden Morgen um 8.00 Uhr live überträgt, entsandte eigens 80 Mitarbeiter nach Pamplona. Mit 29 Kameras wurde jeder Moment der berühmt-berüchtigten «Encierros» festgehalten, bei denen Stiere und Menschen über vier Abschnitte quer durch die kurvige Altstadt Pamplonas jagen: Santo Domingo (280 Meter), Mercaderes (100 Meter), Estafeta (300 Meter) und Telefónica (120 Meter) heißen die berühmten Teilstücke, deren Namen jeder «Fiesta»-Fan kennt.

Im Anschluss gibt es Zeitlupeneinstellungen und Expertenrunden sowie Gespräche mit Züchtern und Mozos (Läufern), während Ärzte bei Live-Schalten in die Klinik vom Zustand der Verletzten berichten. Das Rote Kreuz behandelt gleich vor Ort die, die mit leichteren Blessuren davongekommen sind. Blut bekommen die Fernsehzuschauer dabei fast jeden Tag zu sehen. Dennoch: Todesopfer - zumindest menschliche - gab es schon seit 2009 nicht mehr zu beklagen. Seit 1924 sollen es insgesamt 15 gewesen sein. Die Stiere hingegen sterben am Abend bei der «Corrida», wenn ein Torero ihnen den Todesstoß versetzt.

Das ruft seit vielen Jahren Tierschützer auf den Plan, die jedes Jahr wenige Tage vor dem Startschuss mit aufsehenerregenden Aktionen vor dem Rathaus protestieren. «Wir leben im Jahr 2019. Kein Lebewesen sollte qualvoll erstochen werden, damit sich ein lauter Mob daran ergötzen kann», hieß es auf der Webseite der Organisation Peta.

Einen Aufstand ganz anderer Art gab es hingegen am Donnerstag: Gleich mehrere Pamplona-Veteranen, die seit Jahren mit den Stieren rennen, kritisierten die heutigen «Encierros» als «verfälscht» und «Betrug» - und versammelten sich deshalb zu einem kurzen Sitzprotest. Das Portal «Navarra.com» sprach von einer «historischen Rebellion».

So mache es der Einsatz von extrem schnellen Leitochsen, die den Stieren das Tempo vorgeben, heute fast unmöglich, noch vor den in rasendem Tempo durch die Straßen preschenden Tieren herzulaufen, monierten die Männer. Zudem werde der Straßenbelag mit einem Anti-Rutschmittel behandelt, was die Tiere noch schneller mache. Die Bullentreiben seien somit zu einer «Farce» verkommen, hieß es.

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Hans-Dieter Volkmann 19.07.19 04:33
TheO Swisshai 18,07.19 22:42
Werter Herr Swisshai, was für einen Kommentar haben Sie denn von mir gelesen? Jede einzelne Zeile von Ihnen hat meinen Kommentar vom 18:07.19 , bezüglich Th. Knauer, inhaltsmäßig absolut verfehlt. Es scheint mir schon etwas verwirrt eine wissenschaftlich gesicherte Darstellung mit Glauben zu verwechseln. Wie Herr Franke schon erwähnte, hat jeder Mensch die Möglichkeit sich über diverse Themen vorher zu informieren. Daran hat es wohl gehapert.
Jürgen Franke 19.07.19 04:32
Herr Volkmann, sich zu informieren, bedeutet
nicht unbedingt, das zu verinnerlichen, was Wissenschaftler von sich geben, denn zu oft wurde in den letzten 60 Jahren der Weltuntergang bereits vorausgesagt. Auch ein Prof. Lesch musste seine Aussagen bezüglich des von Menschen versursachten Klimawandels mehrfach revidieren. Nur Hellseher werden Ihnen erklären können, was in 5 Milliarden Jahren passiert, aber keine Wissenschaftler. Daran zu glauben, bleibt Ihnen jedoch selbstverständlich unbenommen. Die Nutzung von Informationsquellen ist jedoch nur dann möglich, wenn die Bereitschaft besteht, seinen Horizont zu erweitern. Bornierten Menschen wird das bedauerlicherweise nicht gelingen.
TheO Swisshai 18.07.19 22:42
@ Hans-Dieter Volkmann / Glaube
Sie verwechseln da Glaube mit Wissen. Wissen muss belegt sein, glauben kann man was man will auch wenn es noch so daneben ist. So glauben gewisse Leute zu wissen, dass Märtyrer im Paradies mit 72 Jungfrauen landen und andere dass 144.000 der von Gott als „treu“ befundenen Menschen nach dem Tod unsterbliches Leben im Himmel erhalten werden. Das hat aber alles überhaupt nichts mit Wissenschaft zu tun.
Hans-Dieter Volkmann 18.07.19 15:20
Thomas Knauer 16.07.19 21:38
Sehr geehrter Herr Knauer, Sie behaupten: "Die Welt wird spätesten nach dem Erkalten der Sonne alles Leben verlieren." Wie Herr Franke schon erwähnte hat jeder Kommentator die Möglichkeit sich zu informieren. Ich will Ihnen einmal meinen Informationsstand, aus wissenschaftlicher Sicht mitteilen, welcher ihre Behauptung durchaus widerlegen kann. Es gilt als gesichert, spätestens in 5 Milliarden Jahren erlischt die Sonne. Vorher wird der Planet Erde von der sich ausdehnenden Sonne vereinnahmt. Es gilt aber auch als gesichert, das in ca 4 Milliarden Jahre, also 1 Milliarde Jahre bevor die Sonne erlischt, die benachbarte Andromeda-Galaxie mit der Milchstraße-Galaxie zusammenstößt. Auch die Erde wird davon betroffen sein. Aber keine Angst. Die Erde wird wohl nur auf einen neuen Platz geschoben. Wieder für mich ein Beweis das Wissenschaft und Bibel (die Erde wird ewig Bestand haben) sich nicht widersprechen.
Hans-Dieter Volkmann 17.07.19 18:28
Jürgen Franke 17.07.19 04:25
Wie wahr Herr Franke. Jeder kann sich informieren und seine Bildung fördern. Nur die meisten Menschen nutzen die vielen Informationsquellen nicht und bleiben ein Leben lang ahnungslos.
Jürgen Franke 17.07.19 04:25
Herr Volkmann, dass jeder Mensch einen
freien Willen hat und über sein Verhalten selbst entscheidet, ist doch unbestritten. Jeder Mensch hat jedoch auch die Möglichkeit, sich zu informieren, um seinen Horizont zu erweitern und um sich weiter zu bilden.
Jürgen Franke 16.07.19 23:27
Beruhigt Euch: Der Weltuntergang kann
lediglich nur noch von der CO2 Steuer aufgehalten werden.
Thomas Knauer 16.07.19 21:38
Herr Volkmann
selbstverständlich bleibt es jedem unbenommen im Teebeutel dem Kaffeesatz oder irgendwelchen Märchenbüchern Zeichen zu sehen und auch die daraus resultierenden Schlüsse zu ziehen und umzusetzen, solange er damit keinen anderen stört oder irgendwelche Missionierung vornimmt.
Die Welt wird spätestens nach dem erkalten der Sonne alles Leben verlieren, die Menschen werden aber dann schon lange nicht mehr sein. Wie jede andere Art in Flora und Fauna ist in ihrem Entstehen schon der Untergang festgelegt. Das einzig bemerkenswerte ist das die Menschheit wohl die einzige Art ist die sehenden Auges ihren Untergang fördert, indem sie mehr Ressourcen verbraucht als nachwachsen.
Sicher unangenehm für die Menschheit, dem Planeten allerdings und dem großen Ganzen sicher vollkommen gleichgültig.
Mike Dong 16.07.19 21:34
@Hr.Franke / Weltuntergang steht bevor ?
Warum so negativ Herr F. ? Schlagen Ihnen diese ganzen Verschwörungen auf Ihr Gemüt ? Weltuntergangsfantasie ? Wird uns wieder etwa etwas vorenthalten. Zum Thema: Ich habe einige Jahre in Madrid u Barcelona gelebt u war oft beim Stierkampf mit Arbeitskollegen. Tut für mich nichts, aber ich kann die Emotionen der Spanier schon verstehen. Stichworte sind Macho, Stolz, Folklore.
Jürgen Franke 16.07.19 10:36
Es ist schon unglaublich, wofür sich
einige Menschen begeistern können, die offensichtlich noch nicht begriffen, dass der Weltuntergang bevorsteht.