Die deutsche Stimme von Ben Kingsley ist tot

Trauer um Peter Matic

Foto: epa/Hans Klaus Techt
Foto: epa/Hans Klaus Techt

WIEN (dpa) - Am liebsten spielte Peter Matic fiese Charaktere. Er selbst war dagegen großzügig, bescheiden und zuvorkommend, sagen seine Wegbegleiter. Mit 82 Jahren ist der Schauspieler und Synchronsprecher gestorben.

Er lieh Gandhi im gleichnamigen Filmepos seine Stimme, verkörperte am Wiener Burgtheater 85 Rollen: Peter Matic stand sechs Jahrzehnte auf Theaterbühnen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, wurde zudem als Synchronsprecher des britischen Schauspielers Ben Kingsley (75, «Gandhi», «Schindlers Liste») bekannt. Am Dienstag wollte er sich mit einer Rolle im Stück «Liebesgeschichten und Heiratssachen» vom Wiener Burgtheater verabschieden. Nun ist Matic wenige Tage zuvor im Alter von 82 Jahren gestorben.

«Mit Peter Matic verlieren wir einen einzigartigen Schauspieler, aber jenseits des künstlerischen Verlustes trauern wir um einen der nobelsten, freundlichsten, großzügigsten Kollegen, der dieses Credo in seiner täglichen Arbeit im Umgang mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieses Hauses lebte», heißt es in der Mitteilung des Burgtheaters, die das Haus am Freitag verschickte. Sein Tod am Donnerstag sei völlig überraschend gewesen. «Das Burgtheater ist in tiefer Trauer.»

Das Theater war zuletzt die künstlerische Heimat des Österreichers, der am 24. März 1937 in Wien geboren wurde. Begonnen hatte seine Karriere nach der Schauspielausbildung (1960 bis 1968) aber am Wiener Theater in der Josefstadt, später stand er unter anderem auf den Bühnen der Münchner Kammerspiele und des Berliner Schillertheaters. Die Zeit am Schillertheater - insgesamt waren es 22 Jahre - nannte er einmal «das Filetstück meines Lebens». Dort spielte Matic im «Hauptmann von Köpenick» genauso wie in Arthur Millers «Hexenjagd», erst nach 50 Rollen war Schluss.

Es folgte der Wechsel ans Burgtheater, wo er 1993 in der österreichischen Erstaufführung des Stücks «Kroatischer Faust» erstmals auf der Bühne stand. Ab 1994 gehörte Matic dann dem Ensemble an. Besonders wohl fühlte er sich immer gerade in den Rollen, in denen er als zutiefst freundlicher Mensch einen fiesen Charakter spielen durfte, erzählte er einmal. «Das Boshafte schlummert in uns allen.» Seit den 1960er Jahren war er obendrein in fast 100 TV-Produktionen zu sehen.

Ein weiteres Feld erschloss sich Matic als Synchronsprecher und Vorleser von drei Dutzend Hörbüchern. Für seine Lesung von Marcel Prousts «Auf der Suche nach der verlorenen Zeit» - das Werk hat mehrere tausend Seiten - erhielt er den Preis der Deutschen Schallplattenkritik. Dass er auch Humor besaß, bewies er mit einem späteren Kommentar zu diesem Werk: «Ich bin wohl der Einzige, der beweisen kann, dass er alle sieben Bände gelesen hat.»

Vor allem in Erinnerung bleiben wird Matic als deutsche Stimme des britischen Schauspielers Ben Kingsley, dem er über Jahrzehnte seine Stimme lieh und damit auch an Erfolgen wie «Gandhi», «Schindlers Liste» und «Elegy» beteiligt war.

«Peter Matic war ein Grandseigneur, sowohl künstlerisch als auch menschlich, ohne sich als solcher zu gebaren», sagte Dominique Meyer, Direktor der Wiener Staatsoper, am Freitag laut einer Mitteilung. Auch dort stand Matic einige Male auf der Bühne. «Wir sind sehr dankbar über die gemeinsamen vergangenen Jahre - und werden ihn nun schwer vermissen.»

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