Der Circus Knie ist jetzt, im Herbst, zur falschen Zeit, auf dem Sechseläutenplatz ein Symbol für eine Welt aus den Fugen.
Wenn die Blätter sich verfärben und schließlich fallen, weiß jedes Kind in Europa, dass der Herbst endgültig Einzug gehalten hat und der Winter vor der Tür steht. Thais und andere Tropenbewohner kennen dieses Phänomen nur vom Hörensagen. Farblich verpassen sie zwar ein Spektakel, doch die sich nun in der Schweiz breitmachende Kälte geht mir persönlich so durch Mark und Bein, dass ich jetzt nach Thailand zurückkehren will und auch bereit bin, die 14-tägige Quarantäne auf mich zu nehmen.
Fest der Farben, viele Augenweiden
An einer Führung im Botanischen Garten hat kürzlich Martin Spinnler das Phänomen der Herbstverfärbungen erläutert. Im Winter, wenn der Boden gefroren ist, können die Bäume kein Wasser mehr aufnehmen und somit die Blätter nicht mehr damit versorgen. Im Herbst beginnt deswegen der Lock-Down, die Blätter verfärben sich – sehr zu unserem Ergötzen – doch ohne biologische Gründe. Das farblich spektakuläre Blühen im Frühling hingegen hat klar eine biologische Funktion, es soll die diversen Bestäuber anziehen.
Es ist in Zürich immer noch schön, bei sonnigem Wetter den Limmat und den See entlang zu spazieren, aber es gibt momentan auch äußerst düstere Wolken am Horizont. Die zweite Covid-Welle hat Europa und die Schweiz ganz besonders erfasst. Eine depressive Stimmung herrscht, ein zweiter Lock-Down steht vor der Tür. Als wenn das ein Symbol für den aufkommenden Katzenjammer wäre, eben wurde das muntere Karussell von der Gemüsebrücke für den bevorstehenden Winter eingemottet, sprich entfernt.
Adventskränze und Weihnachtsbäume
Es gibt zwar noch farbenfrohe Blumensträuße, große Hortensien oder orange Physialis auf dem schönen Markt am Bürkliplatz und auch saisonale Spezialitäten wie Baumnüsse, Most und Pilze jeglicher Art. Aber für die aufziehende frostige Jahreszeit stehen sicher eher die durchaus prächtigen Kranzgebilde und bald schon werden dann auch wieder Weihnachtsbäume herumstehen. Bei einem Spaziergang über Land bin ich zufällig an einer Plantage für Weihnachtsbäume vorbeigekommen. Ein richtig schöner, großer Weihnachtsbaum hat schon so zehn Jahre auf dem Buckel und dann auch einen stolzen Preis, wie ja fast alles hier in Zürich.
Die im Frühling geborenen Jungschwäne sind kräftig gewachsen und legen sich momentan ein noch dichteres Gefieder zu, um den kommenden Winter möglichst heil zu überstehen. Sie werden von älteren Damen mit Brotresten gefüttert, fast so ein Volkssport hier, wie das Füttern von Fischen in Thailand, das das Karma verbessert.
Also für mich wird es nun wirklich höchste Zeit, nach Thailand zurückzukehren. Die Alternative, eine Brasilienreise, habe ich inzwischen verworfen. Die Kriminalität dort ist wirklich sehr hoch und auch die Covid-19-Durchseuchung sowie die schlechte Gesundheitsversorgung sind auch keine guten Argumente.
Ich denke, ich kann schon bald nach Thailand, in meine zwei wunderbaren Gärten, zurück. Ich halt die FARANG-Leser auf dem Laufenden.
Hans Fritschi, Jahrgang 1957, ist ehemaliger Journalist und Buchautor, er lebt seit 1991 in Thailand. Mehrere Monate des Jahres reist er in der Welt herum, den Rest verbringt der Hobbygärtner in Pattaya und Nong Khai. Falls Sie Fragen und Anregungen an unseren Gartenkolumnisten haben, oder seinen Garten mal anschauen möchten, schicken Sie ihm eine E-Mail an oder besuchen Sie die Dicovery Garden Webseite oder Facebook. Für unterhaltsame und interessante Gartengeschichten in Bild und Ton besuchen Sie Hans Fritschis YouTube-Kanal – Teilen, Liken & Abonnieren erwünscht!